Mutiert
betrat.
Ein Geruch aus Schweiß, Whiskey und kaltem Zigarrenrauch empfing ihn im schummrigen Gastraum. An einem langen Tresen saßen mehrere Männer vor ihren Gläsern. Vier dunkelhäutige Arbeiter in blauen Overalls spielten in einer Ecke an einem Billardtisch, und ein alter Mann mit breitem Hut zupfte auf einem Barhocker an seiner Gitarre.
Weitere Männer in Arbeiterkluft saßen an den Tischen. Sie waren ausnahmslos dunkelhäutig. Gene steuerte einen freien Platz am Tresen an. Die Köpfe der Anwesenden folgten ihm. Ein schwergewichtiger, ebenfalls dunkelhäutiger Wirt mit der Figur eines Boxers und einer breitgedrückten Nase blickte ihn erstaunt an. Die Gitarre verstummte.
» Hallo Mister, Sie haben sich wohl verirrt«, empfing ihn der Barkeeper.
Gene zuckte die Schulter. » Ich stehe auf Blues.«
Bevor Gene den Barhocker zu sich heranziehen konnte, griff sein Nachbar danach und setzte sich.
» Hier ist besetzt, White Boy«, knurrte er.
» Ich wollte sowieso stehen«, antwortete Gene. » Gibt es hier etwas zu trinken?«
Der Barkeeper tat, als hätte er seine Frage überhört.
» Einen Bourbon!«, sagte er laut.
Der Mann hinter dem Tresen machte keine Anstalten, die Bestellung entgegenzunehmen. Er wandte sich um und ging davon.
Mittlerweile waren alle Augen auf Gene gerichtet. Er blickte sich um und nickte den Männern lächelnd zu.
Die Luft knisterte vor Spannung, doch Gene dachte gar nicht daran, klein beizugeben.
» Hey Bruder«, rief er dem Barkeeper zu. » Ich möchte einen Drink, und ich kann ihn auch bezahlen.«
» Ich bin nicht dein Bruder!«
Gene warf eine Dollarnote auf den Tresen. » Ist mein Geld nicht gut genug?«
Aus den Augenwinkeln nahm er einen Mann mit Strohhut wahr, der sich von seinem Tisch erhob und auf ihn zukam. Gene wandte sich um. Es war ein Riese, beinahe zwei Meter groß.
» Ich wusste nicht, dass in diesem Lokal die Rasse eine Rolle spielt. Ich dachte, ich bin in Amerika, und hier kriegt jeder etwas zu trinken, der dafür bezahlt.«
» Das hier ist eine geschlossene Gesellschaft«, antwortete der breitschultrige Mann mit dem Strohhut. » Du solltest verschwinden, White Boy.«
» Lass gut sein, Sam«, ertönte eine Stimme im Hintergrund. » Der ist in Ordnung.«
Gene schaute sich um und erkannte Terence, der aus dem Schatten einer Jukebox heraustrat.
» Du kennst ihn?«
Terence nickte. » Er ist nicht von hier, er wohnt bei Mama Dolita. Ist auf der Durchreise.«
Gene nickte zustimmend. » Und ich dachte, hier am Old Man River zählt Gastfreundschaft noch etwas, aber ich scheine mich zu täuschen. Also wenn bei uns in Florida ein Gast eine Bar betritt, dann bekommt er etwas zu trinken. Und wer solche Musik hört, der kann nicht wirklich einen Streit provozieren wollen.«
Sam, der Riese, gab dem Barkeeper ein Zeichen. » Josh, gib ihm seinen Drink!«, befahl er und wandte sich um. Der Gitarrist nahm wieder sein Instrument zur Hand und begann zu spielen. Der Wirt goss einen Drink ein und schob ihn über den Tresen.
Terence kam zu Gene herüber. » Sie sind wohl verrückt geworden.«
» Ich bin aus Miami«, gab Gene zurück. » Bei uns leben Weiße, Schwarze, Latinos, Mexicanos, Cubanos, Haoles, Thais, Filipinos und Gaijins, aber jeder bekommt einen Drink, und jeder kann die Musik hören, die er will.«
Terence schüttelte den Kopf. » Aber wir sind hier in Louisiana. Herzlich willkommen mitten im Reich der Sklaverei. Sie haben Glück gehabt, dass Sam heute gut gelaunt ist.«
» Ich hatte eher den Eindruck, dass er auf Sie hört.«
» Sagen wir, ich bin hier so etwas wie die gute Seele.«
» Arbeiten hier alle für Hastings?«
Terence legte den Finger vor den Mund. » Sie wollen doch nicht schon wieder in ein Fettnäpfchen treten. Die meisten hier haben durch Hastings ihren Job verloren. Früher gab es in der Gegend ein paar reiche Farmer, aber seit Hastings hier mit seinen Dollars um sich wirft, haben viele verkauft und sind in die Stadt gezogen. Jetzt leben die Menschen hier von ihren kleinen Feldern, die sie mehr schlecht als recht ernähren.«
» Hat er sich deswegen ein Fort gebaut?«
» Sie kennen seine Villa?«
» Ich bin daran vorbeigefahren. Sogar das Police Department scheint sich um ihn zu bemühen.«
» Mister, das hier ist Amerika, hier können Sie alles kaufen, sogar Polizisten, wenn Sie genügend Kleingeld in der Portokasse haben.«
» Und weswegen arbeiten Sie für ihn?«, fragte Gene.
Terence winkte dem Wirt. » Ich habe eine Familie zu
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