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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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Affengesicht allein zurück. Und das tut nichts anderes als essen, den Darm entleeren, weinen und Schwierigkeiten bereiten. Es ist schlicht und ergreifend keine akzeptable Situation.
Deshalb habe ich dem ein Ende bereitet.
    Entsetzt springt Danielle zum Ende der Seite.
Die Diagnose eines kleinen Säuglings ist eine flüssige, schöne Sache, aber auch sehr trügerisch. Man muss die Diagnose, die man haben will, sorgfältig auswählen und beim Wesentlichen bleiben. Zyanose und bakterielle Infektionen sind sozusagen meine Basis, auf der ich aufbaue, aber Zyanose ist ein wenig verzwickt. Ganz ehrlich, wie oft kann man dasselbe Prozedere durchmachen – ein blau angelaufenes Kind –, ohne Misstrauen zu wecken? Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, das richtige Maß an Schmerz zu verursachen, eine Strangulation aber zu vermeiden. Als Ashley geboren wurde, war ich bereits so geübt, dass es ein Leichtes war.
    Ashley? Wer ist Ashley? Danielle scrollt zum Ende des Eintrags hinunter.
Nachdem ein Kind ein gewisses Alter erreicht hat, wird es natürlich schwerer, in dieser Hinsicht wirklich meisterhaft zu agieren. Kinder reden. Selbstverständlich kann man fremde Bakterien, Rattenkot oder Pilze verwenden, um ein ziemlich befriedigendes Ergebnis zu erhalten. Aber das Immunsystem eines Kindes ist so stark wie das eines Pferdes. Und wenn man auf dem schmalen Grat wandert zwischen der Erzeugung des gewünschten Effekts und der Notwendigkeit, nicht zu offensichtlich zu sein, bekämpfen dich ihre kleinen Körper auf jedem Schritt.
Ist das nicht typisch für Kinder?

TEIL DREI

30. KAPITEL
    Sevillas betritt den Gerichtssaal. Er trägt einen schlichten marineblauen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine konservative Krawatte. Er ist der Ansicht, dass alle Anwälte Blau im Gericht tragen sollten. Für ihn ist es die Farbe der Aufrichtigkeit. Heute hofft er allerdings, dass es die Vielzahl an Unwahrheiten, die er dem Gericht vielleicht zum Schutz seiner Mandantin auftischen muss, verschleiert. Er blickt auf die Uhr. Acht Uhr vierzig. Rasch überfliegt sein Blick den Gerichtssaal. Kein Anzeichen von Danielle oder Doaks. Er spürt, wie sich kalter Schweiß in seinem Nacken sammelt. Der Gerichtsdiener führt einen blassen, verängstigten Max herein und platziert ihn neben Sevillas am Tisch der Verteidigung. Max scheint am ganzen Körper zu zittern. Während seiner Besuche in Maitland hat Sevillas ein gutes Verhältnis zu dem Jungen aufgebaut. Auch wenn seine Überzeugung, der Junge müsse unschuldig sein, gewachsen ist, so ist das Beweismaterial gegen ihn so belastend, so erdrückend, dass eine Verurteilung durch die Geschworenen nicht nur möglich, sondern geradezu wahrscheinlich ist. Er legt einen Arm um die Schultern des Jungen, während Max sich hastig im Gerichtssaal umschaut.
    „Wo ist meine Mum?“ Seine Stimme klingt viel zu hoch, die Worte sind ein einziges verzweifeltes Flehen. Erneut dreht er den Kopf, blickt sich wieder und wieder hektisch suchend im Raum um. Sevillas packt ihn fester und bemüht sich, das Zittern des Jungen zu dämpfen. „Sie wird in einer Minute hier sein, Kumpel, mach dir keine Sorgen.“ Max schließt für einen Moment die Augen. Er unterdrückt ein Schluchzen und wendet sich dann an Georgia, die ihm von hinter der Brüstung eine Hand auf die Schultern legt. „Es ist alles in Ordnung, Max. Mach dir keine Gedanken um deine Mum. Sie wird bald hier sein.“ Georgia murmelt noch ein paar beruhigende Worte, und Max scheint auch tatsächlich ruhiger zu werden. Tony reicht ihm eine Liste mit Beweismitteln und bittet ihn, zu überprüfen, ob jedes Dokument seiner Beschreibung entspricht. Es ist eine ziemlich sinnlose Beschäftigung, aber er glaubt, dass Max jetzt einfach eine Ablenkung braucht.
    Sevillas schaut zum Richterpult hinauf. Weder Richterin Hempstead noch der Gerichtsbeamte sind anwesend. Die Gerichtsschreiberin, die sich eine Ebene darunter befindet, nimmt gerade Platz. Sie wirft Sevillas ein Lächeln zu. Ihm gelingt ein freundliches Nicken, ehe er Schritte hinter sich vernimmt. Erleichterung erfasst ihn, bis er realisiert, dass es nicht Danielle ist, sondern sein Gegner.
    Oliver Alton Langley schlendert den Mittelgang hinunter, zwei jüngere Staatsanwälte und mehrere Rechtsanwaltsgehilfen im Schlepptau. Der Mann hat etwas Militärisches an sich, was vermutlich noch von seiner Zeit bei der Marine herrührt. Alles an ihm wirkt steif und gebügelt. Nach neuester Mode ist sein Schädel kahl

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