Mutiert
trat an den Tisch und reichte beiden die Hand. » Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten, Antonio kennen Sie ja bereits.«
» Wann brechen wir auf?«, meldete sich Lila zu Wort.
» So früh wie möglich, wir müssen noch ein paar Dinge verladen, die wir benötigen.«
» Ich werde das umgehend veranlassen«, antwortete Tenente Farraz steif.
Langsam kehrte ihre Selbstsicherheit zurück. Luisa trat vor die Landkarte. » Wo haben Sie die Frau gefunden?«, fragte sie und blickte auf die Karte. Der Cabo trat an ihre Seite und zeigte auf einen gelben Pfeil. » Dort lag sie in einem Boot. Das Lager befindet sich dort oben. Wir gingen davon aus, dass die Frau ebenfalls aus dem Lager stammt.«
» Wie lange werden wir brauchen, bis wir das Camp erreichen?«
Der Cabo runzelte die Stirn. » Mit den Booten sind wir in einem halben Tag dort.«
» Gibt es dort Höhlen oder Grotten?«
» Weswegen?«, fragte Lila, die sich mit den anderen an die Karte gesellt hatte.
» Unsere Aufgabe wird es sein, parallel zu den Forschungen hier im Labor das mögliche Reservoir ausfindig zu machen, das diesen Virustyp beherbergt. Da das Virus die menschlichen Zellen befällt, gehen wir von Vertebraten oder Invertebraten aus, natürlich könnten sie auch der Familie der Rhabdoviridae oder der Bunyaviridae angehören, aber das erscheint erst einmal …«
» Entschuldigen Sie«, unterbrach der Cabo. » Ich bin zwar ausgebildeter Sanitäter, aber das ist mir nun doch ein klein wenig zu hoch.«
Luisa lächelte entschuldigend. » Sorry, ich vergaß, dass ich nicht in meinem Labor stehe. Kurzum, es können Wirbeltiere oder wirbellose Tiere als mögliche Wirte in Betracht kommen. Insekten können als Vektoren … entschuldigen Sie, können als mögliche Überträger eine Rolle spielen.«
» Und an welche Tiere dachten Sie?«
Luisa zuckte mit den Schultern. » Vögel, Affen, Fledermäuse oder auch Nagetiere können das Virus in sich tragen, denkbar wären auch Würmer, Blutegel oder Eidechsen.«
Lila winkte ab. » Ich gehe mit auf diese Expedition, weil drei Zelte weiter in der Isolierstation eine gute Freundin von mir auf den sicheren Tod wartet, wenn wir nicht schnellstens ein Mittel zur Behandlung finden. Wir sind hier im brasilianischen Regenwald, wenn Sie hier nach Tieren suchen, dann kann dies Jahre dauern. Es gibt hier Spezies, die wir selbst noch nicht einmal kennen.«
» Uns begleiten ein paar erfahrene Jäger zur Unterstützung«, entgegnete Luisa. » Außerdem werden wir die Leute befragen müssen, die entlang des Flusses wohnen. Möglicherweise gibt es noch viel mehr Infizierte in den Dörfern.«
» Das heißt, wir gehen auf die Jagd«, stellte Lila fest.
Bevor Luisa antworten konnte, wurde die Stoffbahn des Einganges zurückgeschlagen. Phillip Rosburn betrat das Zelt. In seinem Schlepptau befand sich ein kleinwüchsiger, zerknitterter Mann mit grauen Haaren und einer dicken Hornbrille.
» Sie haben schon ohne mich angefangen?«, polterte Rosburn los.
» Ich verstehe nicht …«, antwortete Luisa.
» Hat es Ihnen niemand gesagt, Doktor Hagen und ich gehören zum Außenteam. Wir werden mit einem weiteren Boot und ein paar von unseren Leuten an der Expedition teilnehmen.«
» Der Platz auf unseren Booten ist sehr eingeschränkt«, gab Tenente Farraz zu bedenken.
Rosburn hob beschwichtigend die Hand. » Keine Sorge, wir haben unser eigenes Transportmittel, und wir werden uns Ihren Anordnungen selbstverständlich unterordnen, schließlich sind wir Gast in Ihrem Land. Aber Doktor Hagen ist ein Spezialist in Sachen Feldforschung. Coronel Santoro hat unserem Ansinnen bereits zugestimmt.«
Hagen nickte den Anwesenden zu. Mit einer hohen Fistelstimme meldete er sich zu Wort. » Ich kenne die Gegend. Ein paar Kilometer oberhalb von Brás befinden sich ein paar Hügel. Dort gibt es Klüfte und Verwerfungen, das sollten wir uns unbedingt anschauen.«
Lila schüttelte den Kopf. » Warum sollten wir mit irgendwelchen Spalten unsere Zeit vergeuden?«
» Fledermäuse«, antwortete Dr. Hagen.
Lila runzelte die Stirn.
» Doktor Hagen forscht bereits seit Jahren an der Herkunft des Ebola-Virus«, erläuterte Rosburn. » Es gibt Anzeichen dafür, dass es sich bei dem Wirt um Fledermäuse handelt. Und diese Krankheit, die hier ausgebrochen ist, deckt sich sehr markant mit einer Ebola-Infektion.«
» Was haben wir davon, wenn wir den Wirt kennen?«, fragte der Cabo.
Hagen nahm seine Hornbrille ab. » Wenn wir den Wirt ausfindig machen,
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