Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
Vom Netzwerk:
»Rachel, hör zu, tut mir leid, aber keiner hat ein Angebot für das Essen mit Andy Farr abgegeben. Irgendwie kommt der nicht so gut an in St. Ambrose, aber das überrascht mich nicht weiter. Er ist ein kleines, dummes Arschloch.«
    »Mark!«
    »Tut mir leid, Schatz. Irgendwer musste ja für ihn bieten. Da habe ich es eben getan.« Er tätschelte Deborah die Schulter.
    Dann stellte sich Heather neben Rachel. »Das ist ein Geschenk von uns allen: ein Tag auf der Schönheitsfarm!« Sie strahlte in Rachels kreidebleiches Gesicht. »Freust du dich denn gar nicht? Wir haben alle zusammengelegt! Weißt du noch, wie ich dir erzählt hatte, dass Colette unbedingt an dir arbeiten will?«
    »Hey, wie ich höre, kann man dir gratulieren!« Georgina schlenderte auf sie zu und prostete Rachel mit einem leeren Glas zu. »Auf die Genitalwarzen! Eigentlich hatte ich mir die ja nur ausgedacht, aber Beas Mum schwört, die Assistenzärztin hätte wirklich welche!«
Tanz
    Georgina und Will waren bei Walking on Sunshine auf die Tanzfläche gestürmt. Rachel schaute ihnen verträumt zu, und sie war nicht die Einzige. Der Auftritt der Martins erregte ziemliches Aufsehen. Die beiden waren nicht nur ausgezeichnete Tänzer, zusammen sahen sie wirklich, tja, heiß aus. Um ehrlich zu sein, trieben sie es praktisch vor allen Leuten.
    Nach und nach füllte sich die Tanzfläche. Sogar die muffige Sekretärin schwang das Tanzbein, während Alleinunterhalter Wayne hinter ihr herumscharwenzelte und dabei seine Hüfte leicht anzüglich an ihren Hintern schmiegte. Die beiden trieben es auch fast in der Öffentlichkeit, aber Rachel wollte nicht weiter darüber nachdenken.
    Sie konzentrierte sich wieder auf Georgina und Will. Die waren ein solches Vorzeigepaar, die beiden. Mit denen konnte man für Hochzeiten werben. Rachel hatte Paare noch nie gern bei ihrem ungeschönten Ehealltag beobachtet, auch als sie sich noch von ihrem Mann geliebt gefühlt hatte. Es hatte sie deprimiert, anderen Paaren beim schweigsamen Essen im Restaurant oder beim gereizten Shoppen im Einkaufszentrum zuzusehen. Diese Leute hielten sich wahrscheinlich für einigermaßen glücklich verheiratet, aber von außen betrachtet sahen ihre Beziehungen nicht so rosig aus.
    » Dancing in the Moonlight « lief gerade, das Lieblingslied der Martins, wie Rachel wusste. Georgina umkreiste Will, der sie mit Bewunderung und unverhüllter Lust ansah. Wie funktionierten diese Beziehungen, die Jahr für Jahr unermüdlich und zufrieden weiterliefen? Vielleicht entwickelten sich diese Paare einfach nicht weiter oder merkten nichts davon. An der Art, wie Will Georgina anhimmelte, wurde deutlich, dass er in seiner Frau noch immer das Mädchen sah, in das er sich damals verliebt hatte. Einem Mann, der Georgina heute Abend das erste Mal sah, würde die lange Mängelliste nicht verborgen bleiben: die Blessuren, Dellen und Flecken des Alterns, des Kinderkriegens, der harten Arbeit und der schlichten Vernachlässigung. Er würde eine Frau sehen, die sich auf die Lebensmitte zubewegte. Aber Will hatte keinen Blick dafür. Er sah die Frau, die Georgina einmal gewesen war.
    So war es Rachel mit dem Haus ihrer Eltern auch gegangen. Sie hatte sehr daran gehangen – es entsprach immer noch ihren Idealvorstellungen –, und als die Eltern es nach dem Auszug der Kinder verkaufen wollten, hatte die Familie fest mit einem hohen Verkaufspreis gerechnet, weil die potenziellen Käufer das Haus bestimmt genauso toll finden würden wie sie. Umso härter hatte sie die Einschätzung des Maklers getroffen, der es als »renovierungsbedürftig« eingestuft hatte, weil es Risse aufwies, das Dach nicht mehr dicht und es einfach nicht mehr modern war. Der Verfall war so langsam vorangeschritten, dass ihn keiner bemerkt hatte. Damals, beim Einzug, hatten sie sich in das Haus verliebt, und daran hatte sich nichts verändert. So war es auch bei Georgina und Will. Bei Rachel würde es nie mehr so kommen. Zu spät. Sie war offiziell zu alt. Wer würde sie noch haben wollen, so renovierungsbedürftig, wie sie war?
    »Guten Abend. Ich dachte, ich komme am besten mal rüber und stelle mich vor, da Sie freundlicherweise so viel Geld für mich ausgegeben haben.«
    »Ah, Mr Orchard! Vielen Dank fürs Rüberkommen.« Rachel machte sich schon wieder zum Affen, sie konnte es spüren. »Da gibt es ein paar Sachen«, sie hüstelte geschäftsmäßig, »die wir noch klären müssen.«
    »Wissen Sie was, nennen Sie mich Tom. Wo Sie doch einen

Weitere Kostenlose Bücher