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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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reißt.
    Danielle kämpft gegen die aufwallende Übelkeit. Es gibt noch ein weiteres moralisches Dilemma, über das sie sich bislang geweigert hat, nachzudenken, und dessen schiere Möglichkeit sie mit Selbstverachtung erfüllt. Wenn die Polizei nicht in der Lage sein sollte, den wahren Mörder zu finden, muss sie entscheiden, ob sie Beweise so arrangieren soll, dass Unschuldige verdächtigt werden, oder nicht. Sie hat sich inzwischen selber einreden können, dass, wenn es so weit kommt, sie kaum ausreichend Beweise finden wird, um jemanden zu verurteilen. Aber sie könnten begründete Zweifel an Max’ Schuld säen, und das ist alles, was sie braucht. Sie kann nur darum beten, dass sie den wahren Mörder finden. Falls nicht, kann sie nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass sie die unsichtbare Grenze zu dieser tödlichen Sünde nicht überschreiten wird. Für Max würde sie freiwillig in die Hölle gehen. Aber ist sie auch bereit, ihre Seele für ihn zu verwirken?
    Ehe Danielle sprechen kann, klingelt das Telefon. Tony murmelt ein paar Worte, dann legt er auf. „Hör zu, bevor wir weitergehen, möchte ich jemanden mit ins Boot holen.“
    „Einen weiteren Anwalt?“
    Er lächelt. „Nicht ganz. Sein Name ist Doaks. Er ist ein pensionierter Polizist, der jetzt als Privatdetektiv arbeitet. Da wir den Ansatz verfolgen, dass Max es nicht getan hat, brauchen wir einen erstklassigen Ermittler, der ganz genau weiß, wo die Leichen vergraben sind. Jemanden mit Beziehungen zur lokalen Polizei.“
    Danielle bemerkt seine Formulierung. Max’ Unschuld wird als legale Position präsentiert, nicht als Wahrheit. „Das klingt nach einer guten Idee. Hast du schon zuvor mit ihm gearbeitet?“
    Sevillas nickt. „Ich kenne ihn seit fünfunddreißig Jahren. Wir sind gemeinsam in Plano aufgewachsen. Er kann ein bisschen grob und kauzig sein, aber er ist der absolut Beste und offen gestanden genau das, was wir brauchen.“
    „Dann engagier ihn.“
    Sevillas steht auf und geht zur Tür. „Warte, ich lass mir seine Nummer von der Sekretärin geben. Du kannst den Anruf mithören. Ich muss dich allerdings warnen. Er nennt die Dinge immer beim Namen und nimmt kein Blatt vor den Mund.“
    Sie begegnet seinem forschenden Blick. „Das verkrafte ich schon.“
    Sevillas deutet auf ein Dokument auf seinem Schreibtisch. „Warum schaust du dir das nicht in der Zwischenzeit an? Ich bin in einer Minute zurück.“
    Danielle steht rasch auf und geht auf ihn zu. Sie wünscht sich so sehr, ihn zu berühren und ihm zu sagen, was sie für ihn empfindet. Er bewegt sich auf sie zu, als wolle er sie in seine Arme schließen, doch dann stoppt er.
    „Tony, ich …“
    Er sucht ihren Blick, während sie so voreinander stehen, völlig bewegungslos. „Danielle“, sagt er ruhig. „Ich denke, wir sollten uns auf eine Sache konzentrieren – deine und Max’ Verteidigung. Der Rest ist zu … kompliziert.“
    „Ich weiß“, wispert sie. „Aber du musst wissen, dass unsere gemeinsame Nacht real war, dass sie … echt war. Ich hatte nur zu viel Angst, dich an mich heranzulassen.“
    Jetzt schimmern seine braunen Augen wieder ganz warm. Er beugt sich vor und küsst sie sanft auf die Stirn. „Ich glaube dir.“ Dann tritt er zurück und schüttelt den Kopf. „Das ist verrückt. Es mag das erste Mal in meinem Leben sein, dass ich mich so schnell und heftig verliebt habe. Und natürlich muss sich die Frau als Angeklagte in einem Mordprozess mit der schlimmsten Beweislage, die ich je gesehen habe, erweisen.“ Sevillas seufzt, während er sich vorbeugt, um sie an sich zu ziehen. Danielle spürt sein warmes Wispern an ihrem Nacken. „Ich habe keine Ahnung, wie das hier ausgeht, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich mein Bestes tun werde. Und was das andere anbelangt“, er hält inne, „vielleicht war es nur eine wundervolle Nacht. Falls ja, ist es eine, die ich immer in meinem Herzen bewahren werde.“ Mit diesen Worten geht er zur Tür und verschwindet.
    Erschöpft sinkt Danielle auf ihren Stuhl und schlägt die Hände vors Gesicht. Stumme, verräterische Tränen strömen über ihre Wangen. Ihr Universum ist in einen Strudel geraten, der es in unerbittlich eisernem Griff hält. Sie bemüht sich, die Panik zu unterdrücken, die jetzt ungeahnte Ausmaße erreicht hat, nachdem Tony ihr die vernichtenden Fakten aufgezählt hat. Sie schöpft mühsam Atem. Max … sie darf nur an Max denken. Also ruft sie sich sein Lächeln in Erinnerung, das helle Grau

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