Mutter des Monats
freundlich, ihr Blick war auf den Karton mit Poppy gerichtet.
»Aber ich kann sie da nicht einfach stehen lassen, so allein.«
»Überlassen Sie das mir.«
»Schätzchen?« Die Neue rief einen gut aussehenden Jungen zu sich. »Kümmere dich bitte mal um das Auto, ja? Ich bin kurz am Eingang.«
8.45 Uhr
Nicht zu fassen! Auf einmal erstrahlte Heathers Kuchenstand und überhaupt die ganze Welt wieder in hellem Glanz. Die fürchterliche Atmosphäre hatte sich entspannt.
»Na, geht doch!«, meinte ein feister Flohmarktfan mit gierigem Blick auf den Malteserkuchen. »Ein großes Stück, bitte, und eine Tasse Tee.«
»Genau das Richtige!«, befand ein anderer Kunde. »Zwei Stück, bitte.«
Es war wie ein Wunder, wie in Kana. Komisch, aber diese Bibelgeschichte war Heather immer schon ans Herz gegangen. Diese armen Menschen hatten ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag nicht genug zu essen für ihre Gäste gehabt. Man stelle sich das mal vor! Für Heather gab es nichts Schlimmeres. Sie bekam immer Panik, wenn sie Gäste bewirten musste. In Kana aber, da kam Jesus einfach vorbei, und schon war das Problem gelöst. Was für eine schöne Geschichte.
Also, sie hatte zwar keine Ahnung, wer das Wunder vollbracht hatte, aber sie wusste, dass es am Kuchenstand von St. Ambrose an diesem Sonntagmorgen keine Bewirtungspanik, sondern lauter höfliche glückliche, zufriedene Kunden gab.
»Zwei Stück für Sie, guten Appetit.«
Dieser Kuchen sah enorm lecker aus. Sie würde zu gern erfahren, wer ihn gebacken hatte.
Rachel hatte ihren Kofferraum geöffnet und den Verkauf wieder aufgenommen. Sie sah, dass Poppy immer noch wartete, aber nicht mehr allein. Der Dalek und die Ballerinaträgerin unterhielten sich angeregt, als würden sie sich schon immer kennen. Gemeinsam begrüßten sie die Neuankömmlinge: eine mit der Hand, die andere mit der Klobürste. Und die lächelten gerührt zurück. Man konnte sie förmlich denken hören: Ach, wie nett! Ein Begrüßungs-Dalek auf einem Kofferraum-Flohmarkt.
9.10 Uhr
Deborah war perplex. Obwohl diese Kleidungsstücke bereits getragen und nicht mehr ganz en vogue waren, handelte es sich um hochwertige Ware. Viel hochwertiger als der ganze Tand, der hier noch so zum Verkauf stand. Die Teile, die noch unter der Plastikfolie steckten, stammten aus ihrem früheren Leben als Karrierefrau. Sie brauchte sie jetzt nicht mehr, aber das machte sie wohl kaum zu Altkleidern! Hier konnte man komplette, scheckheftgepflegte Büro-Outfits zum Schnäppchenpreis ergattern. Das Fashion Statement einer überaus erfolgreichen Geschäftsfrau. Mit solchen Ensembles brauchten Frauen keine Quote. Das hier war Mode für Siegerinnen! Aber diese seltsamen Flohmarktbesucher kauften ihr einfach nichts ab. Es war zum Verzweifeln, manchen Leuten war wirklich nicht zu helfen.
Komisch, auf einmal gehört dieser Begrüßungs-Dalek wie selbstverständlich zu unserem Flohmarkt, dachte Rachel.
»Das macht 70 Pence.«
Fast taten ihr Flohmärkte ohne Dalek leid.
»Was wollen Sie für das Zeug auf dem Rücksitz?«
»Das ist nicht zu verkaufen«, erwiderte Rachel automatisch, doch dann gab sie sich einen Ruck. Warum zum Teufel verteidigte sie das Zeug eigentlich? Wozu? Wenn dieser Mistkerl es nicht mal für nötig hielt, seine eigene Tochter pünktlich abzuholen, wieso bewahrte und hütete sie seine Siebensachen für ihn?
»Moment mal, warten Sie!«, rief sie dem Typen in der Donkeyjacke hinterher. »Habe mich geirrt. Wie viel bieten Sie denn?«
»Diese drei Kartons für einen Zehner?«
»Für fünf gehören sie Ihnen.«
9.20 Uhr
Heather klopfte vorsichtig ans Wagenfenster und unterbrach Georginas Nickerchen.
»Hallo. Hat man dich aus dem Frondienst am Kuchenstand entlassen?«
»Rachels Mum hat mich abgelöst. Gott sei Dank. Sie ist ein echtes Goldstück.«
»Da hast du recht. Sie ist wirklich super. Im Gegensatz zu einigen anderen hier.« Georgina blickte nach links, wo Scarlett, Bea – wieder mit Headset – und Beas Mutter auf dem geschlossenen Kofferraum eines Passats saßen und die Beine baumeln ließen.
»Weißt du, an wen die mich erinnern?«, fragte Georgina. »Damals in Bio, da hatten wir doch mal so ein Diagramm. Mit einem mittelgroßen und einem kleinen Insekt und vielen roten Pfeilen. Lebenszyklus eines Insekts , so hieß es. Diese drei da drüben sehen genauso aus: eine kleine, mittelgroße und große Ausgabe desselben hässlichen Wesens.«
»Also echt, Georgina!« Heather war entsetzt. »Du bist gemein. Bea
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