Mutterliebst (German Edition)
hatte ich es Raymond an diesem Wochenende sagen wollen – ich scheine wieder schwanger zu sein. Wenn es ein Junge ist, werde ich ihn, glaube ich, Jonas nennen. Es sind nicht gerade die günstigsten Umstände, auch wenn es natürlich viel Mitgefühl erzeugen wird. Wahrscheinlich ziehe ich einfach fort und fange ein neues Leben an. Ja, genau das werde ich tun. Aber zuerst färbe ich mir die Haare blond.
Blondinen haben doch mehr Spaß im Leben, oder?
34. KAPITEL
Sevillas blickt auf die Zeugenliste, die er zusammengestellt hat. Er hat sie in der Reihenfolge sortiert wie er glaubt, dass Langley sie aufrufen wird. Seine Wette heute Morgen war, dass der Staatsanwalt erst den Gerichtsmediziner, dann Kreng und danach Marianne aufrufen würde. Als der Gerichtsdiener den nächsten Namen verkündet, ist er froh, dass er kein Geld darauf gesetzt hat.
Er blickt zu Max hinüber. Der arme Junge hält sich nur mit Müh und Not aufrecht. Tony dreht sich um und wirft Georgia über Max’ gesenkten Kopf hinweg einen Blick zu. An ihrem Gesichtsausdruck erkennt er, dass auch sie skeptisch ist, ob Danielle rechtzeitig ankommen wird, um sie alle zu retten.
Reyes-Moreno sitzt jetzt seit fünfzehn Minuten im Zeugenstand. Langley geht schwerfällig eine ellenlange Liste mit Referenzen durch, die Freud sicherlich beeindruckt hätte. Präsidentin des Vorstands der Amerikanischen Vereinigung der Psychiater; Jahrgangsbeste an der Harvard Medical School; praktizierende Psychiaterin seit fünfundzwanzig Jahren, davon fünfzehn in Maitland; weltweite Gastdozentin zu einer Vielzahl psychiatrischer und neurologischer Störungen bei jugendlichen Patienten. An sich begrüßt Sevillas die Verzögerung, aber er will nicht, dass die Richterin eine detaillierte Lobeshymne darauf hört, was für eine allseits anerkannte Expertin Reyes-Moreno ist.
„Euer Ehren?“ Halb erhebt er sich von seinem Stuhl. „Falls das Gericht damit einverstanden ist, erkennt die Verteidigung an, dass die Referenzen der Zeugin, die der Bezirksstaatsanwalt so minutiös darlegt, zutreffend sind. Da wir uns nicht in einem Prozess befinden und keine Rücksicht auf Geschworene nehmen müssen, könnten wir vielleicht direkt zu der Befragung übergehen, die sich mit den Sachverhalten unserer heutigen Anhörung beschäftigt?“
Hempstead schenkt Sevillas ein kleines Lächeln. „Einspruch stattgegeben. Das Gericht akzeptiert einen schriftlichen Lebenslauf der Zeugin, Mr Langley. Lassen Sie uns beginnen, in Ordnung?“
Langley wirkt verärgert, aber er nickt und wendet sich an die Zeugin. „Dr. Reyes-Moreno, kennen Sie den Angeklagten, Max Parkman?“ Langley deutet auf Max. Die Ärztin lächelt den Jungen an und schaut dann wieder zu Langley.
„Ja.“ Ihre Stimme klingt klar und melodisch. Sie trägt einen hellgrauen Hosenanzug, der einen guten Kontrast zu ihren weißen Haaren bildet. Sie wirkt nachdenklich und professionell.
„Dein Zeugenalbtraum“, murmelt Sevillas vor sich hin. Er weiß genau, wie die Richterin reagiert, wenn eine Frau klug ist und sich überzeugend präsentiert – dann hält sie sie für eine Zierde ihres Geschlechts, für jemanden, der hart dafür gekämpft hat, an die Spitze zu gelangen, genau wie sie selbst auch. Wenn sie dumm ist, kann sich die Richterin nicht erklären, wie sie dahin gelangt ist, und sie verachtet diesen unverdienten Sprung die Karriereleiter hinauf. Wenn sie klug ist – aber auch besserwisserisch –, dann wird die Richterin das Bedürfnis verspüren, ihr ein, zwei Dämpfer zu verpassen, damit sie nicht die Frauen als solche diskreditiert.
„Wie oft hatten Sie nach seiner Einlieferung mit Max Parkman zu tun?“
„Ich habe Max täglich gesehen.“ Die Ärztin faltet die Hände ruhig im Schoß und blickt die Richterin mit klaren, smaragdfarbenen Augen an. „Das Konzept der psychiatrischen Behandlung in Maitland besteht darin, ein Team für jeden Patienten zu bilden. Wir wählen eine spezifische Gruppe an Psychiatern, Neurologen und Verhaltenspsychologen aus, von denen wir glauben, dass sie über die beste Qualifikation verfügen, um eine Diagnose zu stellen und die beste langfristige Lösung für das Kind zu entwickeln. Jedes Team ist anders, genauso wie jedes Kind.“ Die Richterin nickt offensichtlich beeindruckt.
„Befanden Sie sich in Max’ Team?“, fragt Langley.
„Ja, ich war Max’ Hauptpsychiaterin, weshalb mir die Verantwortung oblag, sein Team zu überwachen und auch seinen Behandlungsplan. Ich habe den
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