Mutiert
bleibt mir anderes übrig? Ich hatte einfach Glück, dass ich im Gegensatz zu vielen meiner Brüder einen Beruf erlernt habe und Mechaniker wurde. Das hat sich nun ausgezahlt.«
Als sie am Haus von Mama Dolita ankamen, stoppte Gene den Wagen.
» Noch einen Drink?«, fragte er.
» Da sage ich nicht nein«, antwortete Terence und folgte Gene zu seinem Appartement.
Gene nahm eine Flasche Bourbon und zwei Gläser aus der Minibar und schenkte Terence, der auf dem Stuhl am Schreibtisch Platz genommen hatte, das Glas voll. Anschließend ließ er sich mit einem Seufzer auf der Bettkante nieder.
» Ich muss wissen, in welche Geschäfte Hastings verwickelt ist, und Sie müssen mir dabei helfen, Terence«, sagte er und nahm einen großen Schluck.
» Sie sind lebensmüde«, entgegnete Terence.
» Sagt Ihnen der Name Tanner etwas?«
» Tanner?«, fragte Terence. » Habe ich noch nie gehört.«
» Und Pocone?«
Terence zuckte mit der Schulter. » Habe mich nie sonderlich für das interessiert, was Hastings macht. Ich mähe seinen Rasen, pflege die Wege und repariere hin und wieder den Traktor oder den Rasenmäher. Es ist nicht gesund, wenn man seine Nase zu tief in eine Sache steckt.«
» Hören Sie, Terence, ich kann Sie gut verstehen, aber für mich ist es wichtig.«
» Warum sagen Sie der Kleinen nicht einfach, dass sie sich einen anderen suchen soll, und fahren einfach wieder nach Hause.«
Gene trank sein Glas leer und schenkte noch einmal nach. » Weil mich die Polizei von Dade County sucht und ich nur eine Chance habe, wenn ich Harrison oder seine Freunde finde.«
» Und weswegen wird nach Ihnen gesucht?«, fragte Terence.
» Wegen Mordes«, antwortete Gene.
Terence machte nicht einmal den Versuch, seine Überraschung zu verbergen.
Hauptquartier der WHO in Genf, Schweiz
In der Abteilung für ansteckende Krankheiten herrschte Hektik. Aus allen Teilen der Welt häuften sich die Meldungen über sonderbare und unerklärliche Krankheitsfälle. Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, begleitet von hohem Fieber, das zu Krampfanfällen führte, waren bei mehreren Personen aufgetreten, die sich nun auf den Isolierstationen der Krankenhäuser befanden und für die Sicherheitsstufe 1 galt.
Im belgischen Gent hatte sich der erste Fall ereignet, doch auch in Belém in Brasilien, in der Grafschaft Sussex in England und im Departement Artois in Frankreich klagten Patienten über vergleichbare Symptome. In allen Fällen konnte der Index-Fall rasch lokalisiert werden. Ausnahmslos handelte es sich um Personen, die vor kurzem aus dem Amazonasgebiet in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Es gab keine Zweifel, der am Rio Jatapu aufgetretene und bislang noch nicht identifizierte Erreger war vom Amazonas aus in die Welt gelangt. Insgesamt zwanzig Personen hatten sich angesteckt. Helfer, Krankenschwestern und Ärzte waren darunter, die sich der erkrankten Patienten angenommen hatten.
Phase 5 war erreicht. Es musste schnell gehandelt werden, denn das Risiko einer Pandemie war enorm. Und bislang wusste man noch nichts Genaues über den Erreger, der nach ersten Einschätzungen der Spezialisten der Gattung eines Ebola-Erregers aus der Familie der Filoviridae zugeordnet wurde: eine überaus seltene Art, die nur in den Regenwäldern des Amazonas vorkam und möglicherweise durch illegale Holzfäller oder Goldsucher den Weg in die Zivilisation gefunden hatte.
» Haben Sie Sander kontaktiert?«, fragte der Direktor, der vor einer Weltkarte stand, auf der die betroffenen Regionen mit roten Fähnchen markiert worden waren.
Der Sekretär nickte eifrig. » Sie haben das Labor in Betrieb genommen und Kulturen angesetzt. Er meldet sich umgehend, sobald sie erste Erkenntnisse haben.«
» Und in Atlanta?«
» Biopacks sind unterwegs, alles wartet schon darauf. Die Amis haben eine Fluglinie eingerichtet, es stehen zwei schnelle C- 212 -Maschinen der Airforce bereit und können von uns benutzt werden. Die brasilianische Regierung hat zugestimmt.«
» Ich habe mit Gesundheitsminister Leavitt gesprochen. Er hat uns volle und uneingeschränkte Unterstützung zugesagt. Vor Ort arbeiten wir mit einem Team der USAMRIID eng zusammen.«
» Das wird Sander nicht gefallen, er hat mit diesen Leuten nicht nur gute Erfahrungen gemacht«, erwiderte der Sekretär.
» Ich weiß, ich kenne seine Einstellung«, sagte der Direktor mit sorgenvoller Miene. » Aber irgendwann sollte er den Vorfall in Bolivien vergessen. Das lag dort auch an den beteiligten Personen.
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