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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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Schulter lehnen. Ihm blieb jetzt nur noch, die Saison zu genießen und von Gina zu träumen.
    Dafür ließ ihm der Tag nicht allzu viel Zeit, denn bereits ab neun Uhr morgens ging es rund. Wirklich warme Sommer- und Strandtage waren an der Nordsee nicht üppig verteilt, so dass die erfahrenen Urlauber solche Tage voll auszukosten pflegten. Die Karawane rollte schon morgens an, dann wurden Sonnensegel aufgespannt, Burgen gebaut, Kinder eingecremt, Eis gelutscht, Drachen steigen gelassen und Ball gespielt, dass es eine Freude war. Unerschrocken schmissen sich die Urlauber in die gerade mal siebzehn Grad kalten Meeresfluten, jauchzten und planschten, so dass von Kai volle Aufmerksamkeit gefordert war. Er patrouillierte mit seinem Megaphon stundenlang an der Wasserlinie auf und ab und ermahnte die Badenden. Sogar Thies ließ sich auf seiner Holzveranda blicken und überwachte den Strand aufmerksam. Nille schleckte mehr Eis, als er verkaufte, und ließ sich zwischendurch von übermütigen Kindern im Sand eingraben. Als Falk am Abend in seine Kate zurückkehrte und sich unter die Dusche stellte, schlief er beinahe im Stehen unter dem heißen Strahl ein. Rasch drehte er das warme Wasser ab und das kalte auf, um sich fit für den Chorabend zu machen.
    Er wollte soeben das Haus verlassen, als sein Handy klingelte – mit dem altmodischen »Love is in the air«-Klingelton, den er seit neuestem für Gina reserviert hatte.
    Â»Süße!«, rief Falk erfreut in den Hörer, bereute aber sofort seine Fröhlichkeit, denn am anderen Ende hörte er nur verzweifeltes Schluchzen. Es dauerte eine Zeitlang, bis er Gina so weit beruhigt hatte, dass sie sich zumindest in abgehackten Sätzen einigermaßen verständlich machen konnte.
    Â»Der ist so ein Arsch …«, stammelte sie zwischen zwei Schluchzern.
    Falk brauchte eigentlich nicht zu fragen, um wen es ging, denn es konnte sich nur um einen handeln: Gerd Jonkers, Ginas Ab-und-zu-Chef.
    Â»Jonkers?«, erkundigte er sich aber pflichtschuldigst.
    Gina schniefte wieder laut und schluchzte, bevor sie versuchte, Falk zu erklären, dass ebendieser Jonkers sie für ein neues Projekt nicht angeheuert hatte, obwohl er ihr den Job bei der letzten Honorarverhandlung als Zuckerstückchen vor die Nase gehalten hatte.
    Â»Der nutzt dich nur aus«, sagte Falk. »Du musst auch mal nein sagen, der kann nicht umspringen mit dir, wie er will.«
    Â»Kann er doch!«, rief Gina hysterisch in den Hörer.
    Falk musste sich ein bisschen wundern, welchen Grad von Erregung Gina erreichte. Normalerweise wurde sie ganz kühl und nüchtern, wenn sie sich über ihre unbefriedigende Situation als minderbezahlte Architektin ausließ. Schreien und Weinen – das passte ganz und gar nicht zu ihr. Vermutlich hatte sie ihre Tage, mutmaßte Falk, behielt dies aber wohlweislich für sich.
    Â»Was soll ich denn sonst machen?« Gina putzte sich lautstark die Nase. »Bei Starbucks Kaffee verkaufen?«
    Warum nicht, dachte Falk bei sich, aber er wusste, wenn er es laut sagen würde, hinge der Haussegen mächtig schief.
    Â»Ich hab das alles so satt«, jammerte seine Angebetete, »kannst du nicht herkommen und mich trösten?«
    Jetzt steckte Falk gehörig in der Klemme. Tatsächlich war er nahe dran, nach Berlin zu kommen, in der letzten Zeit war es immer Gina gewesen, die angereist war. Aber im Moment brannte bei ihm die Hütte. Die Dreharbeiten waren noch nicht abgeschlossen, Jörn hatte für Marita noch keinen Ersatz gefunden, die Saison lief auf Hochtouren, und sein Vater war noch immer vor Ort. Das aber wollte er seiner Freundin nicht alles aufzählen, denn sie war stets auch übers Wochenende gekommen, wenn sie in Berlin viel um die Ohren gehabt hatte.
    Â»Okay«, sagte er stattdessen und versuchte, die Wogen zu glätten und sich Luft zu verschaffen. »Vielleicht kann ich für nächste Woche mal eine Vertretung finden und zwei Tage runterkommen.«
    Â»O ja! Das wäre ganz, ganz toll, echt, Süßer!«
    O weh, dachte Falk, da habe ich den Mund zu voll genommen. Er dämpfte sofort Ginas Euphorie: »Wie gesagt, ich muss erst gucken, ob den Job jemand übernimmt. Du weißt ja …«
    Â»Berlin, Brandenburg und Hamburg«, sagte Gina, nun schon richtig fröhlich, »ich hab doch extra den Ferienplan ausgedruckt.«
    Falk wurde es warm ums Herz. Wenn das nicht

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