Mutter des Monats
dem Bezahlen dran war.
»Nach dir.« Clover trat zur Seite und strahlte sie freundlich an. Moment mal – das war komisch. »Und falls du einen Augenblick Zeit hast, würde ich gern wissen, was Tom vom neuen Programm zur Förderung der Lesekompetenz bei Vorschulkindern hält.«
Hä?
»Das macht 75 Pence, Rachel«, mischte Sharon sich ein. »Wie geht es Mr Orchard eigentlich? Hat das Zeug gegen seine schlimme Erkältung geholfen?«
Woher wusste sie das nun wieder? Rachel murmelte etwas vor sich hin und zog sich zurück. Ja, sie war für ihn zur Apotheke gehetzt, und ja, das Zeug hatte geholfen. Aber …
»Wenn ich dir einen Rat geben darf.« Wer zum Teufel war das jetzt wieder? Diese Frau hatte Rachel noch nie zuvor gesehen. »Wenn er wirklich vorhat, was zu ändern, dann sollte er zuerst die alte Hexe in seinem Vorzimmer schassen.«
Nervös blickte Rachel sich um. Die dachten doch nicht ernsthaft, dass sie und Tom …
»Destiny findet Mr Orchards Witze zum Schießen. Sie erzählt, dass er früher als Kabarettist gearbeitet hat.«
Offensichtlich stand Rachel im Rampenlicht. Das war völlig absurd. Total lächerlich! Am liebsten hätte sie gerufen: »Halt! Stopp! Zwischen uns läuft nichts. Überhaupt nichts. Wir arbeiten nur an dieser Sache für die Bibliothek, mehr nicht.« Doch ihr war klar, dass alle darüber sprachen und auch über nichts anderes sprechen wollten.
Nur Colette, die sich mit einem großen Stück Torte und dem verwitweten Vater der Zwillinge aus der dritten Klasse in eine Ecke verkrümelt hatte, schien andere Interessen zu verfolgen.
Deborah, die neben Heather mitten im Zimmer stand, hatte so eine Ahnung, dass sie nebeneinander ziemlich lächerlich aussehen mussten, denn sie war viel größer und – wie sollte sie das ausdrücken – schmaler als die kleine gedrungene Person neben ihr. Es bestand die besorgniserregende Möglichkeit, dass man sie im Gegenlicht der durch das Fenster zum Garten scheinenden Sonne mit einem grässlichen, wenig komischen Komikerduo aus der Steinzeit verwechseln könnte. Namen wie Dick und Doof, Pat und Patachon schossen ihr durch den Kopf. Sie musste diese Gedanken verscheuchen – Matthau und Lemmon –, schnell an was anderes denken, zu spät – Ernie, Bert. Verdammt noch mal! Komödien hatte Deborah noch nie gemocht. Sie verstand einfach nicht, was daran lustig sein sollte.
Sie betrachtete den Kopf von … – wäre Heather die Witzfigur oder der ernste Part? Sie konnte das nie auseinanderhalten, weil sie die Witze nicht verstand. Egal, jedenfalls betrachtete sie Heathers Kopf und musste leider feststellen, dass ihre Strähnchen schon extrem rausgewachsen waren. Und dann bemerkte sie, dass Heather – wie süß! – die Augen zwar mit Lidschatten zu schminken versucht hatte, ihre Wimpern aber ebenfalls dringend nachgefärbt werden mussten. Und die Augenbrauen sollten auch mal wieder gezupft werden. Die Oberlippe könnte etwas … Aha!, dachte Deborah, denn ihr entging so gut wie nichts. Sie war nämlich ein extrem soziales Wesen. Deswegen erkannte sie auch, dass alles, was Colette für Heather getan hatte, langsam nachließ und nicht wieder aufgefrischt worden war. Du Arme, dachte sie, während sie Heather zulächelte. Sie haben dich schon vor Wochen fallen lassen.
»Hey, ihr beiden! Bin ich froh, dass ich euch hier erwische.« Jasmine stand vor ihnen, Teller und Becher in der Hand. »Ich wollte nur sagen, dass es mir leidtut. Wegen heute Abend.«
»Macht nichts«, erwiderte Deborah. Ehrlich gesagt war sie einfach nur dankbar, dass sich jemand mit normaler Körpergröße zu ihnen gesellt hatte. Was die Frau da faselte, war ihr völlig egal.
»Was ist denn heute Abend?«, fragte Heather.
»Na, du weißt schon, Izzys Party. Ich finde es ja auch nicht gut, dass sie nur Milo, Maisie und Poppy nicht eingeladen hat. Aber Scarlett hat sie gewarnt …«
»Gewarnt? Wovor denn?« Heather war kreidebleich geworden.
»Na, du weißt schon, dass keiner mehr was mit ihnen zu tun haben will, wenn sie dem Rektor die Sache mit den Orangen erzählen.«
15.15 Uhr: Schulschluss
Rachel sauste mit gesenktem Kopf, den Blick starr zu Boden gerichtet, über den Schulhof zum Eingang. Sie musste Tom unbedingt erwischen, bevor die Kinder rauskamen. Solange noch keine Eltern da waren, die nicht Besseres zu tun hatten, als rumzustehen, zu gaffen und zu dem Ergebnis zu kommen, dass eins und eins genau ein Pärchen ergab. Ihr war völlig schleierhaft, wie sie zu einer Person des
Weitere Kostenlose Bücher