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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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ohnehin schon Schlagseite hatte, kippte er nach hinten, mit dem Kopf gegen das Nasenbein von Falk, dem sofort schwarz vor Augen wurde, bevor er zu Boden ging. Als Falk wieder zu sich kam, war in der »Rum-Ba-Bar« die schönste Kneipenschlägerei im Gange. Frauen kreischten – Nancy unüberhörbar am lautesten –, und einige Männer versuchten, ihre Freundinnen aus der Schusslinie zu ziehen. Wieder andere plünderten die Flaschenregale hinter der Bar, und ein kleiner Teil hatte sich in die wilde Schlägerei zwischen Ole, Gernot, dem Schauspieler Max, einigen Beleuchtern vom Film und Insulanern gemischt. Falk hatte keinen Bedarf, sich zu beteiligen, und wollte nachts um zwei auch nicht zuschauen oder gar schlichten. Er wollte nur noch ins Bett. Bertie war auf ihm zu liegen gekommen und hielt sich stöhnend den Kopf, und Falk beschloss, seinen Kumpel aus dem Getümmel zu ziehen. Sie retteten sich um die Ecke der »Rum-Ba-Bar« in eine kleine ruhige Gasse mit Friesenhäusern und hörten schon von weitem das Martinshorn der Polizei.
    Â»Komm, wir hauen ab«, sagte Falk. Bertie sagte nichts mehr. Er stützte sich auf dem ganzen Weg von Süderende nach Tüdersen schwer auf Falks Fahrrad und fluchte vor sich hin. Falk führte mit einer Hand unterstützend den Drahtesel, mit der anderen versuchte er die Nasenblutung zu stoppen, die Berties Hinterkopf verursacht hatte. Seine Nase schmerzte höllisch, und er hoffte inständig, dass sie nicht gebrochen war. Sie brauchten eine gute halbe Stunde für den Weg, und kaum hatte Falk die Tür zu seiner Kate aufgeschlossen, schmiss sich Bertie aufs Bett, stöhnte »Alter, Mann« und schlief sofort ein.
    Falk blickte auf seinen schnarchenden Freund, zog diesem die Sneakers aus und ging ins Bad. Ein ganz großer Fehler, wie er sofort bemerkte, denn sein Anblick war schockierend. Seine Nase war auf die doppelte Größe angeschwollen, und die beginnende Rötung ließ jetzt schon erahnen, in welch schillernden Farben sie morgen erblühen würde. Falk seufzte gequält, zog sich aus und gönnte sich eine heiße Dusche. Dann beschloss er, Thies noch eine SMS zu senden, dass er morgen später am Strand auftauchen würde, er musste wenigstens sechs Stunden Schlaf bekommen. Als er sein Handy aus der Jeans nahm, sah er, dass er ebenfalls eine Kurznachricht erhalten hatte. Sie war von Gina und lautete: Willst Du mich heiraten?
    Falks Herz setzte einen Moment aus. Dann schoss er mit dem Handy ein Foto von seinem Gesicht und schickte es mit der schlichten, aber deutlichen Antwort Ja zurück.
    Er schob Bertie ein Stück zur Seite und kuschelte sich in sein Kissen. Trotz der starken Schmerzen in der Gesichtsmitte schlief er so glücklich und selig ein wie schon lange nicht mehr.

17.
    Der Apotheker machte am Montagmorgen große Augen, als Falk kurz vor neun den Laden betrat.
    Â»Herr Thomsen!« Sie kannten sich natürlich vom Shantychor. »Das sieht aber gar nicht gut aus!«
    Falk entging nicht, dass der Apotheker ein leichtes Grinsen unterdrücken musste. »Fühlt sich auch gar nicht gut an«, bestätigte Falk.
    Â»Haben Sie abklären lassen, dass kein Bruch vorliegt?«, erkundigte sich der Mann hinter dem Tresen, als Falk ihm einen Zettel hinüberschob. Grit hatte ihm genau aufgeschrieben, welche Salben und Verbandsmittel er für die malträtierte Nase benötigte. Er war am Sonntag, Bertie hatte noch seinen Rausch ausgeschlafen, gleich zu ihr gefahren und hatte seinen Zinken untersuchen lassen. Zwar war Grit keine Ärztin, aber zwanzig Jahre Arbeit als Krankenschwester schulten ebenfalls ungemein. Grit hatte dafür plädiert, dass Falk, um alle Eventualitäten auszuschließen, seine Nase röntgen lassen solle, aber Falk hatte das fachmännische Urteil seiner Mutter genügt. Er war trotz der immensen Schwellung noch in der Lage, Luft durch die Nase ein- und auszuatmen, so dass er Grits Urteil, es handele sich »lediglich« um eine Prellung, gerne glaubte. Der Schmerz hatte sich durch die Einnahme von Paracetamol dämpfen lassen, außerdem hatte Grit ihn zusätzlich aus ihrer homöopathischen Notfallapotheke versorgt. Das Schlimmste war ohnehin der Bluterguss, der mittlerweile eine schöne dunkelviolette Färbung hervorgerufen hatte, die sich bis unter die Augen zog und Falk wie einen blutrünstigen Vampir wirken ließ – allerdings

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