Mutter des Monats
anderen Wichtigtuer in dieser Gemeinde sich verdammt noch mal nicht ständig in fremde Angelegenheiten einmischen?«
»Ja, gut.« Heather schob das Kinn vor und sah sie an. »Mache ich. Aber das geht mich was an: Wann wolltest du mir eigentlich mitteilen, dass meine Tochter – MEINE TOCHTER – nicht zu der Party heute Abend eingeladen ist? EINE PARTY ! Wann …«, ihre Stimme klang ganz schrill und angespannt, ihre Lippen und Hände zitterten, »… wolltest du mir diese Nachricht überbringen?«
»Könnten wir uns zuerst mal vergegenwärtigen, worum es hier eigentlich geht? Um eine Party. Eine Party für Kinder. Nicht etwa um einen Studienplatz in Oxford. Oder die Heilung von Krebs. Auch nicht um den letzten Platz im Rettungsboot. Eine beschissene Party für Kinder. Ich hätte es vielleicht erwähnt, wenn ich es wichtig genug gefunden hätte. Aber die beiden geben tatsächlich einen feuchten Furz drauf.«
Da waren sie, die Mädchen. Sie sahen aus, als hätten sie was Dringendes zu berichten. Au Mann, dachte Rachel, bitte lasst euch nicht einfallen, dass die Party euch plötzlich doch ganz furchtbar wichtig ist. Maisie sagte: »Mach schon …« Und Poppy: »Soll ich?« Maisie nickte so heftig, dass ihr fast der Kopf abfiel. Poppy atmete tief ein und sagte zu Rachel: »Stimmt es, dass du Mr Orchard heiratest?«
»Was? Ach, mein Schatz. Nein! Hör mal, wir besprechen das zu Hause. Es tut mir so leid.«
»Destiny hat gemeint, sie will unbedingt eingeladen werden, weil Kylie Minogue extra deswegen eingeflogen wird.«
Drittes Trimester
Erster Schultag
7.30 Uhr: Frühstück
Rachel stand mit dem Toast in der Hand am Wohnzimmerfenster und schaute auf die Straße. Sie war nicht ganz sicher, was los war, doch sie spürte, dass der Alltag ihrer Familie langsam aus den Fugen geriet. Normalerweise sollte Chris die Kinder, wenn er sie über Nacht bei sich hatte, auch am nächsten Morgen zur Schule bringen. Das gefiel Rachel zwar nicht, denn wenn sie im leeren, stillen Haus aufwachte, kam sie sich immer vor, als wäre sie schon tot, doch es funktionierte. Es war gut, die Schule als Puffer zwischen Vater und Mutter und den beiden Häusern zu haben. Außerdem waren Treffen zwischen ihr und Chris auf diese Weise auf ein erträgliches Minimum reduziert.
Fairerweise musste Rachel zugeben, dass Chris die Abmachungen und Regeln ihres Systems genauso penibel beachtete wie das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln. Doch gestern Abend hatte sie eine SMS bekommen, in der er angekündigt hatte, die Kinder früher zurückzubringen. Dann war noch eine gekommen, in der stand, dass er sie doch nicht bringen würde. Um sieben hatte Josh angerufen und gemeint, sie seien auf dem Weg zu ihr. Rachel sehnte sich zwar nach ihren Kindern, aber hier war ganz eindeutig zu viel Chaos im Spiel, und wenn sie sich den Heiligenschein aufsetzte und ganz ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass das nur schaden konnte.
Das Auto war in die Einfahrt eingebogen, die Kinder und ihre tausend Besitztümer waren herausgepurzelt, und Chris war schon wieder davongebraust, bevor Rachel auch nur aus dem Haus hatte treten können. Josh gab ihr ein flüchtiges Küsschen auf die Wange und huschte durch die Tür.
»Hey«, sagte Rachel, während sie Poppy einen Kuss aufdrückte. »Hat Daddy es eilig?«
Poppy sah der Abgaswolke nach. »Hmm. Ich glaube, er kommt zu spät zur Grummel-Olympiade.«
»Aha.« Sie traten in den Flur, wo Josh einen Taschenberg errichtet hatte.
»Das kann man wohl sagen«, meinte er, während er vorsichtig seinen Sportbeutel ganz oben platzierte. »Ich weiß auch, warum.« Auf dem Weg zur Treppe drehte er sich noch mal um. »Weil sie ihn abserviert hat.« Dann polterte er hinauf in sein Zimmer.
Hoppla, dachte Rachel und sah ihm stolz nach. Das war bei Weitem die längste Ansprache, die Joshua Mason seit Monaten gehalten hatte.
8.50 Uhr: Vor Schulbeginn
Heather lief in der Morgensonne von Beechfield Close den Hügel hinauf. Diese Jahreszeit war ihr die Liebste: Söckchen, karierte Kleider, Gras, Schlagball … sie holte tief Luft und genoss ihre Vorfreude. Ach, sie konnte es kaum erwarten. Maisie musste schnell laufen, um mit ihrer Mutter mitzuhalten. »Was ist mit Poppy? Mami? Holen wir sie nicht mehr ab?«
»Besser nicht, mein Schatz. Mami hat es heute Morgen eilig. Und denk nur an all die anderen netten Freundinnen, die du gleich treffen wirst. Scarlett und Kate und …«
»Aber …« Jetzt ging das schon wieder los. Maisie war
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