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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Gewitter zusammenbraute. Sie versuchte, sich zusammenzureißen, aber ihre Gedanken waren mal hier, mal dort, und das Hier wie das Dort waren gleichermaßen unwirklich, so daß sie das ungute Gefühl hatte, ein Gespenst auf einem Gelage zu sein.
    Es war ein schwüler Abend, und man hatte alle Türen und Fenster geöffnet, um Durchzug zu machen, so daß Elsie von der Bar aus ohne weiteres die Halle überblicken konnte. Sie wußte vor lauter Arbeit kaum noch, wo ihr der Kopf stand, was sie aber nicht weiter störte, weil sie sich immer freute, viele vergnügte Menschen um sich zu haben. Sogar Harriet McDermott, die zu den Aktionären gehörte, die am Bankett teilgenommen hatten, wirkte heute abend etwas gelöster. Sie trank in der Halle Kaffee mit Owen, der erst vor kurzem gekommen war. Er hatte Elsie liebevoll zugelächelt, während Harriet nur leicht den Kopf geneigt hatte wie eine Lady, die sich herabläßt, ein Barmädchen zu grüßen, mit dem sie zu ihrem eigenen Erstaunen bekannt ist. Elsie beugte sich etwas vor, um einen Blick auf ihre Familie zu werfen. Sie war froh, zu sehen, daß Jill, die weiß der Himmel wo gesteckt hatte, endlich neben ihrem George saß, der nun auch nicht mehr so verdrossen ausschaute. Alle – mit einer Ausnahme – waren jetzt zum Glück wieder bei ihren richtigen Partnern gelandet. Elsie wünschte schon die ganze letzte Stunde, daß diese Ausnahme nicht so auffällig mit Konrad Radokov an der Theke hocken, sondern dahin gehen würde, wo sie hingehörte. Aber jedesmal, wenn sie versuchte, Pamelas Blick festzuhalten, wich diese ihr aus.
    Aber noch ein Augenpaar war auf die beiden gerichtet: Zilla Radokov machte gar keinen Versuch, ihre Gefühle zu verbergen; sie schoß dunkle Haßblitze ab, während Konrads schöner Kopf sich Pamela zuneigte. Elsie überhörte einen von ihm gemurmelten Satz: »Also, heute nacht im Glebe-Haus, meine Allerliebste!« Pamelas lange Wimpern senkten und hoben sich wieder, sie lächelte ihn an und nickte dann kaum merklich. Kurz darauf ging sie hinaus. Elsie überließ die Bar der für den heutigen Tag angeheuerten Hilfskraft und eilte ihr nach. Sie fand Pamela allein in der Damentoilette, wo sie in den Spiegel starrte. Ihr Gesicht war fiebrig gerötet. Es bekam einen harten Ausdruck, als Elsie eintrat, sie drehte sich abrupt nach ihr um, schwankte und mußte sich mit der Hand gegen die Wand stützen. Es war klar, daß sie mehr als die zwei von Elsie selbst gemixten Cocktails getrunken hatte. Sie fragte schwerzüngig: »Spionierst du mir etwa nach, Schwiegerma? Ich bin eine erwachsene Frau, falls du's noch nicht gemerkt haben solltest.«
    Elsie setzte sich.
    »Ja, ich bin dir gefolgt, liebe Pamela. Auch Erwachsene können sich manchmal kindisch benehmen und Sachen tun, die sie später bereuen.«
    »Du hast uns belauscht?« fragte sie zornig, doch dann wechselte plötzlich ihre Stimmung, und sie sagte leise: »Verzeih mir! Ich wollte nicht grob sein zu dir, und ich wollte dir auch nicht weh tun, aber du kannst dir nicht vorstellen, was es heißt, mit James verheiratet zu sein.«
    »Doch, das kann ich«, widersprach Elsie. »Ich war schließlich mit seinem Vater verheiratet.«
    »Ja, das allerdings, arme Schwiegerma! Ich bin überzeugt, sogar Mr. Brown hat dich immer geliebt.«
    »Das tat er sicher, aber gezeigt hat er es nicht. Auch darin – wie in vielem anderen – ist James seinem Vater sehr ähnlich.«
    »James«, erklärte Pamela leidenschaftlich, »interessiert sich nicht mehr für mich.« Sie erhob die Stimme, als Elsie ihr ins Wort fallen wollte. »Und so werde ich von nun an eben meine eigenen Wege gehen.« Sie schwankte und lachte. »Ich könnte ein wunderbares Leben führen, wenn ich nur wollte. Konrad ist viel männlicher als James und kann mir viel mehr bieten als James mit seinem kümmerlichen Beamtengehalt.« Sie blinzelte mit leichtem Schlafzimmerblick. »Eine Frau, die von ihrem Ehemann vernachlässigt wird, braucht gelegentlich einen anderen Mann – besonders so einen gutaussehenden –, sonst geht sie ein wie 'ne Primel.«
    »Pamela, begreifst du denn nicht, daß du für Konrad Radokov nur eine von Hunderten bist? Er ist ganz und gar unfähig, auch nur irgendwie treu zu sein. Ich protze wirklich ungern mit meinen Eroberungen und hasse solche Gespräche, aber glaube mir, dieser Kerl hat sogar mir nachgestellt!«
    Pamela lachte selbstbewußt.
    »Das ist wohl der letzte Pfeil aus deinem Köcher, was, Schwiegerma? Aber der Schuß geht

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