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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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hatten sich schließlich völlig erschöpft auf einer Teppichrolle im hintersten Winkel des Festzelts niedergelassen. Da saßen sie nun nebeneinander wie Strandurlauber auf einem Atoll, entspannten sich unter Fischernetzen und kobaltblauem Himmel, während die Wellen sanft ihre Füße umspülten.
    »Ich hab das Picknick vergessen«, sagte Tom und lehnte sich zurück. »Wie dumm von mir.«
    »Nächstes Mal dran denken, okay? In St. Ambrose beenden wir unsere Partys gern mal auf diese Art«, Rachel zog die Sandalen aus – völlig ruiniert – und warf einen kritischen Blick auf ihre Füße. Hätte sie sich bloß einer Pediküre in Colettes Gartenhaus unterzogen. »Und ich dachte immer, dass man für einen Tsunami Spenden sammelt …«
    »Jetzt wissen Sie, dass es auch andersrum funktioniert.«
    Sie kicherten. Rachel versteckte ihre Zehen unter dem nassen Saum ihres langen Kleids.
    »Das ist Ihre erste Stelle als Rektor, oder? Aus Fehlern wird man klug.«
    »Ich sag Ihnen mal was: Die Lernkurve ist steiler als erwartet. Diese ganzen Schulungen sind keine echte Vorbereitung.«
    »Und, ähm, wo waren Sie vorher?« Jetzt würde sie es endlich aus erster Hand erfahren: das mit dem Popstar, dem Fußballer und der Schlägerei.
    »Also, zuerst war ich Lehrer, dann habe aus den üblichen Gründen einen kleinen Umweg über die Hauptstadt gemacht. Nachdem ich mich da eine Weile bereichert hatte, wollte ich, na ja, was zurückgeben.«
    »So wie wenn man auf der Autobahn keine Tankstelle findet und abfährt, um aufzutanken, damit man seine Reise auf der Autobahn fortsetzen kann?«
    »Genau.« Tom schnappte sich eine Flasche, die auf sie zugetrieben war. »Aber nicht ganz.« Er trank einen Schluck. »Weil meine Freundin an der Tankstelle bleiben und nicht mit mir zurück auf die Autobahn fahren wollte.«
    »Aha.« War sie zufällig Popstar?
    »Außerdem wollte sie die Hälfte des metaphorischen Benzins behalten. Für ihren eigenen metaphorischen Tank.«
    Was? Keine Dreiecksbeziehung? Diese Destiny aus der Dritten – so ein kleines Luder! Aber die neue Version der Geschichte war nicht minder interessant. In diesem Augenblick stiefelte Mark Green wieder ins Zelt. Auffällig hastig sprangen beide auf.
    »Nee, nee. Bleibt ruhig sitzen. Treibt es für mich mit.«
    »Ähm, nein, wir haben nur …«
    »Bin ja froh, wenn sich überhaupt jemand amüsiert. Himmel, Arsch und Wolkenbruch!« Tom und Rachel zuckten zusammen. »Eines muss man meiner holden Gattin ja lassen.« Er blickte sich im Zelt um. »Sie steckt voller Überraschungen.«
    »O weh.« Rachel lehnte sich wieder zurück. »Wie geht es Deborah denn?«
    »Sie war schon ziemlich besoffen, also hab ich ihr ein paar Schlaftabletten eingeflößt, und jetzt ist sie Gott sei Dank weggetreten. Aber sie murmelt ständig Zahlen vor sich hin – dreitausend durch zwanzig und zehntausend minus zwölftausend und so’n Schwachsinn, und ich dachte« – er tippte sich an die Schläfe – »ich weiß genau, was da drin vor sich geht. Sie macht sich Sorgen ums liebe Geld.«
    »Kann man ja auch verstehen«, sagte Rachel mit Blick auf das Chaos. »Da wird vermutlich noch so einiges mit der Versicherung zu klären sein.«
    Mark zückte sein Scheckheft. »Ja, kann sein. Mir reicht’s jedenfalls. Hab die Schnauze voll. Dass ich diesen Trottel Farr bezahlen musste, damit er bei der Auktion mitmacht, das war echt die letzte Aktion.« Er beugte sich über den Tisch und stellte einen Scheck aus. »Das sollte reichen.«
    Er übergab ihn Tom, der einen Blick darauf warf und sofort zu protestieren begann.
    »Doch, nehmen Sie und geben Sie das Geld in gute Hände. Unter zwei Bedingungen.«
    Tom stützte sich auf einen Ellbogen und nickte.
    »Erstens: Kein Wort mehr über diesen beschissenen Ball.«
    »Ich glaube, das wäre allen sehr recht.«
    »Und zweitens: Ich nehme meine Kinder im Sommer von der Schule. Das mache ich später mit Deborah klar. Das sag ich Ihnen: Ich stecke sie wieder in eine von diesen Elite-Anstalten für die Ableger vulgärer Arschlöcher, wo man keinen verdammten Finger rühren muss, sondern nur ab und zu mit ein paar Scheinchen herumwedeln, mehr nicht. Heilige Kacke, ich kann mir diese staatliche Schulscheiße nicht mehr leisten. Noch ein Jahr, und ich lande im Armenhaus.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um, stapfte aus dem Zelt und widmete sich wieder den Wahnvorstellungen seiner Gattin.
    Rachel und Tom saßen sprachlos auf ihrem Teppichatoll und lauschten dem Plitsch-Platsch der

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