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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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geschimpft über dich, weil du angeblich überhaupt nicht mehr kommst.«
    »Was? Er weiß nicht, was er sagt!«, rufe ich entrüstet. »Ich bin doch mindestens jede Woche einmal da.«
    »Wirklich? Das ist ja seltsam. Ach, übrigens … Wer mäht eigentlich euren Rasen?«, fragt sie.
    »Na ich! Wer sonst?«, antworte ich. »Wieso fragst du?«
    »Ich habe gesehen, dass der Rasen frisch gemäht war, und deinen Vater gefragt, wer das für ihn erledigt. Er hat mir gar nicht richtig darauf geantwortet, nur gemurmelt, er wisse auch nicht, wer den Rasen mähe. Darüber habe ich mich gewundert.«
    Mir bleibt fast die Luft weg. So eine Unverschämtheit! Er macht mich überall schlecht, jetzt sogar schon bei meiner Cousine.
    »Aber das war wirklich ich. Das weiß er ganz genau«, schimpfe ich. »An dem Tag, bevor du da warst, habe ich gemäht.«
    »Es tut mir leid! Ich wollte nicht, dass du dich ärgerst«, entschuldigt sie sich.
    Vermutlich bereut sie jetzt, dass sie es mir erzählt hat, denn sie merkt, wie wütend ich bin. Ich kann es auch nicht zurückhalten. Meine Cousine muss sich im Laufe des Gesprächs noch ein paar andere unschöne Dinge anhören. Wie ungerecht ich behandelt werde, wo ich doch seit Jahren um das Wohlergehen der Eltern bemüht bin, und dass ich keine Dankbarkeit erfahre.
    Nach dem Telefonat überlege ich, wie ich weitermachen kann. Ich will nicht mehr die Tochter sein. Irgendwie muss ich von dieser Verpflichtung wegkommen.
    »Kann ich mich gerichtlich von meinen Eltern trennen?«, frage ich Jens später am Abend.
    »Wie bitte?«, fragt er verblüfft. Er versteht gar nicht, was ich meine, sieht aber, dass ich sehr aufgebracht bin.
    »Was heißt denn jetzt wie bitte? Das war doch eine klare Frage, oder? Wie komme ich von meinen Eltern los?«
    Ratlos sieht er mich an. »Was genau bezweckst du damit?«
    »Ich will nicht mehr der Depp meiner Eltern sein. Jetzt ist endgültig Schluss!«, wettere ich und erzähle ihm von dem Telefonat mit meiner Cousine.
    »Dein Vater weiß doch gar nicht mehr, was er redet«, beschwichtigt Jens.
    »Das glaubst auch nur du! Der weiß ganz genau, was er sagt und was er tut. Es geht ihm einzig und allein darum, sich als armes Opfer darzustellen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht.«
    Es ist nicht das erste Mal, dass er sich bei anderen Leuten über mich beschwert. Zum Glück bin nicht nur ich betroffen, an manchen Tagen lässt er an niemandem mehr ein gutes Haar. Mal sind es die Pfleger, die nur sein Geld wollen und denen seine Person völlig egal ist. Am nächsten Tag sind es seine Söhne, oder es ist der Hausarzt, der nur Rechnungen schreiben will. Letztens hat er mir erklärt, dass wir doch nur auf das Erbe warten würden.
    Was ist das nur für ein Mann geworden, der dort in der Wohnung neben seiner dementen Frau sitzt! Frustriert, verbittert und böse ist er. Nichts ist mehr von dem einst so gefühlvollen, intellektuellen und gerechten Mann übrig.
    »Ich gehe nicht mehr hin. Ist doch egal, ob ich komme oder nicht. Er wird sowieso meckern. Am liebsten würde ich ihm alle Akten mit den Abrechnungen der Kassen, der Korrespondenz sämtlicher Versicherungen und der Ärzte auf den Tisch schmettern. Soll er es doch selbst machen.« Immerhin haben sich im Laufe der Zeit ganze sieben Ordner angesammelt.
    Jens sitzt am Küchentisch und beobachtet mich irritiert. Während ich so vor mich hin schimpfe, räume ich ziemlich geräuschvoll die Geschirrspülmaschine aus. Teller und Tassen landen mit einem lauten Klirren im Schrank.
    »Du wirst noch unser Geschirr zerschlagen«, meint er. »Magst du dich nicht mal zu mir setzen?«
    »Nein. Ich kann jetzt nicht sitzen. Ich reg mich grad auf!«, sage ich.
    Ich beende mein rastloses Hin- und Hergerenne und fasse einen Entschluss. »Ich werde mich einfach bei Inga krankmelden. Dann kann ich mal eine Weile zu Hause bleiben.«
    Zwei Wochen sind seitdem vergangen. Ich habe meinen Plan in die Tat umgesetzt und meine Eltern nicht mehr besucht. Die Wut ist allerdings immer noch da. Am liebsten würde ich überhaupt nie mehr zu meinen Eltern gehen, nur die Post lasse ich mir von Inga bringen. Jetzt begreife ich, was der Begriff »ausgebrannt« bedeutet. Ich fühle mich völlig leer. Da ist nichts mehr, nur noch Ohnmacht.
    Doch plötzlich plagt mich das schlechte Gewissen wieder. Es erschreckt mich gar nicht mehr, dass ich meine Mutter und meinen Vater nicht mehr sehen will. Vor noch nicht allzu langer Zeit war ich über meine eigenen Gefühle noch

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