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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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amüsierte sich prächtig. Und: »Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen. Ich bin Will Martin.« Er machte eine schwungvolle einladende Geste in Richtung Hintertür. »Herein, herein. Herzlich willkommen.«
    Georgina war ernsthaft versucht, ihm eine reinzuhauen.
Aperitif

    Joannas Po – der nach allgemeiner Ansicht beachtliche Ausmaße besaß, um den sich Joanna aber nicht scherte, weswegen sich die anderen den Kopf darüber zerbrechen mussten – ragte aus dem Schrank unter der Spüle hervor, direkt neben Hamishs kompaktem kleinen Hinterteil. Beide suchten etwas. »Komm schon, Hamish.« Joannas Stimme wurde zwar durch das Abflussrohr gedämpft, aber ihr Ärger war nicht zu überhören. »Irgendwo muss der Aschenbecher doch sein. Wo killt deine Mutter denn sonst ihre Kippen?«
    Deborah lehnte am Kühlschrank und fragte sich, ob man ihr irgendwann einen Drink anzubieten gedachte. Heather deckte den Tisch – irgendeiner musste sich ja erbarmen – und hielt dabei ein munteres Schwätzchen mit Georgina.
    »Wie viele sind wir?« Auf der Suche nach Servietten zog Heather die Schublade des riesigen Küchentisches auf, schluckte und machte sie schnell wieder zu.
    »Woher soll ich das wissen?« Georgina schnitt in einem Affenzahn die Schalotten klein, riss die Kühlschranktür auf – Deborah konnte gerade noch ausweichen –, schnappte sich die Butter, goss schwungvoll Olivenöl in einen großen Topf und stellte ihn auf die Gasflamme. Sie zerstampfte drei Knoblauchzehen im Mörser und warf sie in den Topf. »Warum sollte mir auch jemand Bescheid sagen?«
    Deborah bezog schnell vor dem Geschirrspüler Stellung und grinste Sympathie heischend in die Runde.
    »Kommt diese Melissa auch?« Heather hatte sich den Gläsern zugewandt und befingerte nachdenklich ihre Lippen. Wo anfangen? »Bea meinte, dass sie vielleicht kommt.« Sie trat an den Geschirrspüler – Deborah rückte rasch weiter zur Anrichte –, öffnete die Tür und knallte sie angewidert wieder zu. »Sie ist wirklich hübsch. Wisst ihr, wen ich meine? Groß, dunkelhaarig, Pagenschnitt ... trägt Ballerinas.«
    Joanna schob sich rückwärts aus dem Schrank, hielt auf die Anrichte zu und schnappte sich einen feinen Porzellanteller, mit dem sie Deborah an der Schläfe erwischte. »Sorry«, sagte Deborah, denn sie fand, einer sollte sich entschuldigen.
    Colette und Clover saßen schon dicht nebeneinander auf einer Seite des verschmierten Tisches, als befänden sie sich auf ihrer ganz eigenen Veranstaltung. »Das einzige Problem«, sagte Colette, »ist der Samstag.«
    »O Gott«, jammerte Clover. »Ein Albtraum!« Sie schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. »Ich weiß nicht, wie irgendwer von dir erwarten kann …«
    »… erst Fußball am Vormittag, dann muss ich alle zum Übernachten abholen und am Nachmittag noch die Tanzvorführung ...«
    Merkwürdige Laute drangen aus Clovers tiefstem Inneren. Das, was sie empfand, ließ sich nicht in Worte fassen: »Heijeijei«, lamentierte sie, »Weiowei.«
    »… und ich so zu ihm: ›Rugby? Am Sonntagmorgen? Du willst mich wohl veräppeln …‹«
    Colettes Gebrabbel waberte, von Clovers Stöhnen untermalt, um die geschwärzten Balken der Küchendecke und vermischte sich dort mit Deborahs aufgeregtem, um Heathers Gunst buhlendem Schnattern.
    »… wir wollten einfach nur ein normales Leben führen, mit normal begabten Kindern, und jetzt haben wir diesen ganz außergewöhnlichen Jungen. Die kleine Martha ist, Gott sei Dank, vollkommen pflegeleicht, aber Milo … Ach, ich weiß nicht, man verspürt da irgendwie eine große Verantwortung, das Richtige zu tun, so. Na, ja. Und wie ist es bei dir?«
    »Tja, ähm. Ich habe ja nur eins. Leider. Ich würde mal sagen, sie ist, ja, eher durchschnittlich begabt, wahrscheinlich. Wenn sie einen guten Tag hat, haha.« Heather versuchte, vergnügt zu klingen.
    Dazu erklang das typische Brutzeln und Hacken eines ruckzuck für viele Gäste bereiteten Mahls. Im Schutz dieser Geräuschkulisse konnten Georgina und Joanna sich unbekümmert austauschen.
    »Wie geht’s dir? Läuft’s wieder besser mit Steve?« Es war noch nicht offiziell, dass bei Joanna der Hausfrieden schief hing. Nur Georgina wusste davon. Und wie sie Joanna kannte, würde auch kein anderer davon erfahren. Jeder, der danach zu fragen wagte, riskierte eine Tracht Prügel. Beim Griff nach dem Kochlöffel warf Georgina ihrer Freundin einen verstohlenen Blick zu. Joanna hatte noch nie viel für Make-up übriggehabt

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