Mutiert
dann glaube ich ihr«, sagte Lila besorgt.
Der Arzt runzelte die Stirn. » Sie meinen …«
Lila nickte. » Ich befürchte, dass unser Virus mutiert sein könnte.«
» Genetische Mutation?«
» Ich bin keine Virologin, aber ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass Viren, wenn sie auf andere Viren stoßen, durchaus in der Lage sind, genetische Informationen auszutauschen.«
Der Militärarzt blickte besorgt. » Sie meinen, das Virus hat andere Übertragungseigenschaften angenommen?«
Lila seufzte. » Wir sollten diese Möglichkeit jedenfalls in Betracht ziehen.«
Der Militärarzt fasste sich an die Stirn. » Das würde bedeuten, dass wir die Patienten isolieren und die Behandlungen mit Schutzanzügen durchführen müssten, ich werde sofort Kommandeur Santoro unterrichten.«
Der Militärarzt wandte sich um und eilte davon.
» Ich habe so etwas befürchtet«, stöhnte Lila. » Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Das Virus wird sich ausbreiten, und wir haben keine Chance, diese Entwicklung einzudämmen. Es wird nun weitergereicht wie eine Grippe.«
Der Cabo blickte zu Violante. » Werden wir ihr helfen können?«
Lila zuckte mit den Schultern. » Vielleicht ist das neue Präparat dazu in der Lage. Ich habe gehört, es soll direkt aus den Labors der amerikanischen Gesundheitsbehörde stammen. Es ist nur die Frage, ob es in ausreichendem Maß vorhanden ist oder ob es sich nur um ein Gerücht handelt.«
Der Cabo wandte sich zum Gehen. Lila zögerte. » Ich werde noch hier bei Violante bleiben«, sagte sie. » Auch wenn sie manchmal ein klein wenig kratzbürstig wirkt, ist sie doch eine treue Freundin. Ich konnte mich in der Klink immer auf sie verlassen, während Doktor Williamson stets gegen mich arbeitete.«
» Aber du bist müde, du musst schlafen, die anderen Patienten brauchen dich ebenfalls.«
» Keine Sorge, ich komme schon klar«, erwiderte Lila und richtete ihren Mundschutz, während Schwester Violante regungslos auf ihrem Bett lag und auf den Tod wartete.
Samstown, Mama Dolitas Inn, Louisiana, USA
Mama Dolitas Inn war kein Gasthaus im eigentlichen Sinne, es war ein einfaches und schmuckloses Wohnhaus mit einem Nebengebäude, einer ehemaligen Scheune, die zu kleinen Appartements umgebaut worden war. Vier kleine Wohneinheiten gab es dort, außerdem noch zwei Gästezimmer im Wohnhaus. Mama Dolita selbst war eine dunkelhäutige Frau, um die sechzig Jahre alt, die wohl an die zweihundert Pfund wog. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als Gene, doch versprühte sie eine Energie, die er ihr bei dieser Körperfülle nicht zugetraut hätte.
Als er das weiß getünchte Haus mit den schmutzig braunen Flecken an der Fassade betrat, empfing sie ihn mit ihrem breiten Louisiana-Dialekt, als würden sie sich schon Jahre kennen. Mama Dolita war das, was viele eine gute Seele nannten. Als sich Gene nach einem Zimmer erkundigte, kam sie bereits mit dem Schlüssel hinter dem kleinen Tresen hervor, der im Eingangsbereich stand, und lotste ihn durch die Tür zu einem Appartement. In dem Zimmer gab es ein breites Bett, das mit sauberen, weißen Laken bezogen war, einen kleinen Schreibtisch und einen einfachen Stuhl.
» Ich hoffe, es gefällt Ihnen«, sagte sie. » Es ist nichts Besonderes, aber für zehn Dollar die Nacht muss man selbst in dieser gottverlassenen Gegend weit laufen. Es gibt auch eine Dusche und eine Toilette auf dem Gang.«
Gene nickte. » Es wird reichen.«
» Wie lange bleiben Sie?«
Er zuckte mit den Schultern. » Ich kann es noch nicht sagen, ich bin Vertreter und weiß noch nicht, wie die Geschäfte laufen werden.«
» Vertreter?« Mama Dolita zog die Augenbrauen hoch. » Frauenbesuch ist nicht gestattet, außerdem habe ich es nicht gerne, wenn hier in den Zimmern geraucht wird. Ansonsten fühlen Sie sich einfach wie zu Hause. Sie müssen hungrig sein. Ich habe Jambalaya auf dem Herd. In einer Stunde können Sie essen.«
Gene bedankte sich, nahm seinen Schlüssel in Empfang und wartete, bis Mama Dolita das Zimmer verlassen hatte. Er zog sein durchgeschwitztes Hemd aus und warf sich auf das Bett.
Nachdem er geduscht und sich frisch gemacht hatte, verließ er das Appartement. Das Hungergefühl kroch vom Magen über seine Speiseröhre direkt in sein Gehirn, und er war gespannt, was Mama Dolita auf den Tisch zaubern würde. Er betrat das Haus und ließ die schwüle Hitze hinter sich. Angenehm kühl war es, als er den Flur entlangging und dem Lärm der Töpfe folgte. In einem kleinen
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