Mutiert
dass dieses Virus sehr gefährlich ist.«
» Ich dachte, das Virus ist bereits bestimmt worden«, wandte Professor Sander ein.
» Das ist so nicht richtig«, entgegnete Doktor Braga. » Im Onkologischen Zentrum in Manaus konnte lediglich festgestellt werden, dass es sich um eine Viruserkrankung handelt und dass das Virus einen verheerenden Einfluss auf unsere Zellstruktur haben kann. Aber leider ist das dortige Labor für differenzierte Analysen nicht ausgestattet.«
» Welche Untersuchungen wurden vorgenommen?«, fragte Professor Sander.
Doktor Braga schob ihm einen Aktenordner zu. » Hier sind alle Untersuchungen dokumentiert, die bislang erfolgt sind. Leider ohne Ergebnis.«
» Wir stehen also noch immer am Anfang?«
» Wenn Sie so wollen.«
Coronel Santoro meldete sich zu Wort. » Zumindest scheint es, dass wir durch unsere Maßnahmen die weitere Ausbreitung eindämmen konnten. Aus anderen Regionen sind keine Meldungen bekannt, und die Zahl der Infizierten nimmt ab.«
» Aber wir stehen vor einem neuen Problem«, mischte sich Lila Faro ein. » Wir gingen davon aus, dass sich das Virus durch eine Schmierinfektion weiterverbreitet, doch jetzt überträgt es sich offenbar durch eine einfache Tröpfcheninfektion …«
» Das ist doch Blödsinn«, fiel ihr Doktor Braga ins Wort. » Dafür gibt es keinerlei Beweise.«
» Die Erkrankung von Schwester Violante ist der Beweis, sie ist eine überaus erfahrene …«
» Nichts als Spekulation«, unterbrach Doktor Braga erneut. » Sie kann sich auf dem üblichen Wege infiziert haben. Wie oft sind wir im Stress, und es geht etwas schief? Man vergisst die Ausrüstung oder verletzt sich an einer blutigen Nadel. Das ist schnell passiert.«
» Nicht bei Schwester Violante«, widersprach Lila.
Professor Sander runzelte die Stirn. » Wo ist Schwester Violante jetzt?«
Doktor Braga räusperte sich. » Wir haben sie isoliert. Uns stehen zwei Vollisolationseinheiten zur Verfügung.«
» Ich würde sie mir später gerne anschauen, aber zuvor möchte ich gerne wissen, wo sich die erste Infektion ereignet hat.«
Coronel Santoro wandte sich an Silveira Jesus, den Cabo. » Berichten Sie, was auf Ihrer Patrouille auf dem Rio Jatapu geschehen ist!«
Der Corporal nickte und begann von seiner Patrouillenfahrt auf dem Rio Jatapu in allen Einzelheiten zu berichten. Professor Sander und die anderen lauschten dem beinahe einstündigen Bericht. Ab und zu stellte er eine Zwischenfrage und notierte sich auf einem Notizblock wichtige Details. Als der Cabo von dem Zwischenfall in Brás berichtete, wandte sich Professor Sander an den Kommandanten.
» Weiß man, was mit den Bewohnern der Stadt geschehen ist?«
» Wir haben ein Kommando dorthin entsandt«, entgegnete Santoro. » Einige der Bewohner waren infiziert, aber in erster Linie war es wohl eher eine Panik, die dazu führte, dass sich die Leute in ihren Häusern verbarrikadierten und sogar von der Schusswaffe Gebrauch machten, als sich Fremde näherten. Sie müssen verstehen, diese Menschen leben in der Einsamkeit und sind von einer feindlichen Umwelt umgeben. Noch dazu sind einige sehr abergläubisch. Mittlerweile ist die Lage in der Stadt unter Kontrolle.«
» Und diese Niederlassung am Rio Jatapu war nirgends verzeichnet?«
Santoro schüttelte den Kopf. » Es gibt hier allerlei Glücksritter, die sich im Dschungel herumtreiben, um nach Gold zu schürfen oder wertvolle Edelhölzer zu schlagen. Das ist natürlich alles illegal und ihnen drohen empfindliche Strafen, wenn sie erwischt werden.«
Professor Sander nickte. » Ich denke, dort wird für unser Außenteam der erste Ansatzpunkt zu finden sein. Luisa und Antonio, ihr beide solltet das übernehmen, denn ihr sprecht die Sprache der Menschen hier.«
» Professor Sander, verstehen Sie mich nicht falsch«, entgegnete Coronel Santoro. » Ich bin Soldat und kein Arzt, ich will Ihnen keinesfalls Vorschriften machen, ganz im Gegenteil, ich sichere Ihnen und Ihrem Team unsere volle Unterstützung zu. Aber es ist sehr gefährlich draußen im Dschungel, nicht nur wegen der Tiere und der unzähligen Insekten. Dort draußen gibt es noch viel größere Gefahren, denen man begegnen kann. Für eine Frau, die keinerlei Erfahrung hat, ist das ein Himmelfahrtskommando.«
Professor Sander runzelte die Stirn und warf Luisa einen Blick zu. Sie erkannte die Frage, die in diesem Blick mitschwang, und nickte beinahe unmerklich.
» Coronel Santoro«, wandte sich Sander an den Kommandanten. »
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