Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
Vom Netzwerk:
einverstanden, Heather?
    HEATHER: Gott. Also. Ich meine. Ich will ja keine Umstände machen, und ich fühle mich auch geschmeichelt, aber mein Haus ist eigentlich nicht groß genug für die ganze Schule …
    MELISSA: Natürlich nicht. Und du machst überhaupt keine Umstände. Es ist doch sicher möglich, die Anzahl der Gäste zu beschränken, ohne dass sich jemand ausgegrenzt fühlt. Vielleicht reicht es, wenn man auch die Leute verständigt, die nicht zum Komitee gehören. Und wenn ich noch etwas vorschlagen darf? Wenn wir immer noch mit dem Gedanken eines Open House spielen, dann kann ich anbieten, bei mir zu Hause einen KAFFEEVORMITTAG auszurichten, zu dem alle herzlich willkommen sind.
    BEA: Das ist ja ganz furchtbar süß von Ihnen, ähm, sorry, ich habe Ihren Namen vergessen, aber ich glaube, das ist zu viel verlangt. Sie haben bestimmt nicht genug Platz für alle.
    RACHEL: Hat sie wohl! Ich war schon bei ihr. Das Haus ist riesig.
    JASMINE: Wie viele Zimmer?
    BEA: Aber man kann nicht erwarten, dass diejenigen unter uns, die das Glück haben, in größeren Häusern zu wohnen, stets alles …
    RACHEL: Keine Sorge, es ist viel, viel größer als deins.
    MELISSA: Das macht mir wirklich nichts aus. Ehrlich nicht.
    SHARON: Ist es schön eingerichtet?
    RACHEL: Und wie! Alle werden sich pudelwohl fühlen. Wir werden ein kleines Vermögen an Spenden einnehmen.
    HEATHER: Wir können ja mithelfen.
    BEA: Sehen Sie, Herr Rektor, alles bestens. Ich glaube, es wäre gar nicht möglich, noch offener zu sein. DER KAFFEEVORMITTAG FÜR DAS VOLK bei, ähm, egal. Sogar ein so empfindlicher Mensch wie Sie kann daran nichts Schlechtes finden. Also ich weiß ja nicht, wie es den anderen geht, aber ich muss jetzt zurück zur Arbeit – je schneller, desto besser. Bevor dort das ganz große Chaos ausbricht.
    Der REKTOR: Ja, das geht wohl allen so. Vielen Dank für Ihr Kommen.
    DIE VERSAMMLUNG endete um 13.13 Uhr.
    Alle schnappten sich ihre Sachen und bewegten sich in Richtung Ausgang.
    »Ach, Rachel?« Tom stand mit dem Rücken zum Raum vor einem Regal und suchte unter M nach Morpurgo. »Hättest du einen Augenblick Zeit? Auf ein Wort, Frau künstlerische Beraterin?«
    Georgina zwinkerte ihr zu, schob Heather und Clover in den Flur und schloss die Tür hinter sich. Die Schulgeräusche waren nur noch gedämpft zu hören. Sie waren allein.
    »Tut mir leid. Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Normalerweise führe ich mich nicht so kindisch auf«, sagte Rachel.
    »In dieser Umgebung gehen wir alle ein bisschen anders miteinander um«, beruhigte Tom sie.
    »Na, du hast dich jedenfalls nicht kindisch aufgeführt. Ich fand es sehr mutig, dass du dich mit denen angelegt hast. Goldmedaille in der Helden-Olympiade.«
    »Wie bitte?« Seine Miene war ernst, aber seine Augen lachten.
    »Sorry.« Schon wieder. »So was sage ich manchmal zu Poppy.«
    Herrje, sie sollte wirklich öfter unter Leute gehen. »Ich meine, du hast es gewagt, Bea der Cliquenwirtschaft zu beschuldigen – Hut ab!«
    »Hat bloß nicht viel gebracht, oder? Ich fürchte, ich habe ungefähr nach drei Minuten die Kontrolle über die Versammlung verloren. Mal wieder. Wie es scheint, habe ich eine Veranstaltung unter dem Motto VOLKSMAHLZEIT ins Leben gerufen. Wie kam es dazu? Das muss man Bea lassen …«
    »Jetzt hör aber auf. Bei deiner umfassenden Erfahrung in der Welt der Hochfinanz und im Umgang mit Wirtschaftsweisen wirst du es doch wohl mit unserer kleinen Mrs Stuart aufnehmen können?«
    »Wie es sich darstellt, hat mich meine Erfahrung auf gar nichts vorbereitet.« Er grinste sie an. »Ein paar Jahre in den Bergen mit den Taliban wären vermutlich lehrreicher gewesen. Oder sie hätten mir wenigstens mehr Bodenständigkeit verliehen.«
    Rachel spürte einen inneren Ruck, als hätte sie sich irgendwo verfangen: Es hatte sie erwischt. Und ihr völlig die Sprache verschlagen.
    »Ist auch egal«, fuhr er fort. »Ich wollte dir was zeigen.« Er öffnete seine Schreibtischschublade und zog ein altes Album hervor. »Bei der Vorbereitung der Lektüre von Schicksalsgefährten habe ich im Archiv nach Unterlagen über die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf St. Ambrose gesucht und dies hier gefunden.«
    Rachel trat einen Schritt vor, und beide beugten sich über das Album. »Das ist Mr Stanley, einer meiner Vorgänger.« Auf dem sepiafarbenen Foto war ein schlanker, gut aussehender Mann in Uniform abgebildet. Im Hintergrund sah man eine Art Parade und den Hügel, den Rachel

Weitere Kostenlose Bücher