Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
Vom Netzwerk:
ist eine verdammte Laus im Pelz. So, jetzt ist alles wieder bildschön in Ordnung, ganz wie bei Muttern. Unser verehrter Freund darf ja schließlich nicht wissen, daß Fergus-Schätzchen ihn besucht hat.« Jill folgte ihm bedrückt in den Korridor. »Dem Türschloß sieht man auch nichts an. Mein Freund ist wirklich ein ausgezeichneter Fachmann. Also, kommen Sie, los! Warum sehen Sie mich denn so belämmert an?«
    »Vermutlich wird George mich schon suchen. Ich nehme an, Sie können allein zur Polizei gehen. Ich muß ja wohl gleich zu ihm.«
    »Er soll warten. Der Mann und die Frau vom KEST haben jetzt Wichtigeres zu tun, als auf diesen George … auf Mr. George Dundon Rücksicht zu nehmen. Kommen Sie schon, Mädchen«, drängte Fergus ungeduldig, und Jill folgte.
    Da man an diesem Abend wegen der Feierlichkeiten eine Verkehrsstauung und große Menschenmengen in Dooneen erwartete, hatte man polizeiliche Verstärkung angefordert. Der ältere Sergeant, der allein im Revier saß, war kein Einheimischer und kannte den großen Starreporter daher nicht. Er hielt Fergus' Geschichte für einen üblen Scherz, und nichts konnte ihn von dieser Überzeugung abbringen. Wahrscheinlich hatte er sein Leben lang nur mit Verkehrssündern und Betrunkenen zu tun gehabt, und als Fergus darauf bestand, seinen Vorgesetzten zu sehen, wurde er sehr ärgerlich und versuchte, sie abzuschieben wie zwei ungezogene Kinder. Aber da war er bei Fergus an die falsche Adresse geraten. Er gab dem Sergeanten in unmißverständlichen Worten zu verstehen, daß die Zeit kurz bemessen sei und daß er, Fergus, nicht in der Haut eines Sergeanten stecken möchte, der durch fehlendes Pflichtbewußtsein den Lauf der Gerechtigkeit gehemmt hat. Jill sagte wenig und begnügte sich damit, Fergus loyal zu unterstützen, wann immer es nötig war – seltsam, jetzt, wo die große Abrechnung bevorstand, empfand sie keine Freude darüber. Sie mußte immer nur daran denken, daß George auf sie wartete.
    Nach einer Weile kam zufälligerweise und zur großen Erleichterung des bedrängten Sergeanten der Inspektor herein, der sofort alle Hebel in Bewegung setzte. Nach einigen dringenden Telefongesprächen erschienen mehrere Beamte, die die vorgelegten Dokumente sofort eingehend zu prüfen begannen. Auch Jill mußte alles, was sie wußte, zu Protokoll geben. Schließlich stand sie auf. Sie hatte das Gefühl, die Polizei nähme die Sache jetzt ernst und Fergus brauche sie nicht mehr. Aber als sie sich zum Gehen wandte, fuhr dieser sie scharf an: »Warten Sie doch, ich bin ja auch gleich fertig.«
    »Ich muß zu George.«
    »Warum?«
    Jill wandte sich an den Polizeibeamten, den sie für den Rangältesten hielt. »Kann ich jetzt gehen?«
    Er zögerte. »Sie verstehen doch, Miss Brown, wie wichtig es ist, daß kein einziges Wort …«
    Fergus unterbrach ihn: »Ach, soll sie gehen, wenn sie so'n Theater macht. Daß sie nicht dumm herumquatscht, dafür garantiere ich.« Er vermied geflissentlich, Jill dabei anzusehen.
    Auch Jill verschwendete keinen Blick an ihn und ging so würdevoll wie möglich aus dem Zimmer. George saß mit einer leicht eingeschnappten und gelangweilten Miene zusammen mit Dina, Eric und James in der Hotelhalle, aber Jill gelang es, ihm große Überraschungsfreude über sein unvorhergesehenes Auftauchen vorzuspielen, woraufhin er gleich besserer Laune wurde. Im Grunde war sie natürlich auch sehr glücklich, ihn wiederzusehen, welches Mädchen wäre es nicht? Schließlich war er der Mann, den sie liebte und bald heiraten würde. Und gerade heute abend schien er ihr im Vergleich zu Fergus besonders begehrenswert. Obwohl dieser verrückte Bengel gelegentlich sehr amüsant sein konnte – das heißt, nur wenn man selbst zu Unsinn aufgelegt war. Aber in letzter Zeit war er wirklich zu unverschämt geworden. Sie hatte ihm sein freches Benehmen sehr übelgenommen, was in gewisser Weise gut war, weil es ihr jetzt um so leichter fiel, wieder zu der Jill zu werden, die George liebte. In Gegenwart dieses liebenswürdigen, kultivierten Mannes fühlte sie sich sofort reifer und vernünftiger, andererseits aber auch irgendwie sehr traurig.
    »Liebling!« sagte George mit liebevollem Vorwurf. »Wo bist du mit deinen Gedanken, du hörst mir ja gar nicht zu.«
    Was man ihr kaum verdenken konnte. Im Hotel herrschte Feststimmung. In der Bar umringten die feiernden Aktionäre den großen Geldgeber Konrad Radokov, und nur Jill wußte, daß sich über ihrer aller Köpfe ein

Weitere Kostenlose Bücher