Mutiert
nicht geholfen werden kann, und wenn sie ihren letzten Weg antritt, dann werde ich ihr den Abschied auf dieser Erde mit Gottes Wort und seinem Segen erleichtern. Das bin ich ihr und Gott schuldig.«
Professor Sander war perplex angesichts der Beharrlichkeit, die der Pater an den Tag legte, doch schließlich nickte er zustimmend. » Wir haben beide unseren Auftrag zu erfüllen, und ich will Ihnen den Ihren nicht verwehren. Aber ich muss Sie warnen, es ist gefährlich, diese kleinen Biester machen auch vor einem Mann Gottes nicht Halt. Deswegen müssen Sie einen Schutzanzug tragen, ansonsten dürfen Sie den Sicherheitsbereich nicht betreten.«
» Ich weiß, und Doktor Madson hat mir zugesichert, dass ich alles erhalten werde, was für den Sicherheitsbereich vorgeschrieben ist.«
Noch bevor Professor Sander antworten konnte, trat Doktor Madson durch den Vorhang des Vorzeltes ins Freie.
» Ah, Professor«, sagte er. » Gut, dass ich Sie treffe. Wir müssen dringend miteinander reden.«
» Wie geht es der Patientin?«
» Ihr Zustand ist unverändert.«
Der Professor runzelte die Stirn. » Unverändert – das ist eigentlich eine gute Nachricht.«
» Diese Ärztin behauptet, dass das Virus mutiert wäre«, antwortete Doktor Madson. » Es habe seine Übertragungseigenschaft verändert und wäre durch die Luft übertragen worden, aber das ist purer Blödsinn. So etwas gibt es nicht. Ich glaube, wir haben es bei der Schwester mit einer Patientin zu tun, die über ein ausgesprochen resistentes Immunsystem verfügt. Zumindest haben ihre T-Zellen es geschafft, der Infektion einstweilen Paroli zu bieten. Ich kann es nur hoffen, denn wenn niemand überlebt, werden wir nie über ein Rekonvaleszentenplasma verfügen.«
Rio Jatapu, Amazonasgebiet
» Sie haben uns keinen Ton davon gesagt«, sagte der Cabo ärgerlich und schaute sich suchend um. Dort, wo das illegale Camp am Ufer gestanden hatte, gab es nur noch verkohlte Baumstümpfe und schwarze Erde, aus der sich das erste zarte Grün erhob. Luisa Behringer und Lila Faro standen ratlos vor der brandgerodeten Fläche und schauten sich suchend um. Nichts deutete mehr darauf hin, dass es hier eine kleine Siedlung gegeben hatte, alles war ein Raub der Flammen geworden. Sogar die Leichen, die im Fluss getrieben waren, hatte die Erde verschluckt.
» Hier, genau hier ist es gewesen«, wiederholte der Cabo. » Sie hätten uns informieren müssen, dass sie das Lager zerstört haben.«
Tenente Farraz kehrte mit seiner Gruppe an den Flusslauf zurück. Selbst Antonio Henrique, der Spurensucher und Scout der Truppe, der sich hier in der Gegend auskannte wie kein anderer, hatte keinerlei Spuren gefunden, die darauf hindeuteten, dass hier Menschen gelebt hatten. Auch die Jäger, zwei Indios vom Stamme der Baniwa, die in einem Dorf am Uatumá lebten, waren zurückgekehrt und hatten nur mit dem Kopf geschüttelt.
» Ich habe Kommandant Santoro Meldung gemacht und ihm von dem Camp berichtet«, erklärte der Cabo. » Er hätte uns informieren müssen, dass er das Lager räumen ließ.«
Tenente Farraz schüttelte den Kopf und zeigte auf das Funkgerät. » Coronel Santoro gab keinen Befehl, das Camp zu räumen«, entgegnete Farraz. » Ich ließ in der Befehlsstelle nachfragen.«
» Der Brand ist über zehn Tage her«, meldete sich Henrique zu Wort.
Der Cabo blickte ihn fragend an. Henrique wies auf eine kleine grüne Pflanze. » Fächerfarn, er braucht diese Zeit zum Wachsen.«
» Das würde bedeuten, dass unmittelbar nach uns jemand hier gewesen sein muss, der die Spuren beseitigte«, folgerte der Cabo.
Währenddessen schaute Farraz in den undurchdringlichen Wald, der sich hinter der Rodungsstelle am Flusslauf erhob. » Wir sollten vorsichtig sein«, sagte er und nahm die Maschinenpistole von der Schulter. Plötzlich fuhren sie herum, als sich aus nördlicher Richtung Personen aus dem Unterholz schälten, doch Tenente Farraz hob beschwichtigend die Hand. Die zweite Gruppe um Phillip Rosburn und Primeiro Sargento Marcos, die sich in die andere Richtung aufgemacht hatte, um das Gelände zu erkunden, kehrte zurück.
» Wir haben etwas gefunden«, berichtete Rosburn und hob einen Beutel in die Höhe. » Der lag auf einem kleinen Saumpfad, der sich am Fluss entlang in Richtung Norden erstreckt. Wir sind dem Pfad gefolgt, doch der endete etwa zwei Kilometer von hier entfernt am Fluss. Dort ist eine Stelle, wo man leicht mit Booten anlanden kann.«
Tenente Farraz griff nach dem Beutel und
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