Mutiert
lass nur mal meine Sorge sein«, entgegnete Zagallo.
Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
Nach der Unterredung auf der Corvette wurden das Team der WHO zusammen mit dem Cabo und Lila Faro unter Führung des leitenden Militärarztes Doktor Braga zurück an Land gebracht. Mit einem Militärbus fuhren sie in das Zeltlager vor der Stadt.
Luisa betrachtete die Stacheldrahtrollen und die schwer bewaffneten Wachsoldaten, die im Abstand von fünfzig Metern rund um das Lager Posten bezogen hatten. Das Camp erweckte den Eindruck eines Gefangenenlagers. Hier und da ging eine weiß gekleidete Gestalt in Schutzkleidung und Mundschutz von Zelt zu Zelt.
» Wir haben den gesamten Bereich unter Kontrolle«, erklärte der Militärarzt. » Niemand kommt hier unkontrolliert heraus oder herein. Glauben Sie mir, das ist das beste Mittel, diese Krankheit einzudämmen.«
Luisa vernahm die Worte des Arztes, doch dachte sie an die Menschen. Wie mussten sie sich fühlen? Unheilbar krank und einsam und noch dazu behandelt wie Gefangene! Luisa schauderte. Im Grunde genommen hatte der Arzt Recht, dennoch empfand sie es als grausam und entwürdigend, wie nüchtern Doktor Braga über das Schicksal all dieser Unglücklichen sprach.
» Die schweren Fälle sind im hinteren Teil des Geländes untergebracht. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis man die Patienten aus den vorderen Zelttrakten nach hinten verlegt. Uns ist es bislang noch nicht gelungen, den Krankheitsverlauf zu stoppen. Bei der Behandlung mit diversen bekannten Medikamenten ist bei manchen Patienten zwar eine Verzögerung eingetreten, doch bislang hat keiner der Infizierten überlebt.«
Der Bus hielt vor dem gesicherten Zugangstor. Als der Wachposten Doktor Braga erkannte, salutierte er und ließ den Schlagbaum öffnen.
Der Fahrer steuerte den Bus den breiten Fahrweg entlang, der die Zeltstadt in zwei Hälften teilte.
» Wissen Sie, wie man dieses Lager hier nennt?«, wandte sich Lila Faro an Luisa, die nur mit den Schultern zuckte.
» Offiziell nennt man es Das Lager der Infizierten, aber die Einheimischen nennen es nur den Friedhof.«
» Wie viele Zelte sind das hier?«, fragte Luisa.
» Ich habe sie nie gezählt, aber fünfzig sind es bestimmt. Zwölf Patienten liegen darin auf einfachen Feldbetten. Aber den meisten ist es egal, sie werden mit schmerzstillenden Mitteln ruhiggestellt, weil sie die Krampfanfälle sonst umbringen würden.«
Als der Bus an der inneren Absperrung anhielt, erhob sich Doktor Braga und wies linker Hand auf zwei speziell eingezäunte Zelte, die von einer metallischen Folie umgeben waren. » Das sind zwei Isolierstationen, und vor uns liegt Ihr Refugium. Ein mobiles Level- 4 -Labor, das uns von der amerikanischen Marine zur Verfügung gestellt wurde.«
Luisa reckte den Kopf und betrachtete sich eingehend die Metallcontainer.
» Das Labor ist mit den besten Geräten ausgestattet und verfügt über eine eigene unabhängige Stromquelle. Außerdem beherbergt es ein modernes Zeiss-Elektronenmikroskop, das den modernsten Erfordernissen der medizinischen Forschung entspricht.«
» Er spricht, als wolle er etwas verkaufen«, flüsterte Lila.
» Sie können ihn wohl nicht besonders gut leiden?«
Lila verzichtete auf eine Antwort.
Der Bus fuhr weiter und hielt auf Höhe des Labors. » Die beiden Zelte links sind für Sie und Ihre Mannschaft vorgesehen«, sagte Doktor Braga zu Professor Sander. » Ich denke, Sie wollen sich erst frisch machen. In einer Stunde treffen wir uns im Besprechungsraum, hier gleich nebenan.«
Professor Sander nickte. » Also gut, richten wir uns ein, und dann fangen wir an. Die Schlacht wird nicht durch Untätigkeit gewonnen.«
24
Lou’s Bar, White Castle, Louisiana
Gene hatte es sich anders überlegt. Er war nicht zurück zu Mama Dolita gefahren, sondern hatte den Wagen gewendet und das Zentrum von White Castle angesteuert. Er war ein wenig herumgefahren und hatte schließlich vor einer Bar in der Leona Avenue, Ecke Cambre Street, angehalten.
Das Haus aus rotem Backstein wirkte ein klein wenig baufällig, aber die blaue Leuchtreklame, die auf Live-Musik hinwies, und die vielen Wagen am Straßenrand machten ihm Laune auf einen Drink. Er parkte am Straßenrand und stieg aus. Leiser Gitarrenblues schwang durch die laue Nacht. Zwei dunkelhäutige Männer standen vor dem Eingang, rauchten und unterhielten sich. Sie warfen Gene einen misstrauischen Blick zu, als er an ihnen vorüberging und die Bar
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