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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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daneben. Konrad vergöttert mich. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich die Zwillinge im Stich lasse, aber vielleicht interessiert es dich zu hören, daß Konrad mir angeboten hat, sich von Zilla scheiden zu lassen, wenn ich ihn heirate.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß du auf diesen alten Trick hereinfallen würdest«, sagte Elsie so ruhig wie möglich. »Verstehst du denn nicht, daß ein Mann wie Radokov jeder Frau diesen Köder hinhält, bis er sein Ziel bei ihr erreicht hat, und das Ziel ist nicht Heirat, das kann ich dir schriftlich geben.«
    Pamela runzelte verärgert die Stirn. »Unsinn, ich hab' dir doch gesagt, er vergöttert mich!« Dann kamen einige Frauen herein, und Pamela ging zur Tür. »Und sogar wenn du recht hättest, was macht es schon? Ich erwarte von ihm ja gar nicht die Ehe.«
    Elsie folgte ihr aufs Zimmer, aber Pamela hatte die Tür verschlossen und antwortete nicht. Elsie ging zurück in die Bar. Konrad versuchte gerade, einige seiner Bewunderer mit Grazie loszuwerden.
    »Leider! Ich muß in mein Büro, ich erwarten Ferngespräch, und dort sein viel ruhiger. Doch ich sofort zurückkommen!« Er verbeugte sich vor Elsie. »Wird es sein für die Dame zuviel Mühe, Kellner in Glebe-Haus zu schicken mit exzellent Irish Coffee, zubereitet von zarten Händen?«
    »Gar keine Mühe«, erwiderte Elsie und sah dem Fortgehenden nach. Dann blickte sie auf den dummen James, der in der Halle saß, und dachte an die arme dumme Pamela auf ihrem Zimmer. Sie dachte an alle drei, als sie Whisky, Zucker und kochenden Kaffee mischte und auf das Ganze langsam kalte Sahne goß. Dann wußte sie, was sie zu tun hatte. Worte hatten anscheinend nicht genügt, um Pamela zu beweisen, zu was für einer Sorte Mann Konrad Radokov gehörte, und Zeit war auch nicht zu verlieren. »Ich bringe es selbst zu Mr. Radokov hinüber«, sagte sie zu ihrer Hilfskraft. Sie warf, um sich Mut zu machen, einen letzten Blick auf den schlafenden Cucullan, dann nahm sie das Tablett und ging.
    Als sie die Halle durchquerte, vermied sie sorgfältig, ihre Kinder anzusehen. Sie war schon wieder auf dem besten Wege, sie alle zu verärgern. Aber was blieb ihr denn anderes übrig? Noch schwerer war es, Owens Bück auszuweichen, aber das mußte sie unbedingt tun, weil sie sonst sofort kehrtgemacht hätte. Denn die Ironie des Schicksals wollte es, daß sie mit ihrem Vorhaben nur einer Person Freude machen würde, und das war Harriet McDermott. Sie starrte den Irish Coffee an, als ob er eine Art Opfergabe wäre – was in gewisser Weise ja auch stimmte –, dann ging sie festen Schrittes zur Ausgangstür. Aber draußen, in der Dunkelheit, blieb sie stehen. Ihre Füße wollten sie nicht mehr weitertragen.
    »Feigling!« rügte sich Elsie und schaute zu Pamelas Fenster hinauf. Dann wanderten ihre Augen zu dem einzig beleuchteten Fenster des Glebe-Hauses, wo Konrad Radokov auf seinen Irish Coffee wartete. Die Vorhänge waren zugezogen, aber die Fenster standen offen, genauso wie im Hotel – was für ihren Plan wichtig war. Sie wünschte, sie müßte das, was sie vorhatte, nicht tun. Aber es gab keinen anderen Ausweg. Pamela mußte für James gerettet werden. Es war ganz einfach.
    »Feigling!« sagte sie und blickte wieder zu Pamelas Fenster hinauf. Sie wußte, wenn sie sich jetzt nicht zwingen konnte, diesen Weg zu gehen, würde Pamela ihn antreten – allerdings freiwillig. Sie setzte mit aller Kraft einen Fuß vor den anderen. Als sie zum Durchgang in der Hecke kam, wurde irgendwo im Hotel ein Radio eingeschaltet, und die Melodie erinnerte sie an ihren lieben, verstorbenen Mr. Brown. Mr. Brown hatte einen Freund gehabt, so solide wie alle seine Freunde, nur eins unterschied ihn von den anderen: Er hatte ein unbezwingbares Faible für Schlagertexte. Einige hatte Elsie von ihm gelernt, und als sie die Musik jetzt hörte, sang sie leise vor sich hin: Aus der Kaserne erscholl ganz leise eine alte verträumte Weise, Leute tam-tam gebt acht, tam-tam in der dunklen Nacht. Sie blickte zum Himmel empor, aber da war nur ein einziger Stern, und sie kam plötzlich auf die verrückte Idee, Mr. Brown benützte ihn vielleicht als Schlüsselloch.
    Mr. Brown würde ihren Plan sicher nicht gutheißen. »Du würdest bestimmt eine ganz normale, vernünftige Lösung finden, um Pamela davon abzuhalten, ihre Ehe zu zerstören, lieber Mr. Brown, aber mir fällt leider nichts Besseres ein«, entschuldigte sich Elsie bei dem Stern.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Die Eingangstür

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