Mutiert
allen klar, schließlich veranstalten wir keine Ausflugsfahrten. Es kann immer mal etwas schiefgehen.«
» Wann wird es einen neuen …«
» … wir haben nicht nur einen Piloten, unsere Männer wissen, worauf es ankommt. Waren alle mal bei der Armee und kennen die Tricks. Am nächsten Donnerstag, mitten in der Nacht, starten wir. Also wenn es eine weitere Lieferung geben soll, dann müssen Sie pünktlich sein, wir können nicht warten.«
» Ich verstehe«, antwortete die dunkle Stimme. » Wir sind pünktlich, unsere Leute warten schon.«
Die Stimmen entfernten sich, und Gene richtete sich wieder auf. Die Schritte der Männer verrieten ihm, dass sie sich wieder dem Tor näherten. Vorsichtig warf er einen verstohlenen Blick um die Ecke. Das Einzige, was er erkennen konnte, war ein korpulenter, leicht untersetzter Mann in einem dunklen Anzug. In der Luft lag der aufdringliche Duft von künstlichem Veilchenaroma.
Die Männer verließen das Gebäude, und knarrend wurde die Tür wieder zugeschoben. Gene blieb im Dämmerlicht zurück. Er erhob sich und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Schließlich umrundete er den Stapel Kisten und ging zu der Stelle, an der sich die beiden Männer aufgehalten hatten. In der Ecke stand ein altersschwacher Schreibtisch. Als er die Schublade öffnen wollte, heulte draußen ein Motor auf und entfernte sich dröhnend. Kurz darauf hörte er ein Klopfen am Tor.
» Hallo, Gene … die Luft ist rein. Bist du noch da drinnen?«, hörte er Terence’ Stimme, die gedämpft durch die Holztür drang.
Es klopfte erneut. Gene wandte sich zum Tor. » Alles in Ordnung«, antwortete er. » Sie haben mich nicht bemerkt.«
» Mister Tate ist mit dem Fremden weggefahren. Er hat gesagt, dass heute noch ein Tankwagen kommt.«
» Bin gleich da«, gab Gene zurück und ging noch einmal zum Schreibtisch. Mit einem Taschenmesser öffnete er die verschlossene Schublade. Er fand einen Aktenordner und blätterte die einzelnen Seiten durch. Es waren Rechungsbelege für Flugzeugbenzin einer Ölhandelsgesellschaft aus Baton Rouge. Sie stammten aus diesem Jahr und reichten zurück bis zum Jahresbeginn. Gene pfiff durch die Zähne, nachdem er die Menge an Kerosin zusammengezählt hatte, die bislang hier auf diesem Flugfeld angeliefert worden war. Das hätte ausgereicht, um einen mittleren Flughafen zu versorgen. Nach allem, was Terence ihm über den Flugverkehr hier berichtet hatte, mussten bei der geringen Anzahl der Flüge immense Entfernungen zurückgelegt werden. Die Tanks draußen in der Nähe des Flugfeldes fassten beinahe zwanzigtausend Liter. Doch sie waren bereits viermal in diesem Jahr wieder aufgefüllt worden. Einhunderttausend Liter Kerosin reichten für beinahe 65 000 Flugkilometer. Eine gigantische Menge für einen kleinen Provinzflughafen!
Gene schob den Ordner zurück in die Schublade und drückte sie wieder zu. Er achtete sorgfältig darauf, dass der Riegel des Schlosses wieder einhakte, damit niemand merkte, dass die Schublade geöffnet worden war. Anschließend verließ er den Lagerschuppen.
Draußen saß Terence im Schatten des Traktors und erwartete ihn. Er reichte Gene eine Flasche.
» Schnaps?«, fragte Gene.
Terence lachte und schüttelte den Kopf. » Gutes, kühles und frisches Wasser, aus dem Brunnen«, antwortete er, als sich Gene neben ihm im Gras niedersetzte.
» Hast du etwas gefunden?«
Gene trank einen Schluck und nickte. » Ich denke schon.«
» Mir ist ganz schön mulmig geworden, als Mister Tate hier auftauchte.«
» Kennst du den Mann, der ihn begleitet hat?«
Terence überlegte. » War schon ein paar Mal hier, aber seinen Namen kenne ich nicht. Ist nicht aus der Gegend. Ich tippe auf den Osten.«
» Hatte er einen Wagen dabei?«
Terence schüttelte den Kopf. » Kam mit Mister Tate. War aber schon mal mit einem schwarzen Blazer hier. Vor vier Wochen war das.«
Gene fuhr sich mit der Hand über das Kinn.
» Du kennst ihn?«
» Ich glaube, ich bin ihm schon mal begegnet«, antwortete Gene und ärgerte sich darüber, dass er damals, als er von dem Wagen des Mannes erfuhr, die Spur bei der Alamo-Autovermietung nicht weiterverfolgt hatte. Vielleicht war der Kerl sogar der Mörder, dessentwegen er sich nun auf der Flucht befand.
» Am Donnerstag soll ein Flug stattfinden, weißt du etwas darüber?«, fragte er Terence.
» Keine Ahnung. Aber wenn der Tankwagen kommt, landet hier fast immer ein dicker Pott.«
» Ich muss am Donnerstag wieder hier sein«, sagte
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