Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
die den Krankheitsverlauf beeinflussten und die Überlebenschancen der Erkrankten erhöhten, aber der Mikrokosmos, in den die Virenforscher eindrangen, war noch immer rätselhaft und in manchen Fällen absolut tödlich. Das Auftauchen dieses neuen, bislang unbekannten Level- 4 -Virus hatte die Spezialisten der WHO beunruhigt. Obgleich die Organisation den Ausbruch des Jatapu-Virus bislang lediglich in die Pandemiewarnstufe vier einstufte, lagen die Nerven vieler Verantwortlicher dennoch blank. Denn die hohe Letalitätsrate sprach dafür, dass es sich um einen äußerst gefährlichen Gegner handelte, der möglicherweise sogar noch tödlicher war als beispielsweise das Ebola-Virus.
    Luisa wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Reifen der EMB 110 den Boden berührten und ein Ruck durch das kleine Passagierflugzeug lief.
    » Wir treffen uns umgehend mit Coronel Santoro«, rief Professor Sander. » Er befindet sich nicht in der Stadt und will uns abholen lassen. Sein Hauptquartier ist auf einem Schiff. Offenbar traut er dem Frieden nicht.«
    » Er hat wohl Angst, dass er sich anstecken könnte«, bemerkte Luisa.
    » Kann wohl sein.«
    Nachdem die Maschine auf der Landebahn ausrollte, näherten sich zwei Geländewagen des Militärs.
    Professor Sander löste seinen Sicherheitsgurt und erhob sich.
    » Ziehen wir frohen Mutes in die Schlacht!«
    Luisa stand auf und folgte dem Rest des Teams zur Tür, die bereits von einem Besatzungsmitglied geöffnet wurde. Als sie nach draußen trat, empfing sie eine feuchte Hitze. Die Stadt lag unter dem undurchdringlichen Schirm einer dumpfen Schwüle. In den Straßen waren nur Soldaten zu sehen. Ein Schützenpanzer stand vor der Zufahrt zum Flugfeld, und zwei uniformierte Posten mit schweren Maschinenpistolen patrouillierten auf dem Feldweg entlang der Landebahn.
    Luisa ging die Stufen der Leiter hinunter, ein bedrückendes Gefühl hatte ihre Magengegend erfasst. Noch etwas fiel ihr auf, als sie auf die Geländewagen zuging: Es herrschte eine unheimliche Stille, nicht einmal das Gezwitscher von Vögeln war zu hören. Professor Sander hatte wohl recht, hier tobte ein Krieg, der selbst die Natur erfasst hatte.

23
    White Castle, Louisiana, USA
    Gene hatte sich nach dem reichlichen Essen kurz hingelegt und auf den Abend gewartet. Das Gespräch mit Mama Dolita und Terence über diesen Hastings hatte ihn endgültig davon überzeugt, dass er hier an der richtigen Adresse war: ein halbseidener Flugzeugpilot, der sich für nichts zu schade ist, und ein ominöser Geschäftsmann mit Verbindungen nach Mittel- und Südamerika, dazu noch mit eigenem Flughafen – das passte alles zusammen wie die Faust aufs Auge.
    Nun musste sich Gene nur noch klar darüber werden, wie er bei seinen weiteren Nachforschungen vorgehen sollte. Auf alle Fälle war es erst einmal wichtig, die Lage zu sondieren. Und genau zu diesem Zweck streifte er seine dunkle Hose und das dunkle Shirt über und verließ kurz nach Anbruch der Dunkelheit seine Unterkunft.
    Von Mama Dolita hatte er sich beiläufig den Weg erklären lassen, doch als er auf der Bowie Street in Richtung White Castle fuhr, fiel ihm schon von weitem das Lichtermeer jenseits der Straße auf. Laternen erhellten die Nacht entlang der Straße, doch sie waren nicht zur Straße hin gerichtet, sondern erleuchteten das Areal hinter einer hohen Mauer, das sich parallel zur Straße erstreckte. Dort residierte Joseph T. Hastings. Gene fuhr an einem großen schmiedeeisernen Tor vorbei, vor dem ein Jeep parkte. Zwei Männer standen neben dem Wagen und unterhielten sich. Joe Hastings musste viel Wert auf Sicherheit legen, wenn er sich bei Tag und Nacht bewachen ließ.
    Offenbar war an der Börse sehr viel Geld zu verdienen. Oder hatte es mit diesen Vorsichtsmaßnahmen eine andere Bewandtnis auf sich?
    Gene fuhr weiter und bog hinter einem kleinen Wäldchen rechts ab. Dort stoppte er den Wagen und stieg aus. Er hätte sich ein Fernglas besorgen sollen, denn so wie es aussah, erstreckte sich die Mauer rund um das gesamte riesige Anwesen. Sogar ein Fußweg war entlang der Mauer angelegt, auf dem er einen Mann mit Hund sah. Mama Dolita hatte nicht übertrieben. Fort Knox wurde wohl kaum besser bewacht.
    Gene ging zurück zur Straße und bog in Richtung White Castle ab. Von weitem konnte er hinter der grauen Mauer das Obergeschoss einer Villa erkennen, deren Fenster hell erleuchtet waren. Hastings hatte sich offenbar ein Schloss mitten in die Landschaft gebaut. Er setzte

Weitere Kostenlose Bücher