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Mutterschuldgefuehl

Titel: Mutterschuldgefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Hartmann
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-transport, -erziehung, Babysitten und Betreuung der Hausaufgaben, nicht nur die Erforschung und Begleitung zu sämtlichen Förderkursen, Therapien und Elternabenden, sondern auch die Planung und Organisation aller Familien- und Gesellschaftsfeste und gemeinsamen Unternehmungen in der Familie. Ob Geburtstage für Groß und Klein, Karneval, Ostern, Sankt Martin, Halloween oder Weihnachten, ob Taufe, Kommunion, Konfirmation oder Feste anderer Religionen, denen man angehört, ob Verwandtenbesuche, Wochenendausflüge oder Jahresurlaube: Es sind meist Frauen, berufstätig oder nicht, die sich hier den Kopf zerbrechen, planen, basteln, nähen, kaufen, einladen und buchen und sich die Hacken ablaufen, während die Männer, wenn es hochkommt, an besagten Tagen selbst gerne mal kräftig mit anfassen, ansonsten aber ihre Hirne und Alltage gerne unbelastet von derlei Tamtam lassen.
    Ach, für Mütter und unter Müttern könnte es heute so schön sein. Ist es aber oft nicht. Wirklich dumm, dass auch wir Frauen uns gegenseitig so wenig Respekt zollen. Es ist ein Bumerang, der uns schmerzhaft trifft. Es ist die letzte Bastion, die fällt. Denn wenn selbst wir Mütter uns nicht das gute Gefühl geben, genug zu leisten, wer soll es denn dann noch tun?
    Â 
    Nein, Ihr Herren und Damen Ratgeber! Ich weiß nicht, in welch glücklicher Gesellschaft die Autoren Bruschweiler und Stern unter Müttern ein » psychologisches Umfeld « finden, » in dem Sie sich sicher und vertrauenswürdig fühlen können und in dem Sie den Mut finden, Ihre Fähigkeiten als Mutter zu erkunden«, aber in meinem Umfeld ganz sicher nicht. In der
Gesellschaft, in der ich mich bewege, sind selbstständige Erkundungen einer Mutter gar nicht gefragt. Falls ich jemals die Erwartung hatte, dass ich, wenn ich als Mutter zu anderen Müttern stoße, einer Welt aus mütterlicher Güte, Freude, Toleranz, liebender Aufmerksamkeit und unerschütterlicher Sicherheit im Umgang mit Kindern begegne, war das leider recht kindlich und falsch. Mütter sind entgegen allen hartnäckigen Gerüchten auch nur Menschen, und zwar häufig sehr müde, überforderte, ängstliche, erschöpfte, verunsicherte, geschmähte und aggressionsgeladene Exemplare, die von allen Seiten massiv unter Druck gesetzt werden, ein perfektes Kind in einem perfekten Heim zu einem perfekten Menschen heranziehen zu müssen und nach allen Seiten dabei versuchen, ein bisschen Sicherheit zu ergattern. Und das bisschen Sicherheit finden sie oft nur noch unter Gleichgesinnten, nicht aber bei Andersdenkenden.
    Â 
    Sagt die eine Mutter zur anderen: »Mein Gott, was ist mein Kind frech. Was habe ich nur falsch gemacht?«
    Sagt die andere: »Das kann ich dir genau sagen!«

Kapitel 5
    Wer läuft schneller?
    Die Zeit vergeht, die Kinder werden älter, sie stehen auf und - oh Wunder! - fangen an zu laufen. Vielleicht ist dies hier und da ein erster Erfolg der Frühförderung? Wir wissen es nicht und wir werden es nie erfahren. Was für eine wunderbar krisensichere Sache diese Frühförderung doch ist!
    Die ersten Babygruppen lösen sich auf. Auch mein PEKiP-Kurs war nur für das erste Lebensjahr. Und was kommt jetzt? Es ist Zeit für mich, mich neu zu orientieren.
    Aufmerksam studiere ich die Angebote von Mutter-Kind-Kursen. In gut gelaunten, kindgerecht illustrierten Texten betonen diverse Anbieter, dass gerade bei ihnen Babys und Kleinkinder miteinander und voneinander besonders gut lernen. Bei ihnen hätten sie den optimalen Start für das ganze Leben. Die lieben Kleinen dürften natürlich auch Spaß haben, aber nicht als Selbstzweck, sondern als Methode. Lernen mit Spaß und unter professioneller Anleitung, das ist die alles übergreifende Devise. Da auch wir Mütter lernen müssen, wie man ein Kind effektiv fördert - jeder versteht, dass hohe Ziele beim Kind hohe Qualifikationen der Mutter voraussetzen -, sind die Kursangebote vielfältig. Wie wäre es denn zum Beispiel mit ein bisschen Kommunikationstraining?
    Â» Möchten Sie Ihr Baby noch besser verstehen und wissen, was in seinem Köpfchen vorgeht?«, heißt es auf einer Website.

    Ich schaue auf mein Töchterchen, das gerade fröhlich ins Badezimmer tippelt, saubere Socken in die Toilette schmeißt und befriedigt hinterherguckt. Ja, gerne möchte ich das. Schließlich sollen wir Mütter die

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