Muttergefuehle
nimmt oder in Elternteilzeit geht. Und es würde mich nicht wundern, wenn sie bei Frauen in Führungspositionen die Kosten für eine Sterilisation übernähmen.«
»Ich kenne Mütter, die nicht wieder zurück in den Job können, weil sie keine Betreuung für ihr Kind finden und deshalb gezwungen sind, zu Hause zu bleiben (der Mann verdient ja mehr …).«
»Sage ich im Vorstellungsgespräch, dass ich Mutter bin, werde ich gefragt, wie die Betreuungssituation geregelt ist. Sagt der Mann, dass er ein Kind hat, macht ihn das ›menschlich‹.«
»Sobald das Kind krank ist, wird klar, dass bei uns überhaupt nichts gleichberechtigt ist. Ich lasse sofort meinen Job liegen und bleibe zu Hause. Ich kann das. Beim Mann ist immer irgendetwas ganz besonders wichtig.«
»Ich arbeite als Freelancerin schon so flexibel, wie es geht, mir gehen aber trotzdem Jobs durch die Lappen, weil ich ein Kind habe und von 15 Uhr bis 20 Uhr nicht verfügbar bin.«
»Über Mütter, die ganztags ihre Kinder betreuen, wird immer noch gedacht, sie trinken den ganzen Tag Kaffee. Aber sobald das mal ein Mann übernimmt, ist es ein 24-Stunden-Job, der Multitasking und Soft Skills und noch viele weitere englische Wichtig-Bezeichnungen erfordert.«
Diese privaten Gedanken sind ja automatisch auch politisch und nur ein paar der Gründe, warum ich Feministin bin. Allerdings bezeichne ich mich selbst als emotionale, intuitive Feministin und überlasse den wissenschaftlichen Diskurs lieber denen, die das viel besser können als ich (eine tolle Literaturliste findet sich am Ende dieses Kapitels). Ich fordere schlicht und einfach: ArbeitgeberInnen sollten verschiedene, flexible Arbeitsmodelle anbieten, sodass sie von den Fähigkeiten der Mütter profitieren können und Vätern die Möglichkeit bieten, sich die Zusatzqualifikation « Kindererziehung« zu sichern, und zwar nicht nur zwei Monate lang im »Wickelpraktikum«, sondern langfristig und kontinuierlich. Es sollte für jedes Kind, egal wie jung, eine erschwingliche Betreuung geben, damit jede Mutter und jede Familie so leben kann, wie sie will, mit Kinderbetreuung, ohne, in klassischer Rollenverteilung, totaler Gleichberechtigung, alleinerziehend, als Patchwork-Familie, was auch immer. Alle sollen alle in Ruhe lassen: Mütter sollten selbstbewusst bei ihren Kindern zu Hause bleiben können, ohne als Trutschen belächelt zu werden, Mütter sollten Karriere und Kinder haben können, aber bitte so, dass es mit der Betreuung und den Arbeitszeiten auch hinhaut und kein Spagat, sondern eher ein fröhlicher Luftsprung ist, und Frauen sollten sich gegen Kinder entscheiden können, ohne dass gleich Beleidigungen wie »Zug abgefahren« oder »alte Jungfer« fallen. Außerdem sollten die Väter endlich mal alle mitziehen und so modern sein (können), wie sie immer dargestellt werden.
Jede und jeder soll das machen können, was sie oder er will, solange die Konvention der Menschenrechte eingehalten wird. Das ist meine Version von Feminismus. Alle, die mitmachen wollen, sind herzlich eingeladen.
Ich träume von einer gleichberechtigten Zukunft:
• Keine Frau muss mehr (Über-)Mutter sein. Jede Frau kann die Frau sein, die sie sein will. Eine Frau, die sich für eine Vollzeitbeschäftigung entscheidet, wird genausowenig schief angeguckt wie eine Frau, die keine Kinder will, oder eine Mutter, die rund um die Uhr für ihre Familie da sein möchte. Kinder haben (oder auch nicht) ist wieder eine normale Sache, und ich bin endlich frei von albernen Schuldgefühlen.
• Meine Arbeit ist genauso wichtig wie die vom Mann. Ich bin nicht länger die selbstverständliche Nanny. Der Mann setzt mich nicht mehr nur von seinen Terminen in Kenntnis, während ich ihn bei meinen immer erst fragen muss, wann er das Kind nehmen kann, sondern wir besprechen gleichberechtigt unsere Arbeits- und Zeitpläne und stimmen unsere Jobs aufeinander ab.
• Der Mann ist genauso fürs kranke Kind verantwortlich wie ich. Ich bin nicht länger komplett lahmgelegt und muss Jobs absagen und verschieben, während der Mann ganz normal weiterarbeiten kann. Wenn das Kind krank ist und nicht in die Kita kann, teilen der Mann und ich nämlich seine Betreuung gerecht auf.
• Ich bin genauso verantwortlich für das Haushaltseinkommen wie der Mann. Ich verfolge meine berufliche Karriere weiter, weil mir meine Unabhängigkeit wichtig ist. Außerdem ist es für mich selbstverständlich, dass der Mann und ich uns die finanzielle Verantwortung
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