Mutterliebst (German Edition)
Kreng?“
Sie funkelt ihn an. „Es bestand keine Notwendigkeit, dass jemand anwesend war, Mr Sevillas. Die einzigen beiden Patienten auf der Station waren Jonas Morrison und Max Parkman – und beide waren fixiert.“
„Wenn das der Fall war, Schwester Kreng“, versetzt er sanft, „wie in aller Welt erklären Sie dann, dass sich beide zum Zeitpunkt des Mordes außerhalb ihrer Fixierung befunden haben?“
Kreng schweigt.
„Wenn sich nicht ein einziges Mitglied des Pflegepersonals auf der Station befunden hat, Schwester Kreng, können Sie oder sonst jemand in Maitland dann erklären – unter Eid –, wer die Fixierungen gelöst hat, von der die diensthabende Schwester schwört, dass sie sie Max Parkman angelegt hat?“
„Einspruch“, schreit Langley.
„Abgelehnt“, erwidert die Richterin sofort.
Sevillas geht zum Tisch der Verteidigung und nimmt ein Blatt Papier in die Hand. „Das heißt also, dass dieses Protokoll wertlos ist. Jeder hätte in dieser Mittagsstunde auf der Station sein können. Soweit wir wissen, sind sowohl Max als auch Jonas frei herumgelaufen.“
Krengs Kopf schießt hoch. „Auf gar keinen Fall.“
Sevillas legt einen Finger an seinen Nasenrücken. „Kommen Sie, Schwester Kreng. Sie sind nicht in der Position, eine solche Behauptung aufzustellen. Sie waren doch gar nicht da.“
Sie antwortet nicht. Sevillas tritt erneut dicht an den Zeugenstand heran und wartet darauf, dass sie seinen Blick erwidert. „Wenn wir mal ehrlich sind, hätte sehr gut eine dritte Person da sein können – ein anderer Patient, ein anderes Mitglied des Personals –, jemand, der Max Parkman unter Drogen setzte, ihn in Jonas’ Zimmer schleifte, Jonas tötete und auch Max umgebracht hätte, wenn dessen Mutter ihn nicht gestört hätte, bevor er die Tat zu Ende ausführen konnte.“
Krengs Augen sind mittlerweile so groß wie alte Dollarmünzen. „Das ist doch absurd!“
„Euer Ehren!“ Langley sieht so aus, als stehe er kurz vor einem Herzinfarkt. „Die Zeugin soll die lächerlichen Schlussfolgerungen des Verteidigers kommentieren, damit er eine Mordtheorie aufbauen kann, für die es in diesem Fall absolut keine faktische Grundlage gibt!“
Hempstead betrachtet Sevillas über ihren Brillenrand hinweg. „Sehr kreativ, Mr Sevillas.“ Sie dreht sich zu Langley um. „Ich bin jedoch durchaus in der Lage, die Fakten zu begreifen und zu beurteilen, ob sie zu den von Ihnen beiden aufgestellten Theorien passen.“
„Aber Richterin …“
Sie schüttelt den Kopf. „Einspruch abgelehnt.“
Sevillas wendet sich wieder an Kreng. „Wäre es nicht außerdem möglich, Schwester Kreng, dass ein Mitglied des Personals den Kamm, der benutzt wurde, um Jonas Morrison zu töten, aus Miss Parkmans Handtasche genommen hat, während die Station unbewacht war?“
„Einspruch!“ Langley marschiert auf das Richterpult zu. „Richterin, Miss Parkman wurde in Jonas Zimmer entdeckt, und sie hatte den Kamm in ihrer Handtasche.“
„Den Kamm, den er nicht beschaffen kann“, fügt Sevillas ruhig hinzu.
„Euer Ehren, das ist empörend!“
„Empörend ist kein mir bekannter Grund für einen Einspruch“, entgegnet Hempstead. „Mir scheint, dass Mr Sevillas nur das tut, was jeder gute Verteidiger tun würde. Er produziert einen weiteren Verdächtigen. Ganz abgesehen davon, dass Sie die Tatwaffe nicht besitzen, Mr Langley. Wenn Sie mir einen Fingerabdruck auf diesem Kamm zeigen könnten oder den Kamm selbst“, bemerkt sie trocken, „würde ich das Ganze anders sehen. Einspruch abgelehnt.“
Sevillas wendet sich wieder an Kreng. „Eine letzte Frage. Wissen Sie, ob irgendjemand in Maitland an jenem Tag die Zimmer anderer Patienten auf Blutspuren oder andere Sachbeweise überprüft hat?“
Kreng ist mittlerweile genauso weiß wie ihre Uniform. „Nein, das hat niemand getan.“
„Dann wissen wir also nicht, ob ein anderer Patient oder eine dritte Person den Mord begangen oder belastendes Beweismaterial in Max Parkmans Zimmer deponiert hat.“ Sevillas wendet sich an die Richterin. „Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.“ Er nickt in Richtung Zeugenstand. „Vielen Dank, Schwester Kreng.“
„Erheben Sie sich!“, ruft der Gerichtsdiener.
„Zwanzig Minuten Pause.“ Die Richterin steht auf, rafft ihre Robe und verlässt das Richterpult, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
33. KAPITEL
Danielle schließt den Gurt, als die Maschine endlich über die Startbahn rollt. Der einzige Flug, den sie von Phoenix nach
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