Mutterliebst (German Edition)
natürlich getan, aber es scheint, als sei der Kamm auf mysteriöse Weise verschwunden. Haben Sie eine Ahnung, wo er hingekommen sein könnte?“
„Einspruch!“ Langley stürmt auf das Richterpult zu. „Euer Ehren! Gefragt und beantwortet. Die Zeugin hat uns bereits gesagt, dass sie keine Ahnung hat, was mit dem Kamm passiert ist und …“
„Und sie hat uns gesagt, dass die Polizei den Kamm in Besitz genommen hat.“
Langley hebt die Hände. „Euer Ehren, wir werden Zeugen zu dem Kamm aufrufen.“
„Und dazu, dass die Polizei ihn nicht mal lang genug besessen hat, um Fingerabdrücke zu nehmen“, fügt Sevillas triumphierend hinzu.
Hempsteads dünne Augenbrauen heben sich. „Mr Langley, der Herr Verteidiger scheint anzudeuten, dass die mutmaßliche Mordwaffe vom Tatort verschwunden ist und nicht wiedergefunden wurde. Stimmt das, Herr Staatsanwalt?“
Langley nestelt an seiner Krawatte herum, so als wäre der Knoten zu eng für seinen Hals. „Nun, Euer Ehren, es ist so: Ja, die Mordwaffe war am Tatort, aber wir arbeiten noch daran, sie wieder zu lokalisieren.“
„Was meinen Sie damit, Sie ‚arbeiten‘ daran?“, fragt sie knapp.
„Sind Sie im Besitz des Kamms oder nicht?“
„Im Moment nicht, Richterin, aber …“
„Kein Aber, Mr Langley.“ Sie wendet sich an Sevillas. „Nun, es scheint, als ob die Verteidigung doch noch einen Trumpf im Ärmel hat. Dennoch möchte ich Sie daran erinnern, Mr Sevillas, dass das hier eine begrenzte Anhörung zu einem sehr eng gefassten Zweck ist. Legen Sie uns heute nicht Ihre gesamte Verteidigung dar. Wir werden alle mit angehaltenem Atem darauf warten, sie während des Prozesses zu hören.“
„Vielen Dank, Euer Ehren.“
„Setzen Sie sich, Herr Bezirksstaatsanwalt.“
Langley nimmt wie ein gut trainierter Hund Platz. Die Richterin wendet sich wieder an Sevillas. „Fahren Sie fort, Herr Verteidiger.“
Sevillas bemerkt, wie Max ihn stolz angrinst. „Zwei zu null für uns“ scheint sein Gesichtsausdruck zu sagen. Tony widmet sich wieder der Zeugin. „Schwester Kreng, Ihnen untersteht die Fountainview-Station, zu deren Patienten sowohl Jonas Morrison als auch Max Parkman gehörten?“
„Ja.“
Sevillas tritt bis auf zwei Schritte an den Zeugenstand heran und blickt Kreng direkt in die Augen. „Befand sich Max Parkman an dem Tag, als Jonas starb, auf der Station?“
Sie starrt ihn an. „Ja, das tat er.“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass es Ihre Aufgabe war, dafür zu sorgen, dass er sich in seinem Bett am Ende des Ganges befand?“
„Ja, wie es im Protokoll steht“, erwidert sie. „Wo ebenfalls dokumentiert ist, dass er fixiert war.“
„Mit Ledergurten?“
„Ja.“
Sevillas lächelt sie an. „Nun, Schwester Kreng, dann können Sie mich vielleicht aufklären, denn da gibt es etwas, was ich einfach nicht verstehe. Wie konnte Max Parkman sich eigenständig von dicken, schweren Ledergurten sowohl an seinen Armen als auch an seinen Beinen befreien?“
Ihre Blicke sind wie schwarze Pfeile. „Wir glauben, dass der Eintrag in den Aufzeichnungen falsch ist.“
Sevillas täuscht Überraschung vor. „Haben Sie diesen Eintrag gemacht, Schwester Kreng?“
Eine blaue Vene an ihrer Schläfe tritt deutlich hervor, während sie die Worte wie Kugeln einer Maschinenpistole ausspuckt. „Absolut nicht.“
„Dann muss es wohl die diensthabende Schwester dieser Schicht gewesen sein – Schwester Grodin?“
„Ja.“
Sevillas legt seine Hände auf den Zeugenstand. „Kommen Sie, Schwester Kreng, erzählen Sie uns wirklich alles?“ Ehe Langley Einspruch erheben kann, spricht er schnell weiter. „Schwester Grodin steht nicht länger in Maitlands Diensten, nicht wahr?“
Kreng richtet ihren Blick streng nach vorn. „Nein, das tut sie nicht.“
„Sie wurde gefeuert, stimmt’s?“
„Ja.“
„Bitte sagen Sie uns, warum sie entlassen wurde.“
Ihre Stimme klingt wie ein Reibeisen. „Weil sie ihren Aufgaben nicht den Standards unserer Einrichtung gemäß nachgekommen ist.“
„Sie haben feststellen müssen, dass sie nicht bereit war, zuzugeben, Max Parkman an diesem Tag nicht fixiert zu haben, ist es nicht so?“
Kreng streckt sich. „Ich bin davon überzeugt, dass sie gelogen hat, um ihr Versäumnis zu überspielen.“
Sevillas lehnt sich zurück. „Genau genommen gibt es nicht ein einziges Mitglied des Pflegepersonals, das zu jener verhängnisvollen Mittagsstunde auf der Station gewesen wäre, ist es nicht so, Schwester
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