Mutterliebst (German Edition)
gepresst, damit er normal atmen konnte.“
„Wie oft ist das vorgekommen?“
Marianne schlingt das Taschentuch um ihre Finger. „Ich glaube, dass nie mehr als zwei Wochen vergangen sind, bis ich dieses arme Baby wieder ins Krankenhaus bringen musste. Dann haben sie mir ein Apnoe-Gerät gegeben. Es hat einen Alarm ausgelöst, wenn das Baby aufgehört hat zu atmen. Es war schrecklich.“
„Hat irgendjemand im Krankenhaus jemals den Verdacht geäußert, dass Jonas gar nicht unter Atemlähmung litt?“
Marianne schaut sie verwirrt an. „Ich verstehe die Frage nicht.“
Danielle geht einen Schritt näher auf sie zu. „Hat einer der Ärzte den Verdacht geäußert, Sie würden Jonas ersticken?“
Langley springt mit einem lauten Aufschrei auf. „Euer Ehren! Das ist empörend!“
„Sparen Sie sich die Mühe, Mr Langley.“ Hempstead zeigt wütend mit dem Finger auf Danielle. „Sie werden mit dieser Art der Befragung sofort aufhören, Frau Anwältin. Sie haben absolut keine Grundlage gelegt, die auf irgendeinen Missbrauch von Seiten der Zeugin deutet. Vielleicht führt man ein Kreuzverhör in New York so durch, aber ich werde das nicht zulassen.“
Danielle zuckt die Achseln. „Jawohl, Euer Ehren.“
„Fahren Sie fort.“
Danielle richtet ihren unbeeindruckten Blick wieder auf Marianne. „Wer hat Ihnen zum ersten Mal gesagt, dass Jonas autistisch oder geistig zurückgeblieben ist?“
Mariannes Blick ist voller Hass. „Ich werde diesen Tag nie vergessen, solange ich lebe. Jonas war vier, und wir lebten in Pittsburgh. Ein Spezialist befand sich auf Durchreise.“ Erneut wendet sie sich an die Richterin. „Ich war nicht besonders zufrieden mit den Ärzten, die sich um Jonas kümmerten. Wie auch immer, der Doktor untersuchte Jonas stundenlang, und dann rief er mich ins Behandlungszimmer.“ Sie schluchzt leicht in ihr Taschentuch. Die Richterin schließt für einen Moment die Augen. Sie ist ganz eindeutig bewegt.
„Er bat mich, Platz zu nehmen, und dann sagte er mir, dass mein armes Baby niemals normal sein würde. Dass sein Gehirn – geschädigt sei, so einfach. Dass er zurückgeblieben sei und alle Anzeichen von Autismus zeige.“ Während sie Hempstead anschaut, wischt sie die letzten Spuren der Tränen fort. „In diesem Moment entschloss ich mich, eine Anwältin für mein Kind zu werden. Ich habe die nächsten vierzehn Jahre seines Lebens damit verbracht, dafür zu sorgen, dass er die bestmögliche Pflege erhielt und all die Liebe, die ich ihm nur geben konnte. Ich habe nie wieder geheiratet oder mich um irgendetwas anderes gekümmert – nur um meinen Sohn.“
Danielle kehrt zum Tisch der Verteidigung zurück. Ein paar der Zuschauer betrachten sie auf eine Weise, als hätte sie gerade die Jungfrau Maria befleckt. Langley wirft ihr ein schadenfrohes Grinsen zu. Danielle fährt ungerührt fort. „Miss Morrison, hat irgendeiner der Ärzte, die Jonas untersucht haben, jemals angedeutet, dass es für Jonas’ Störungen einen anderen Grund geben könnte?“
„Was meinen Sie damit?“
„Sie haben uns erzählt, dass Jonas’ Probleme bereits mit der Geburt anfingen“, sagt Danielle. „Hat irgendjemand Ihnen je gesagt, dass die Probleme tatsächlich erst viel später auftraten und dabei seinen Verdacht geäußert, was diese Probleme verursacht hat?“
„Nein, das hat niemand getan.“
„Niemand hat je gesagt, dass es ein Vorkommnis gegeben hat, das zu dem Gehirnschaden geführt hat?“
Marianne schaut sie sehr selbstgefällig an. „Ich weiß nicht, wozu Sie mich mit diesen Fragen bringen wollen, Miss Parkman. Niemand hat mir je etwas dergleichen gesagt. Ich habe mich hervorragend um mein Kind gekümmert.“
Hempstead fixiert Danielle mit strengem Blick. „Miss Parkman, die Pflege, die die Mutter des Verstorbenen ihm während seiner Kindheit angedeihen ließ, ist kein Gegenstand dieses Falles.“
„Vielleicht sollte es das aber sein, Euer Ehren.“
Hempstead hebt eine Augenbraue. „Wenn Sie Beweise für das haben, was Sie behaupten, dann legen Sie sie vor. Wenn nicht, dann muss es eine Befragung geben, die von Relevanz für Ihre Verteidigung ist. Finden Sie sie.“
„Natürlich, Euer Ehren.“ Sie legt eine Hand auf den Zeugenstand und blickt Marianne direkt in die Augen. „Miss Morrison, Sie wurden zur Ärztin ausgebildet und haben viele Jahre als Krankenschwester gearbeitet, stimmt das?“
Mariannes Gesichtsausdruck entspannt sich. „Ja, in der Tat, das habe ich. Als
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