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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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war heute wirklich supernett. Hat mir so geholfen. Und Pamela leistet hervorragende Arbeit als Vorsitzende des Schulbeirats, egal, was du von ihr hältst. Scarlett ist so ein nettes Ding, Maisie ist ganz begeistert von ihr. Und die drei haben wohl ein richtig gutes Geschäft gemacht, denn sie haben offensichtlich nichts mehr zu verkaufen.«
    Georgina seufzte. »Ja, das grenzt an ein Wunder.« Sie hatte sich wirklich richtig entspannt an diesem Morgen. Entweder hatte sie gedöst oder die Leute beobachtet, beides war sehr erholsam gewesen. »Sie ist mit einem leeren Kofferraum zum Flohmarkt gekommen und hat den ganzen Vormittag geduldig in ihrem Auto gesessen. Sie hat es wohl nicht nötig, sich abzurackern, sollen sich doch die emsigen Arbeiterinnen ums Verkaufen kümmern. Beas Mutter hat offenbar nicht verstanden, wie so was funktioniert.«
    »Huhu, Heather!«, rief Pamela. »Ich hatte so gehofft, dass du mal vorbeischaust. Ihr habt doch auch Tee am Stand, oder? Wärst du so lieb, uns einen rüberzubringen?«
    »Morgen. Wie läuft’s?« Mr Orchard hatte seinen Allerweltsanzug gegen Jeans, Pullover und Lederjacke getauscht. Rachel musste zugeben, dass er gar nicht so schlecht aussah wie sonst, wenn er wie der letzte Armleuchter in der Schule herumlief.
    Darauf war sie schon immer abgefahren. Jetzt nicht mehr, aber früher. Sie stand nicht auf Männer in Uniform, sondern auf Männer, die ihre Uniform abgelegt hatten und ihr wahres Ich zeigten. Das brachte Rachels Blut in Wallung. In der Galerie, wo sie früher gearbeitet hatte – in einem anderen Leben und in einem anderen Universum –, hatte es ein Restaurant mit einem begnadeten Chefkoch gegeben, bei dem alle außer Rachel weiche Knie bekommen hatten. Warum, war ihr völlig schleierhaft gewesen. Bis sie dem Mann auf der Straße begegnet war, unrasiert und im Schlabberlook. Und plötzlich war ihr klar geworden, dass sie sprichwörtlich die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte.
    »Das Zeug geht weg wie warme Semmeln. Ich habe heute Morgen mehr eingenommen als sonst in einer ganzen Woche.«
    Mr Orchard lachte. Was er bestimmt nicht tun würde, wenn er wüsste, dass sie die Wahrheit sagte.
    »Und Sie sind zum Kaufen hier und nicht zum Verkaufen?«, fragte sie leichthin.
    »Ja, Sie haben es erfasst. Ich kann noch einiges gebrauchen. Kann es mir nicht erlauben, mich von noch mehr Dingen zu trennen. Das war ein bisschen zu viel Trennung in letzter Zeit.«
    Ach, sieh an, dachte Rachel.
    »Woher kommen Sie, Mr Orchard?« Sie hoffte, das klang humorvoll und nicht wie eine Anmache. »Von einem anderen Planeten?«
    Der Rektor sah über die Schulter. »Manchmal kommt es mir wirklich so vor.«
    Rachel betrachtete die Szene mit seinen Augen. Geparkte Autos, laut lachende Väter, herumtollende Kinder – alles ganz normal. Vielleicht hatte er einen scharfen Blick fürs Kuriose. Deborah konnte man sicher für eine Außerirdische halten, wie sie allein dasaß und merkwürdige Laute ausstieß: »Moschino! Miu Miu! Acne! Roll up!«
    Wie den Dalek am Eingang, der ungelenk in die endlich eingetroffene schicke blaue Limousine kletterte und mit der Klobürste im Fenster hängenblieb. So was sah Mr Orchard vermutlich nicht alle Tage.
    »Aber nein, ich komme von viel weiter her. Aus Chelsea.«
    Das gibt’s doch nicht, dachte sie. Wenn ich das den anderen erzähle! Doch bevor sie das Gespräch geschickt auf Fußballspieler, Popstars und die Komplexität von Beziehungskisten lenken konnte, hatte er seine Aufmerksamkeit schon auf den Rücksitz des Volvos gerichtet. »Stehen diese Bücher auch zum Verkauf? Darf ich sie mir mal ansehen?«
9.30 Uhr
    Heathers Trillerpfeife hing entspannt an ihrem Hals. Autos mit leeren Kofferräumen standen an der Ausfahrt Schlange. Alle Kuchen – na ja, fast alle – waren verkauft. Guy zählte drüben am Tisch mit Maisie die Einnahmen. Er war bester Laune, weil er ein paar Bohraufsätze für seine Black & Decker und einen ganzen Haufen Generalstabskarten für seine Sammlung erstanden hatte.
    Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und erleuchtete das Panorama wie ein Scheinwerfer, von den Ausläufern des kleinen Ortes auf der einen bis zur blühenden Landschaft auf der anderen Seite. Hier ist es so wunderbar, dachte Heather. Überall nette Menschen. Dies war einer der schönsten Vormittage seit Langem gewesen. Es machte sie glücklich, wenn alle im selben Boot saßen und mit vereinten Kräften einem gemeinsamen Ziel entgegenruderten. Und am glücklichsten war

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