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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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ran an die Arbeit!«
    Jetzt, wo es ernst wurde, bekam Jill doch weiche Knie.
    Doch der erste Einbruch ist sicher für jeden eine ziemlich nervenaufreibende Sache. Auf Fergus schien das allerdings nicht zuzutreffen, er zeigte sich so behende und fingerfertig wie ein alter Hase. Er inspizierte die Rückseite des Hauses und rüttelte an verschiedenen Fenstern, bis er eines lose genug fand. Er stocherte mit dem Taschenmesser vorsichtig am Rahmen herum und schob schließlich den unteren Teil des Fensters in die Höhe. Dann trat er zurück und sagte höflich: »Ladies first!« Sie gingen durch das große, leere Haus und suchten Konrads Privaträume. Dann kamen sie an eine verschlossene Tür und wußten, sie waren angelangt. Jill schnappte erstaunt nach Luft, als sie sah, wie Fergus niederkniete und aus seiner Hosentasche einen großen Ring zog, an dem lauter lange metallene Dinger hingen. »Ich hab' sie mir von einem Freund geborgt«, erklärte er, während er eifrig an dem Türschloß herumfummelte. »Eigentlich ist er mehr ein Bekannter. Das letzte Mal, als sie ihn schnappten, hab' ich zwei Spalten über ihn geschrieben. Vor zwei Monaten kam er aus dem Kittchen wieder raus, und nun will er auf dem Pfad der Tugend wandeln oder so, sagt er. Na, wie dem auch sei, er ist ein sehr hilfreicher Bursche und hat mir die ganze letzte Woche über Unterricht erteilt.«
    Fergus erwies sich als begabter Schüler. Ein paar Minuten des Stocherns und Probierens genügten, und schon sprang das Schloß auf. »Eine völlig veraltete Konstruktion«, bemerkte er verächtlich. »Jedes Kind kriegt das auf.« Er sah sich bewundernd im Büro um. »Unser Freund hat sich's hier ja richtig gemütlich gemacht, was?« Sogar zur Glanzzeit der Bradshaw-Familie war dieser Raum, der damals als Boudoir diente, sicher nicht eleganter eingerichtet gewesen. An den Fenstern hingen schwere brokatene Vorhänge, und der Teppich, der von einer Wand zur anderen reichte, machte einen teuren Eindruck. Hinter einem imposant aussehenden Schreibtisch mit Telefon stand ein lederbezogener Drehsessel und an der Wand ein Tresor. Im übrigen gab es noch einige schicke moderne Sessel, ein riesiges Sofa, auf dem eine Seidendecke lag, und einen großen Schrank aus Rosenholz. Ein eingebautes Waschbecken mit dazu passendem Schränkchen, in dem das Rasierzeug und Toilettenartikel lagen, vollendeten die Einrichtung. »Pflegt sich wie'n Filmstar«, kommentierte Fergus, als er den Inhalt des Schränkchens untersuchte, »und nun, Mädchen, setzen Sie sich ans Fenster und halten die Augen offen, während ich hier arbeite.«
    Die Tür des Rosenholzschranks sprang schon bei leichtem Fingerdruck auf. »Zwei piekfeine Herrenanzüge«, verkündete Fergus, »ebenso Hemden, Unterwäsche usw. ein großer und ein kleiner Reisekoffer, beide beste Qualität. Sieht mir ganz nach kleinem Absteigequartier aus. Unser Freund scheint seinem Junggesellendasein noch nicht ganz Ade gesagt zu haben, für Madame Zilla ist der Zutritt hier wohl verboten.« Er schloß den Schrank wieder und blickte sehnsüchtig auf den Tresor. »Den kann ich leider nicht knacken, bei Tresoren versagt nämlich auch mein Freund. Na, eine Chance haben wir ja noch.«
    Die fast leere Schreibtischplatte verriet nichts, aber die acht Schubladen waren alle abgeschlossen. Fergus setzte die Instrumente seines Freundes an. Er wühlte in den Papieren und pfiff leise vor sich hin, als Jill, die das Hotel beobachtete, sah, wie ein Wagen vorfuhr. Ihre Hand umkrampfte den Vorhang, als der Fahrer ausstieg: »Fergus, es ist George!« rief sie erschrocken.
    Fergus schwenkte triumphierend irgendwelche Papiere: »Hurra! Ich wußte doch, daß wir auf der richtigen Spur sind.« Sein Haar stand hoch wie bei einer Vogelscheuche. »Meister Radokov hat ausgespielt. Jetzt haben wir genug in der Hand, um die Behörden auf Trab zu bringen – und bitte, da ist auch der Beweis, daß er bald abhauen will. Mir scheint, wir haben den Burschen wirklich in der letzten Minute erwischt. Warum stehen Sie da wie 'ne Schaufensterpuppe? Kommen Sie her und sehen Sie sich mal die hübschen Sachen an, die Onkel Fergus gefunden hat!«
    »Es ist wunderbar, Fergus, aber …«, Jill hielt sich noch immer am Vorhang fest, »aber George ist aus New York zurück.«
    »So, das steck' ich mir ein, und das übrige wird wieder schön aufge … was haben Sie gesagt? Ach so, er ist zurück? Ich will Ihnen mal was sagen, Mädchen, dieser George … ich meine Mr. George Dundon,

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