Mutterliebst (German Edition)
schon, Buddy.“
Danielle tritt einen Schritt vor, um ihn zu umarmen, doch Max geht mit erhobener Faust und wütendem Gesichtsausdruck auf sie los. „Da kriegen mich keine zehn Pferde rein!“
Dwayne tritt sofort dazwischen. Mit einer fließenden Bewegung zieht er Max’ Arme nach vorn, schlüpft hinter ihn und umschlingt Max’ gesamten Körper mit seinen massigen Armen. Die ausgeprägten Muskeln treten dabei nicht einmal hervor. Max zappelt und strampelt, um loszukommen. „Nehmen Sie Ihre dreckigen Hände von mir!“
„Gib auf, Junge“, knurrt Dwayne.
Max wirft Danielle einen hasserfüllten Blick zu. „ Das ist es, was du willst? Dass so ein Arschloch mich in eine Zwangsjacke steckt und wegsperrt?“
„Nein – natürlich nicht …“, stammelt sie. „Bitte, Max …“
„Fick dich!“
Danielle steht wie angewurzelt da, während Dwayne Max den Gang hinunterzerrt. Sie erreichen eine bedrohlich aussehende rote Tür, die erst summt, sich dann öffnet und sie im nächsten Moment verschluckt. Ihr letzter Blick auf Max’ verzerrtes Gesicht brennt sich in ihr Gedächtnis ein. Er hat sie mit den verwundeten Augen eines alten Pferdes angeschaut, das vor dem Tor zum Abdecker steht. Bevor sie die Worte äußern kann, die sie innerlich zu ersticken drohen, ist er auch schon verschwunden.
Am anderen Ende eines offensichtlichen Fernsehzimmers halten sich vier Frauen in Jeans und T-Shirt auf – Undercover-Schwestern in lässiger Tarnung. Eine große weiße Tafel hängt an der Wand. Es beunruhigt sie, dass Max’ Name bereits daraufsteht, zusammen mit einigen unheilvollen Abkürzungen – „AT, SVT, ST, ET, DT.“ Die schwarzen Buchstaben wirken so endgültig, so unabänderlich. Sie wirft einen raschen Blick auf den Computerausdruck, der ebenfalls an der Tafel hängt. „AT – Angriffstendenz, SVT – Selbstverletzungstendenz, ST – Selbstmordtendenz, FT – Fluchttendenz, DT – Depressionstendenz.“ Die Worte durchschneiden ihr Herz wie ein Messer.
Danielle schaut sich im Raum um und bemerkt, dass Marianne mit einem älteren Doktor redet. Sie wirft Danielle ein warmes Lächeln zu. Jonas nestelt an seinen Kleidern herum und zuckt auf merkwürdige Weise mit den Füßen, so als würde er einen Flamenco im Sitzen tanzen. Dann sieht sie, wie Carla und ihr Sohn in einem der Schlafzimmer verschwinden. Ihr Herz sinkt. Sie würde alles dafür geben, um Max davor zu bewahren, in derselben Station mit einem Jungen zu sein, der seiner Mutter den Arm bricht und ihr Auge blau schlägt.
Eine ältere Frau mit kurzem weißem Haar betritt den Raum und kommt auf Danielle zu. Sie verströmt eine Aura ruhiger Autorität. Sie trägt einen konservativen marineblauen Hosenanzug und dunkle, flache Schuhe. Die Augen hinter den goldgefassten Brillengläsern funkeln jadegrün. Ihr Arztkittel ist blendend weiß. Das rot gefasste Namensschild weist sie als Stellvertretende Direktorin der Jugendpsychiatrie im Maitland Hospital aus. Lächelnd streckt sie Danielle die Hand entgegen. „Miss Parkman?“
„Ja?“
„Ich bin Dr. Amelia Reyes-Moreno“, stellt sie sich vor. „Ich werde die für Max hauptsächlich zuständige Ärztin sein, während er hier ist.“
„Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Danielle starrt die Ärztin an, während sie deren Hand schüttelt. Ihre langen, feingliedrigen Finger fühlen sich kühl an. In dem Blick der Frau sind Intelligenz und scharfe Beobachtungsgabe sofort erkennbar. Dank ihrer Recherchen weiß Danielle, dass Reyes-Moreno zu Maitlands hervorragendsten Psychiaterinnen zählt, die es in ihrem Fachgebiet zu nationaler Anerkennung gebracht hat. Sie blickt zu dem alten Doktor und Marianne hinüber. Seine faltigen Hände mit den deutlich sichtbaren Venen sind gefaltet, während er ihr zuhört. Beide lächeln. Danielle will ihn. Jemand, der so alt wie Freud zu sein scheint, einen Blick auf Max wirft und ausruft: „Natürlich! Ich erkenne ganz deutlich, was alle anderen übersehen haben. Max wird gesund, einfach gesund.“ Dann nickt er weise und geht weiter, um seine nächste Wunderheilung zu vollbringen.
Dr. Reyes-Moreno fasst nach dem Arm eines jungen, dunkeläugigen Mannes, der wie eine Tuschezeichnung von Ichabod Crane aussieht. „Dr. Fastow“, sagt sie, „macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie Miss Parkman vorstelle? Sie ist die Mutter eines unserer neuen Patienten – Max.“
Er nickt kurz und fixiert Danielle mit einem milchigen Blick. „Miss Parkman.“
„Dr. Fastow ist unser neuer
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