Mutterliebst (German Edition)
Sevillas, würden Sie mich freundlicherweise darüber aufklären, welcher Natur Ihr Einspruch ist?“
„Euer Ehren.“ Seine Stimme ist voll neu gewonnener Zuversicht. „Wir werden Beweise zur spezifischen Art der Verletzungen des Verstorbenen vorlegen und darüber, ob diese Verletzungen selbst zugefügt wurden oder von einer dritten Person herrühren.“ Er blickt Langley an. „Oder beides.“
Langleys Verwirrung steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Richterin fasst Sevillas scharf ins Auge. „Wollen Sie mir damit sagen, die Verteidigung stellt die These auf, dieser Junge habe seinen Tod selbst herbeigeführt?“
Sevillas faltet die Hände. „Euer Ehren, wir ziehen es vor, unsere Beweismittel zur gegebenen Zeit vorzulegen. Unser Einspruch beschränkt sich im Moment darauf, dass es derzeit keine Grundlage gibt, anhand derer der Staat die Todesart des Jungen bestimmen könnte.“
Die Richterin betrachtet ihn nachdenklich, dann zuckt sie die Schultern. „Nun, Mr Sevillas, es ist Ihre Verteidigung. Führen Sie sie, wie Sie wollen. Aber kommen Sie nicht auf die Idee, mir heute irgendwelche verwirrenden forensischen Theorien vorlegen zu wollen. Dazu bin ich nicht in der Stimmung.“ Sie wendet sich an Langley. „Einspruch stattgegeben. Formulieren Sie die Frage neu.“
Langley schüttelt den Kopf, so als wäre Sevillas’ letzte Aussage zu absurd, als dass sie eine ernsthafte Auseinandersetzung verdiene. „Schwester Kreng, haben Sie oder Ihre Mitarbeiter Miss Morrison kontaktiert an dem Tag, als Jonas Morrison … gestorben ist?“
Kreng presst ihre dünnen, farblosen Lippen zusammen. „Natürlich wurde sie benachrichtigt, nachdem wir den Jungen gefunden hatten. Sie hat den Leichnam gesehen und ist hysterisch geworden. Wir gaben ihr ein Beruhigungsmittel, woraufhin sie eine Weile geruht hat. Dann glaube ich, dass sie kurz von einem der Polizeibeamten vernommen und zu einer weiteren Befragung ins Polizeirevier mitgenommen wurde.“
„Vielen Dank, Schwester Kreng, aber wenn Sie versuchen würden, das wiederzugeben, was Miss Morrison ausgesagt hat, wäre das Hörensagen.“ Ein kleines Lächeln spielt um die Lippen des Bezirksstaatsanwalts. „In jedem Fall werden wir es von der trauernden Mutter selbst hören.“
Sevillas dreht sich um und sieht, wie Marianne ihn direkt anblickt. Was auch immer Danielle gefunden hat, es sollte wirklich gut sein. Langleys Hauptzeugin könnte schnell zur Heiligen mutieren, sobald sie erst mal im Zeugenstand sitzt.
„Schwester Kreng, können Sie uns sagen, ob Sie jemals Filmmaterial der Sicherheitskameras in Maitland gesehen haben, auf dem Max Parkman versucht, Jonas Morrison zu schaden, oder sogar lauthals schreit, dass er ihn umbringen wolle …“
„Einspruch, Euer Ehren!“, ruft Sevillas. „Es gibt absolut keinen Grund, von der Existenz solchen Materials auszugehen, geschweige denn zu wissen, wer die Aufnahmen gemacht hat und ob an ihnen herumgepfuscht wurde oder nicht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass solche Bänder der Verteidigung vor dieser Anhörung nicht vorgelegt worden sind.“
Langley geht nach vorn. „Richterin, entscheidend für die Frage, ob Max Parkman Jonas Morrison umgebracht hat oder nicht, ist das belastete Verhältnis zwischen Angeklagtem und Verstorbenem.“
Sevillas erhebt sich. „Euer Ehren, die Frage ist völlig unangemessen. Die Intention der Staatsanwaltschaft besteht einzig und allein darin, meinen Mandanten zu schikanieren und Vorurteile gegen ihn zu schüren.“
„Treten Sie vor!“
Sevillas und Langley bewegen sich gleichzeitig – zwei abgerichtete Seehunde, die beide denselben Fisch ins Auge gefasst haben. Sie erreichen das Richterpult gerade rechtzeitig, um Hempsteads wütendes Wispern zu hören. „Passt auf, Jungs, das hier ist keine Strafverhandlung. Es gibt keine Geschworenen. Ich verbitte mir heute jegliche Selbstdarstellung. Da draußen warten Reporter darauf, jedes Wort aufzuschreiben, das potenzielle Geschworene morgen in der Zeitung lesen. Und glauben Sie mir, Sie wollen nicht, dass sie hören, was ich Ihnen jetzt gleich sagen werde.“ Ihre Stimme ist glasklar, schneidet durch die Luft wie eine Machete durchs Gebüsch. „Ich gebe Ihnen beiden reichlich Spielraum in der Befragung.“ Sie hebt warnend den Finger. „Aber übertreffen Sie sich nicht gegenseitig mit technischen Spitzfindigkeiten. Und versuchen Sie ja nicht, Beweismittel einzuschmuggeln, die nicht im Beweisaufnahmeprotokoll vermerkt
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