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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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dreistelligen Preis gezahlt haben.«
    Dreistellig?
    »Ich glaube, da sollten Sie mich beim Vornamen anreden.«
    »Also … ähm, das stimmt so nicht ganz. Das ist mir jetzt furchtbar peinlich, aber ich wollte gar nicht für Sie bezahlen. Habe ich auch nicht.«
    »Ach, wirklich?« Tom steckte die Hände in die Taschen seines Smokings. Gar nicht so übel, dachte Rachel. »Ich verrate Ihnen mal ein Geheimnis. Sie werden es nicht glauben, aber …« Er beugte sich vor, drehte sich zur Seite und flüsterte mit seitlich verzogenen Lippen. »Ich wollte mich auch gar nicht anbieten.«
    »O je. Das tut mir leid. Natürlich nicht. Mir geht es gerade nicht so gut …«
    Er nahm sich einen Stuhl, setzte sich neben sie und schlug die Beine übereinander. »Wetten, mir geht es schlechter?«
    »Auch wenn ich Sie jetzt schon wieder beleidige, aber das kann ich mir nicht vorstellen.« Und dann brach es aus ihr heraus: Tony Stuarts plumpe Anmache, die peinliche Angelegenheit mit den Müttern und den Warzen, die Schrecken der Auktion und Beas Trick. Er lachte zwar immer wieder, aber das konnte sie ihm verzeihen. Vielleicht könnte sie auch darüber lachen. Irgendwann mal.
    Dann nahm er ihre Hand und zog sie auf die Füße. »Gut. Sie haben gewonnen. Aber egal. Alle starren uns an. Uns bleibt nur ein Ausweg. Ich finde, wir sollten tanzen.«
Ausklang
    Deborah war ziemlich angeheitert, daher war sie wohl etwas unaufmerksam gewesen. Sie hatte Rachel und den Rektor beobachtet, die immer noch tanzten und plauderten und lachten, obwohl mittlerweile wieder langsame Musik lief. Die ersten Anzeichen, dass eine furchtbare Katastrophe im Anmarsch war, hatte sie vor lauter Sorglosigkeit gar nicht bemerkt.
    »Deborah, du bist schlauer, als ich dachte«, rief Jasmine laut, um die Musik zu übertönen. »Echt abgefahren!«
    »Ja, mega!«, grölte Sharon. »Du hast sogar Ebbe und Flut nachgestellt!«
    Deborah lächelte und prostete ihnen zu. Es war abgefahren. Und sie war tatsächlich mega, oder etwa nicht? Es war alles so gut gelaufen. Ein Hit, im Dezember eine Strandparty zu veranstalten. Sie wackelte ein bisschen mit der Hüfte. Alle waren in der richtigen Stimmung. Sie schob die Füße übers Parkett und versuchte, eine Solonummer hinzulegen. Mark war zwar der perfekte Mann, in jeder Hinsicht, aber aus unerfindlichen Gründen wollte er einfach nicht tanzen. Jetzt kam also auch noch die Flut. Sie hatte es echt drauf! Das passte genau zum Motto der Party. Was für ein Knaller! Jasmine hatte recht: Sie war eine ganz Schlaue.
    Doch plötzlich leerte sich die Tanzfläche, und die Leute kreischten was von wegen nasse Schuhe und Kleider, einer brüllte sogar, dass er nicht schwimmen könne. Die Musik verstummte jäh, Wayne riss hastig die Stecker aus der Anlage und schulterte das Equipment, doch als er es in dem großen, schwarzen Kasten auf dem Tisch verstauen wollte, fing auf einmal alles an, sich zu bewegen, und die Leute – ja, sie wateten, und zwar so schnell sie konnten – zum Ausgang.
    Es handelte sich also doch nicht um einen Teich, dachte sie ganz ruhig, während das Wasser stieg, die Stühle auf der gegenüberliegenden Seite angehoben wurden und durch das Zelt trieben, auf und ab, auf und ab. Wir haben einen See – zwar nicht von den Ausmaßen eines Lake Windermere, aber dennoch ein recht ordentliches Gewässer. So ordentlich, dass der Saum ihres Stella-McCartney-Outfits schon im Wasser trieb. In diesem Moment bildeten sich ganz viele Klöße in ihrem Hals, es waren zu viele, als dass man sie hätte zählen können – es war so weit. Jetzt würden sie ihr die Kehle zuschnüren! Deborah bekam kaum noch Luft. Oder ertrank sie einfach nur?
    Die letzten Stunden waren richtig anstrengend gewesen. Die meisten hatten panisch das Weite gesucht, Mark hatte sich um die völlig hysterische Deborah kümmern müssen, und irgendwie war es Rachel und Tom Orchard überlassen geblieben, das Ruder in die Hand zu nehmen. Natürlich waren auch Tomasz und Kazia dageblieben. Die beiden waren wirklich klasse. Tomasz war völlig aus der Fassung geraten. Er meinte, er habe schon seit Beginn seiner Arbeit für die Greens geplant, die Uferböschung zu erhöhen, weil er wusste, dass ein Anstieg des Wasserpegels unweigerlich zu einer Überschwemmung führen würde, »aber Mrs Green, sie hört einfach nicht zu«. Tom hatte schließlich auch die beiden ins Bett geschickt.
    So waren nur noch sie beide übrig geblieben. Sie hatten versucht zu retten, was zu retten war, und

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