Mutter bei die Fische
nickte bedächtig. Dann guckte er durch das Fenster in die schwarze Nacht. »Hast du nie daran gedacht, das Grundstück zu verkaufen? Wenn ich mich richtig erinnere, ist das hier ganz schön groÃ.«
Falk lachte. Sein Vater wusste nichts von der Wie-ich-beinahe-Millionär-geworden-wäre-Geschichte aus dem letzten Sommer. Also erzählte er sie ihm.
Harms setzte sich wieder, verschränkte die Arme und hörte aufmerksam zu. Seine Augen blitzten, was Falk nicht zu deuten wusste. Als Falk mit seiner Erzählung fertig war, lachte sein Vater. Das Schlaffe, Griesgrämige, Altherrenhafte war von ihm abgefallen. Jetzt war er wieder Harms Thomsen, der groÃe internationale Schriftsteller. Hoch aufgerichtet saà er ihm gegenüber, lachte und trank gleich darauf sein Bier in einem Zug leer. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Oberlippe und sagte einen Satz, den Falk von ihm nicht zum ersten Mal gehört hatte.
»Du bist doch bescheuert, mein Sohn.«
Falk entgegnete nichts, er hatte seine eigene Meinung dazu.
»Du hättest einen Riesenreibach machen können. Stattdessen hockst du hier auf dieser lächerlichen Insel und vermietest Strandkörbe! Du hast mehr Gene von Sten als von mir. Ich frage mich ernsthaft â¦Â«
Wage es nicht, dachte Falk, wage es ja nicht, so etwas Unverschämtes auch nur auszusprechen. Obwohl ich lieber Sten zum Vater gehabt hätte als dich.
»Aber lassen wir das«, Harms wischte mit der riesenhaften Hand über den Tisch, »kommen wir zum Punkt. Ist das Land nun Naturschutzgebiet oder nicht?«
»Das Thema kam nie wieder auf den Tisch«, gab Falk zu. »Und mir ist es egal. Ich verkaufe nicht, vorerst jedenfalls, und ich baue natürlich nicht.«
Harms blickte Falk nun direkt ins Gesicht und sagte lange nichts. Dann schürzte er die Lippen, murmelte »Soso« und fischte dann die letzte Perlzwiebel aus dem Glas.
»Dir kannâs ja wohl egal sein«, setzte Falk nach. »Dir gehört es ja nicht.«
»Tja«, Harms zuckte mit den Schultern. »Leider, leider.«
»Du schwimmst doch im Geld.« Falk war empört. Er fand es total unangebracht, dass Harms es nun offenbar rückwirkend bedauerte, auf das Erbe verzichtet zu haben. Das war typisch: Die Reichen kriegten oft den Schlund nicht voll. Harms schaute jetzt jedenfalls etwas geknickt drein. »Na ja, schon richtig. Aber man kann ja nie wissen. Manchmal ist das Geld schneller weg, als man gucken kann.«
»Dein Problem. Nicht meins«, sagte Falk. Typisch Harms, der Knauser. Der kriegte den Hals nicht voll. Falk bekam schlechte Laune. »Du bist ja wohl nicht über den groÃen Teich gekommen, um mit mir über Geld zu sprechen. Oder?« Falk fand, dass es an der Zeit war, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
»Gott bewahre!« Harms warf theatralisch seine Riesenpranken in die Höhe. »Nein, nein. Ich bin gekommen, weil â¦Â« Er tat verlegen und spielte mit der Elfenbeinkugel herum. »WeiÃt du, ich werde langsam alt. Und entsprechend sentimental. Ich weiÃ, dass ich nicht immer ein guter Vater war â¦Â«
Nicht immer, dachte Falk mit einem Anflug von Sarkasmus, das ist ja wohl leicht untertrieben.
»â¦Â aber für Reue ist es nie zu spät. Oder, mein Junge?« Harms lugte nun unter seiner grauen Haarmähne hervor und schaute Falk treuherzig an.
Falk fasste es nicht. Alles schlecht gespielt, dessen war er sich sicher. Reue und um Vergebung bitten, das war nicht Sache seines Vaters. War es nie gewesen. Aber was zum Teufel konnte der Alte von ihm wollen? Er hatte den langen Weg hierher gemacht, weil er ein Ziel verfolgte. Doch welches?
»Papa«, sagte Falk und stand auf. »Es wird spät. Der letzte Bus fährt in einer Viertelstunde. In beide Richtungen. Also wird es Zeit für dich.«
Der ultimative Rausschmiss. Das begriff sogar Harms. Er hievte sich schwer atmend hoch.
»Du glaubst mir nicht, oder?«
Falk schüttelte den Kopf. »Kein Wort. AuÃerdem will ich keine Entschuldigung von dir. Wenn du dich bei jemandem entschuldigen musst, dann bei Mama.«
Mama! Falk durchzuckte es heiÃ. Wenn Grit erfahren würde, dass ihr Ex sich auf der Insel herumtrieb â es wäre sofort mit ihrer Ruhe und ihrem Glück vorbei. Er musste unbedingt vermeiden, dass Harms auf Grit traf!
»Wie lange willst du bleiben? Ich meine, du wirst doch bestimmt ein
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