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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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für Grit. »Ganz ehrlich?«
    Piet nickte.
    Â»Ich glaube, dass er krank ist. Todkrank womöglich. Ich habe keine Ahnung, was er hat. Vielleicht Krebs, vielleicht beginnende Demenz. Weiß nicht. Aber ich denke, dass er sich eigentlich verabschieden will. Sonst hätte er die Reise nie im Leben gemacht.«
    Piet nickte. »Hm. Das passt. Grit hat gesagt, er sah wahnsinnig schlecht und alt aus.«
    Â»Ja«, gab Falk zu, »er ist richtig mies beieinander. Deshalb kann ich ihn auch nicht wegschicken.«
    Piet schüttelte den Kopf und sah Falk sehr ernst an. »Wenn es wirklich so ist, dann hat er ein Recht darauf. Als Vater. Sich zu verabschieden, meine ich.«
    Falk dachte an Piets eigene Geschichte. Er hatte nicht Abschied nehmen können. Nicht von seiner Frau und nicht von seinem kleinen Kind. Falk hatte einen Kloß im Hals.
    Sie standen noch eine halbe Minute in der Dunkelheit schweigend zusammen, bevor Piet zu seinem Wagen ging.
    Â»Also dann«, sagte er, stieg ein und ließ den Motor an.
    Falk hob die Hand zum Gruß und zögerte dann einen Moment, ob er tatsächlich zu Gino rübergehen sollte, der Abend hatte nun einen Dämpfer erhalten. Aber angesichts der Tatsache, dass zu Hause niemand auf ihn wartete, entschied er sich dafür.
    Drinnen ging es schon hoch her. Hubert von Boistern alias Bernd Frekksen schmiss gerade eine Runde für den ganzen Tisch. »Auf unsere Nancy! Auf dem Weg von Heisterhoog nach Hollywood!«
    Herzhaftes Lachen in der großen Runde, alle hielten ihre Gläser hoch und prosteten sich zu. Aber es war klar, dass nur Thea und Hubsi, die stolzen Eltern, daran glaubten, dass Nancy eine Karriere als Aktrice bevorstand. Vielleicht, dachte Falk bei sich, waren die von Boisterns aber auch schon zufrieden, wenn Nancy als Glamoursternchen in den bunten Blättern erschien, auf Galas eingeladen wurde und an der Seite anderer, ebenso namenloser Sternchen posierte.
    Es war eine ausgelassene Runde, sogar Pfarrer Päffgen war dieses Mal mitgekommen, und Falk quetschte sich neben ihn auf die Bank. Hubsi bestimmte mit seiner dröhnenden Stimme das Gespräch, das sich selbstverständlich nur um seine persönliche Verbindung zu Karli, dem Produzenten, drehte, und dass er, Hubert von Boistern höchstselbst, es in alleiniger Anstrengung als Mediator geschafft hatte, dass sein neuer Freund seine Forderung zurückgezogen hatte. Thies musste natürlich einen bissigen Kommentar dazu abgeben, den Hubsi konterte, und so entstand zum Vergnügen aller Anwesenden ein klassischer Schlagabtausch von reichem Farmer zu Sheriff. Denn eigenartigerweise, so war es Falk bereits vergangenes Jahr aufgefallen, hatten die ewigen Kontrahenten beide einen Hang zum Western Style. Allerdings bevorzugte Hubsi seine Cowboystiefel und den riesigen Stetson in Weiß, während Thies, der Sheriff, selbstverständlich cooles Schwarz trug.
    Mitten in dem spielerischen Streit betrat ein neuer Gast das Hinterzimmer des Sizilianers. Zum Erstaunen der Anwesenden war es Kai.
    Er grüßte leutselig in die Runde und blickte Thies schließlich freudig ins Gesicht. »Hey, da bist du ja!«, strahlte er. »Hab ich mir doch gedacht. Nett habt ihr’s hier.«
    Dann setzte er sich Falk gegenüber, neben Jörn, und orderte bei Elizabetta eine Cola. Entweder entging ihm Thies’ finstere Miene, oder es war ihm egal, was sein Chef dazu sagte, dass er ihm auch privat folgte wie ein treuer Hund. Es war ungewöhnlich, dass sich ein Fremder, eine Saisonkraft, zu den Einheimischen gesellte. Kai aber suchte Anschluss, seit er bei Thies angeheuert hatte. Dennoch: Dass Kai hier uneingeladen auftauchte, schien für Thies zu weit zu gehen. Er sah grimmig zu Kai hinüber, so dass Silke sich bemüßigt sah, ihm beruhigend den Arm zu tätscheln und auf ihn einzureden.
    Jörn dagegen, freundlich und leutselig wie immer, interessierte sich sofort für den jungen Neuankömmling und fragte ihn nach seinem Woher und Wohin aus. Kai erzählte, dass er gerade sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht hatte und noch bei seiner alleinerziehenden Mutter in Kiel lebte. Er wollte eine Saison auf der Insel als Rettungsschwimmer jobben, um sich in dieser Zeit klarzuwerden, welche Pläne er in der Zukunft verfolgen würde. Davon habe er noch gar keine Vorstellung. Und dass es ihn ausgerechnet nach Heisterhoog verschlagen habe, sei reiner Zufall.
    Falk war sich

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