Mutter des Monats
Miesepeter.
Ganz im Gegensatz zu Wayne. Eine echte Stimmungskanone, der Typ. Freddie Mercury brüllte » I’m having a good time … « ins Zelt. Schön für dich, dachte Rachel, ich nicht.
Beas Eltern saßen am anderen Ende des Tisches, aber die Musik war so laut, dass es gar nicht unhöflich wirkte, nur zu winken, zu lächeln und zu bleiben, wo man war. Mit etwas Glück würde sie noch ein bisschen hier sitzen bleiben und sich dann unbemerkt verziehen können. Früh ins Bett. Wichtig war es, sich jetzt nicht zu unterhalten und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Da ließ sich Colette neben ihr nieder. Rachel probierte es mit einem schweigenden Lächeln, nickte mit dem Kopf in Richtung Wayne und seiner Musikanlage, zuckte vielsagend mit den Schultern, aber Colette wollte sie unbedingt vollsülzen.
» NICHT MEHR LANG !«, brüllte sie Rachel ins Ohr. » MÜSSTE JEDE MINUTE ANFANGEN. MEIN TOLLER PLAN WIRD GLEICH AUFGEHEN !«
Es war schlimm genug, allein herumzusitzen, während sich alle anderen auf der Tanzfläche amüsierten. Aber dabei noch von Colette vollgelabert zu werden, war echt der Gipfel. Wayne kündigte die nächste Nummer an. Irgendein Gassenhauer über das Glück, Single zu sein. Rachel bemerkte, dass zu allem Überfluss auch noch ihre Mutter auf sie zustakste und sich dabei die arthritische Hüfte rieb.
»Single ladies,
oh happy babies«
» AH, HÖRT IHR DAS, MÄDELS ?«, brüllte Beas Mum Rachel und Colette zu. » WIE LUSTIG! ER SPIELT EUER LIED !«
»Single ladies,
oh happy babies«
Mit wehenden Fahnen ritt Rachels Mum in die Schlacht. » O NEIN, PAMELA, DA HAST DU WAS FALSCH VERSTANDEN !«, grölte sie quer über den Tisch. » DAS IST EINE TRENNUNG AUF PROBE. SIE BRAU CHEN NUR MAL ETWAS ABSTAND.«
»Mein Güte, Mum!«, sagte Rachel, aber ihre Mutter konnte das wütende Zischen nicht hören.
» ALSO ICH WÜRD IHN NICHT ZURÜCKWOLLEN, RACHEL. WER WEISS, WO DER SEINE FINGER ÜBERALL DRINHATTE .«
Beas Dad mischte sich ein und mahnte zur Mäßigung, aber Pamela war nicht zu bremsen.
» WIE MAN HÖRT, HAT SIE EIN KLEINES PROBLEM, DIESE NEBENFRAU, WER SIE AUCH SEIN MAG .«
Was? Was faselte die debile Vettel da?, dachte Rachel.
» PAMELA, WOVON REDEST DU ?« Rachels Mutter fackelte nicht lang.
» HAT SICH EINEN ÜBLEN VIRUS EINGEFANGEN, WAS GANZ FURCHTBARES. HAB ICH ZUMINDEST GEHÖRT .«
Beas Dad suchte schleunigst das Weite.
» ABER RACHEL .« Ihre Mutter drehte sich entsetzt zu ihr um. » WIE KONNTEST DU NUR ?«
» WIE BITTE? JETZT MACH DICH NICHT LÄCHERLICH. DAS HAT NICHTS MIT MIR ZU TUN .«
Rachels Mutter sah immer noch enttäuscht aus.
» DAS STIMMT DOCH ALLES GAR NICHT .«
Jetzt hatte sie die volle Aufmerksamkeit der beiden alten Klatschbasen, die sie mit erhobenen Brauen anstarrten.
» IST DOCH NUR EIN GERÜCHT .«
Na prima! Das darf doch nicht wahr sein, dachte Rachel. Jetzt bin ich die große Ehrenretterin der bescheuerten Assistenzärztin. Vielen Dank auch, Mutter!
» DAS WAR NUR EINER VON GEORGINAS WITZEN. SIE HAT GAR KEINE …«
Die Musik verstummte, das Mikrofon knackte, im Zelt herrschte Stille. Rachel aber brüllte unbeirrt weiter.
»… GENITALWARZEN .«
»Wie faszinierend«, wandte sich Mark Green an die geschockte Runde. Aus dem Lautsprecher ertönte das schrille Kreischen einer Rückkopplung.
»Aber jetzt geht es um andere Dinge …« – Wayne spielte einen Trommelwirbel ein – »Die Ergebnisse der »Stummen Auktion« liegen uns jetzt vor. Und verkünden wird sie uns kein anderer als der wunderbare …« – Trommelwirbel – »… ANDY FARR !«
Was zunächst wie ein weiterer Trommelwirbel klang, entpuppte sich als Donnerschlag, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krachen. Das Gewitter war jetzt direkt über dem Zelt. Es wurde begleitet von einem Regenschauer, der mit einer Wucht auf den Garten der Greens niederprasselte, wie Rachel es schon seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Die »Stumme Auktion«
Deborah beobachtete, wie Andy Farr die kleine Bühne betrat. Geschmeichelt stellte sie fest, dass ein Raunen durch die Menge ging. Alle waren ganz entzückt, jemanden wie Andy Farr unter sich zu wissen, das war richtig süß. Deborah hatte gar nicht gewusst, dass so viele Leute nach Mitternacht das Geschichtsprogramm im Fernsehen verfolgten, aber hier in St. Ambrose waren sie nicht nur eine glückliche, sondern auch eine gebildete Familie. Viel gebildeter als die Leute an den Privatschulen.
Bea gab ihm die Notizen zu den Auktionslosen und den
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