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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Er hatte den halben Weg nach Norderende hinter sich und bog kurz vor dem Leuchtturm um eine Landzunge, als er schon von weitem einen hellen Lichtschein sah. Er lief darauf zu und traute seinen Augen kaum: Die Dreharbeiten waren in vollem Gange. Falk hielt direkt darauf zu, das war eine Gelegenheit, unbeobachtet ein wenig zuzugucken. Er suchte sich eine Düne aus, von der aus er einen guten Blick auf das Geschehen haben, aber trotzdem nicht auffallen würde. Doch als er die Düne erklomm, sah er im Dunkeln die Silhouette eines kräftigen Mannes von hinten. Ob die Filmleute Wachen aufstellten, die aufpassten, dass die Schaulustigen nicht die Dreharbeiten störten? Aber wohl kaum nachts, wunderte sich Falk und ging ein bisschen näher an die Silhouette heran. Von dort, wo der Unbekannte stand, hatte man das hell ausgeleuchtete Geschehen gut im Blick. Der Darsteller Max, in amerikanischer Uniform, lag im Sand und schien zu schlafen. Eine Krankenschwester beugte sich über ihn und rief etwas in die schwarze Nacht. Dann trat aus dem Finsteren eine zweite Krankenschwester mit einem Verbandskasten hervor und sagte etwas, was Falk von der Düne aus nicht verstehen konnte. Er verstand aber, dass der Regisseur »Cut!« rief und alle inmitten ihrer Bewegung verharrten. Dann kam Gernot Limpinsel in seiner Leinenkluft ins Bild und tuschelte mit der zweiten Krankenschwester. Die nickte und verschwand wieder in der Finsternis, aus der sie gekommen war. Auch Gernot verschwand. Ein Mädchen trat in den Lichtschein, sagte etwas und schlug die Klappe. Die Szene, die Falk soeben beobachtet hatte, wiederholte sich exakt wie zuvor. Und wieder schrie jemand: »Cut!«
    Die dunkle Silhouette neben ihm seufzte laut. Jetzt erkannte Falk auch, wer da außer ihm noch neugierig die Dreharbeiten verfolgte. Es war Ole Reents, der Verlobte von Nancy von Boistern. Sonnenbank-Muskelpaket-Kleinhirn-Ole. Der Barkeeper aus der »Rum-Ba-Bar«. Der Bodyguard der von Boisterns. Ole sah beeindruckend furchteinflößend aus, er war mindestens eins neunzig, hatte die Figur und den Haarschnitt von Dolph Lundgren, aber, das hatte Falk im vergangenen Dreivierteljahr auf seiner Insel mehrmals erlebt, das Herz am rechten Fleck.
    Ole hatte Falk offenbar schon bemerkt, denn nun zeigte er mit dem Kinn kurz auf das Geschehen am Fuß der Düne und sagte: »Meine Nancy.«
    Falk kniff die Augen zusammen. Die Krankenschwester bei dem Soldaten war eindeutig Jasemina, auch das klappeschlagende Mädchen kam nicht in Frage, also blieb nur die andere Krankenschwester, die immer und immer wieder aus dem Dunkeln in die hell ausgeleuchtete Szene trat, etwas sagte und dann vom Geschrei des Regisseurs unterbrochen wurde.
    Falk stellte sich neben Ole. »Hab schon gehört, dass Nancy eine Rolle bekommen hat. Ist doch toll. Ich wusste gar nicht, dass sie schauspielern will.«
    Erneutes Seufzen von rechts. »Das soll sie man besser bleiben lassen.«
    Oha. Ole schien das Engagement Nancys beim Film nicht so recht zu passen. Und wenn Falk an die Szene dachte, die er heute durch Thies’ Fernglas beobachtet hatte – Nancy und Gernot als betende Störche –, dann glaubte er, dass Ole durchaus zu Recht skeptisch war. Aber dazu schwieg er lieber.
    Dort unten im Lichtkegel legte jetzt Gernot Limpinsel den Arm um Krankenschwester Nancys Schulter und schien sie zu trösten.
    Ole neben ihm wandte sich ab. »Das ist nichts für mein Mädchen«, sagte er noch zu Falk und trabte dann die Düne hinunter.
    Falk blickte ihm hinterher, bis die Gestalt in der Schwärze der Nacht verschwand. Er selbst warf noch einen Blick auf die Dreharbeiten, aber als dieselbe Szene wieder von vorne begann, beschloss auch Falk, umzukehren und nach Hause zu joggen. Er war jetzt rechtschaffen müde und würde sicher gut schlafen.
    Der Samstag war wieder ein wunderschöner Strandtag, und Falk, der um acht Uhr morgens bereits an seiner Hütte saß und sich für den Ansturm der zweiten Urlauberwelle präparierte, war bester Laune. Er war am frühen Morgen schon von der Sonne geweckt worden und hatte angesichts des strahlenden Himmels ein Gefühl der Erleichterung verspürt. Auch wenn es gestern ein anstrengender Abend gewesen war, so war doch die Katze mit Harms aus dem Sack, und er war nicht verantwortlich für das, was nun passierte. Harms würde bestimmt irgendwann abreisen, und Grit durfte sich an Piets breite

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