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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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sein, die dringend einen Termin bei Dr. Jojanovich braucht.
    Erschöpft geht sie ins Badezimmer hinüber, zieht die Kleider aus und dreht die Dusche auf. Vielleicht wird sie das genug entspannen, um eine Weile schlafen zu können. Während das heiße Wasser über ihren Rücken fließt und Dampf um sie herum aufsteigt, hört sie das schrille Klingeln ihres Handys im Nebenraum. Hektisch wickelt sie sich in ein Handtuch und stürzt ins Wohnzimmer. Sie schnappt sich das Handy, aber der Anrufer hat bereits aufgelegt. „Verdammt . “ Mit tropfenden Haaren wartet sie darauf, dass das kleine Icon auf dem Display erscheint, dann geht sie die Menüpunkte durch, um die Nachricht abzuhören. Ihre Kinnlade fällt herunter. Sie hört sie noch einmal ab. Die blecherne Stimme bestätigt, dass es eine Terminabsage gab, und falls sie Zeit hat, kann Dr. Jojanovich sie irgendwann am morgigen Tag einschieben.
    Danielle legt auf und tigert unruhig durch den Raum. Ihre nackten Füße hinterlassen kein Geräusch auf dem Boden, aber der Lärm in ihrem Kopf ist ohrenbetäubend. Was soll sie tun? Sevillas kann sie nicht anrufen. Er würde ihr strengstens verbieten, hinzugehen. Wieder mal. Sie blickt auf das hässliche graue Band um ihren Knöchel, das sie zur Gefangenen macht. Wie bei einer Laborratte mit implantiertem Mikrochip im Gehirn. Sie wandert vor und zurück, wobei ihr Herz wie wild pocht. Sie muss irgendetwas tun.
    Plötzlich bleibt sie wie angewurzelt stehen. Es könnte funktionieren. Sie wirft das Handy aufs Sofa, stürzt ins Schlafzimmer hinüber und zerrt ihren Laptop aus der Tasche. Im nächsten Moment stellt sie ihn auf dem Couchtisch ab und hockt sich mit gekreuzten Beinen davor. Rasch scrollt sie eine Liste hinunter und klickt ein Symbol in dem entsprechenden Ordner an. Da ist es: der Reynolds-Fall . Sie öffnet ihn und wählt ein Dokument aus. Die Klägerin, Sheily Reynolds, hat Danielles Mandanten, Langston Manufacturing Inc., auf acht Millionen Dollar Schadensersatz verklagt wegen Fabrikationsfehler im Design einer Prothese, die versagt hat, als sie eine Betontreppe in ihrem Bürogebäude heruntergefallen ist. Bei dem Sturz zog sie sich schwerwiegende Gehirnverletzungen zu, woraufhin die Familie in ihrem Namen Klage einreichte.
    „Komm schon, komm schon“, murmelt Danielle. Sie sucht nach der eidesstattlichen Erklärung des Partners von Langston Manufacturing, der kleinen Firma, die Zulieferteile an Langston liefert. Das Unternehmen ist sehr erfolgreich. Prosthetics Inc. „Wie originell“, schnaubt sie.
    Das Telefonbuch von Plano ist ungefähr zweieinhalb Zentimeter dick. Sie sitzt auf dem Sofa und blättert durch den vernachlässigbaren Teil der Gelben Seiten. Schließlich findet sie einen potenziellen Kandidaten, ein Sanitätshaus ungefähr zwei Blocks von ihrem Apartment entfernt. Sie blickt erneut auf die Uhr. Neun Uhr. Vielleicht haben Sie geöffnet. Sie ruft an. Ja, sie haben geöffnet. Nach ein paar Sekunden beendet sie den Anruf und setzt sich zurück. Ihr Herz hämmert wie wild.
    Sie geht in die Küche und holt ihre Tasche von der Arbeitsfläche. In ihrem Portemonnaie befindet sich die Karte, die ihr am Tag ihrer Entlassung aus dem Gefängnis gegeben wurde. Sie späht auf die Nummer am unteren Rand der Karte und tippt sie in ihr Telefon.
    „Büro des Sheriffs in Plano“, meldet sich eine nasale weibliche Stimme.
    „Hallo“, antwortet sie. „Mein Name ist Danielle Parkman, und ich würde gern mit jemandem über meine Fußfessel sprechen.“
    „Identifikationsnummer?“
    „Wie bitte?“
    Die Stimme klingt genervt. „Die siebenstellige Nummer auf der Rückseite Ihrer Karte.“
    Danielle begutachtet die Karte von beiden Seiten. „Da ist nichts.“
    „Das kann nicht sein“, antwortet die Stimme. „Sind Sie sicher?“
    Danielle schaut noch einmal nach. Ihr kommt ein Gedanke. „Oh, warten Sie. Meine Fußfessel ist eine von den neueren.“
    „Eine von diesen experimentellen?“
    „Ja“, antwortet sie, „und ich habe ein Problem. Ich sitze in meinem Apartment, aber die Fußfessel piept ununterbrochen.“
    „Oh, zur Hölle, die spielen ständig verrückt“, stöhnt die Frau am anderen Ende der Leitung. „Warten Sie eine Minute.“ Danielle hört, wie der Hörer auf dem Tisch abgelegt wird. „Otis?“ Die Stimme ist schrill genug, dass Danielle den Hörer ein Stückchen weghalten muss. „Du musst dich auf den Weg machen und eine dieser neumodischen Fußfesseln reparieren. Sonst ist niemand da, der

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