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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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sie, wenn sie mit im Boot saß. Zu oft in ihrem Leben hatte sie erlebt, dass alle anderen bequem im selben Boot saßen, während sie sich krampfhaft hinten festhalten musste, um nicht ins kalte Wasser zu fallen.
    Außerdem saß sie an diesem Morgen nicht nur im Boot, nein, sie war der Kapitän! Nur durch sie war der Flohmarkt ein voller Erfolg geworden. Was das an Nerven, Stress und Mehl gekostet hatte! Obwohl alle ihr Bestes gegeben hatten, war sie doch eindeutig für diese Leistung verantwortlich. Von jetzt an gebührte ihr endlich ein fester Platz in der Geschichte von St. Ambrose.
    Clover marschierte auf ihren kurzen Beinen durchs Gras auf Heather zu, ihre beiden Kinder im Schlepptau. »Na gut. Macht nichts.«
    »Macht nichts? Was macht nichts?«
    »Na ja, du hast dir sicher ’ne Menge Arbeit gemacht, du Arme. Und wozu, hm?« Clover sah sich um, schüttelte den Kopf und flüsterte mit Leichenbittermiene: »Wozu das alles?«
    »Guy meinte, wir hätten über tausend Pfund eingenommen! Vielleicht sogar mehr!«
    »Auweia, mehr nicht? Wo du dir so viel Mühe gegeben hast? Wie schade!« Clover strich Heather mit ihren Wurstfingern über die Hand und schüttelte mitleidig das Haupt. »Na ja. Und was lernst du daraus?«
    »Lernen? Was soll ich denn lernen?«
    »Meine Liebe. Jetzt komm. ›Nie wieder‹, das lernen wir daraus, nicht wahr? Nie wieder.«
    Georgina sah, wie Mr Orchard zum Ausgang ging. Unterm Arm trug er seine neu erworbenen Schätze: Die geheime Geschichte, Die Reisen des Mr. Leary und ein paar alte Romane von Graham Greene. Sie schnaubte anerkennend. Er hatte also mehr drauf als nur Buchhaltung. »Gut gemacht, Mrs Stuart!«, rief er Bea im Vorübergeben zu. Georgina bemerkte, dass Bea wieder in ihrer Chef-Schürze steckte. »Ein voller Erfolg!«
    »Vielen herzlichen Dank«, rief Bea ihm hinterher. »Ich glaube, es lief ganz gut.«
    »Super. Jetzt können Sie erst mal nach Hause gehen und ausspannen.«
    »Wie nett von Ihnen.« Mit markierter Erleichterung nahm sie das Headset vom Kopf, schüttelte die goldblonden Locken, senkte die Lider und strich ihrem Jüngsten, der sich an ihre ellenlangen Beine klammerte, über den Kopf. »Ich muss zugeben«, sagte sie mit selbstkritischem Lächeln, »dass ich völlig erledigt bin.«
    Rachel musste nicht viel einpacken. Sie hatte so gut wie alles verkauft, sogar – sie kicherte in sich hinein – den kompletten Nachlass ihres Ex-Mannes. Hoppla, wie hatte das denn passieren können? So sorry! Na, wenigstens waren etwas mehr als fünf Pfund für ihn rausgesprungen. Obwohl sie davon natürlich die Kommission abziehen musste.
    Die Neue, Fünf-Sterne-General und Retterin der Masons, kehrte zu ihrem Auto zurück.
    Rachel ging zu ihr. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Ganz herzlich! Sie haben uns vor dem emotionalen Weltuntergang bewahrt.«
    »Keine Ursache. Hat sogar Spaß gemacht. Das mit dem emotionalen Weltuntergang natürlich nicht. Aber mit Poppy kann man es gut aushalten. Wir haben viel gelacht. Wie geht es meinen Jungs?«
    »Die haben wohl ein Vermögen gemacht, so wie es bei ihnen zuging. Was haben die denn überhaupt verkauft?« Rachel trat erst jetzt hinter das Auto der Neuen und sah die übrig gebliebenen Blumentöpfe. Aus manchen ragten kräftige Stauden, in anderen wuchsen kleine grüne Schösslinge.
    »Wahnsinn! Ist ja fast nichts mehr da. Das sind Ableger. Wir ziehen sie in unserem Gewächshaus. Rosen, Lavendel, Obststräucher und so. Möchten Sie vielleicht einen kaufen? Tschuldigung, ich weiß gar nicht, wie Sie heißen.«
    »Ach, natürlich nicht. Ich heiße Rachel. Hallo.«
    »Hallo Rachel.« Die beiden gaben sich die Hand. »Ich bin Melissa.«
Sonntag, 12 Uhr: Mittagspause
    »Und wie geht’s voran mit der Selbstversorgung?«, fragte Rachel vorsichtig. Sie hatte sich vorgenommen, heute mal nett zu ihrer Mutter zu sein. »Bist du für den nächsten Atomkrieg gerüstet?«
    »Ach, alles wächst und gedeiht, danke der Nachfrage. Hier, zieh das über, bevor wir reingehen.« Rachels Mutter reichte ihr die Imkerkleidung. »Es läuft so gut, dass ich den Gemüsegarten vergrößern werde. Nächste Woche kommt Pamela Graham und hilft mir beim Umgraben.«
    Während Rachel mit dem wenig eleganten beigefarbenen Overall kämpfte, stieg ihr ein Duft in die Nase. Nein, er erschlug sie fast. Roch wie Lammbraten. Mit Rosmarin, gebackenen Kartoffeln und, hm, ja eine Kohlsorte, vermutlich Brokkoli. Ganz in der Nähe tat jemand genau das, was auch sie bis Mitte Juli

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