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Mutterschuldgefuehl

Titel: Mutterschuldgefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Hartmann
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verbreiten wie: »Wenn eine Frau nicht zu Hause bleiben will, soll sie doch gar keine Kinder kriegen!«, manövrieren sie sich selbst ganz schnell in eine Sackgasse.
    Eine Mutter, die denkt, eine Mutter sei eine schlechte Mutter, wenn sie nicht stets in erster Linie an ihre Kinder denkt und immerzu bei ihnen ist, verbaut sich schlicht selbst alle Wege, nicht nur Mutter, sondern auch Mensch zu sein. Sie sieht dann nicht, dass das Leben auch für Frauen mit Kindern heutzutage tatsächlich sehr viel mehr zu bieten hat als aufopfernde Selbstaufgabe und dass es Kindern auf viele verschiedene Arten gut gehen kann. Das kann dazu führen, dass eine Hausfrau tatsächlich lebt wie ein Klischee der frustrierten Hausfrau, die sich Tag und Nacht abrackert und Undankbarkeit von allen beklagt, aber nicht weiß, wie sie dem Hamsterrad entkommen soll.
    Es ist schade, aber wir Frauen mit Kindern sind eine heillos zerstrittene Mannschaft, in der jede die Position der anderen auf dem Spielfeld beäugt und beschimpft. Willkommen im Klub der ewigen Verliererinnen. So kann man keine Siege einfahren und kein gutes Gefühl unter Müttern verbreiten.
    Inzwischen bin ich auf der Hut. Wann immer ich das Wort »Mutter« in einer Schlagzeile lese oder im Fernsehen höre, blättere ich schnell weiter oder schalte um. Ich will mir nicht schon wieder die Laune verderben lassen.

Das andere Geschlecht: die Väter
    Väter können sich übrigens inzwischen entspannt zurücklehnen und die Hände reiben. Die Frauen halten sich so angestrengt in Schach und werfen sich gegenseitig so vehement vor, ihren Pflichten als Frau oder Mutter nicht zu genügen,
dass sie völlig vergessen, auch die Väter stärker in die Pflicht zu nehmen. Ja, es geht sogar so weit, dass - hurra, wir sind modern! - der Nutzen der Frau für den Mann zum ernst gemeinten Diskussionsargument wird: »Eine Hausfrau ist für den Mann langweilig« kontra »Karrierefrauen geben dem Mann nicht die Aufmerksamkeit, die er braucht«. Wenn er sie verlässt, ist immer sie schuld. Darüber herrscht Einigkeit. Da ist man doch gerne Mann.
    Sehen wir es positiv - ist es nicht schön, dass wir so gut zu unseren Männern sind, wenn wir es schon nicht zu uns selbst sind? Es sei ihnen doch gegönnt, den neuen Vätern, auch wenn es sehr viel weniger sind, als man gemeinhin annimmt.
    Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, als würde ich die vielen guten Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten bei den Männern nicht sehen. Natürlich gibt es den neuen Vater, der sich liebevoll und verantwortungsbewusst um sein Kind kümmert. Natürlich gibt es Männer, die echte Partner sind. Und es gibt immer mehr von ihnen. Schön! Ich hätte kein Kind, wenn es nicht so wäre. Dank an den Trüffel! Aber all denen, die deswegen die rosa Papi-Brille tragen, sei gesagt: Es gibt immer noch nicht genug von ihnen. Wir sollten uns nicht davon täuschen lassen, dass Männer in Kreißsälen zu sehen sind, Elterngeld beantragen, geschickt windeln und füttern und mit Kinderwagen das Straßenbild bevölkern. In Deutschland hält sich nach wie vor hartnäckig die Auffassung, dass ein Kind zu seiner Mutter gehört und der Haushalt Frauensache ist. Nach einer Familienstudie von Vorwerk 2008 wünscht sich fast jede zweite Frau (42 Prozent) vom Partner mehr Hilfe im Haushalt - wobei das Wort »Hilfe« schon alles über das Rollenverständnis sagt. 90 Prozent der Männer aber sind überzeugt: »Mehr Hilfe ist nicht nötig!« Und während 64 Prozent der 16- bis 29-jährigen Frauen es für »ganz besonders wichtig halten«, dass berufstätige Mütter ihre Freizeit nicht nur mit Hausarbeit und Kinderpflege verbringen, findet nur jeder Dritte der gleichaltrigen Männer, dass Frauen sich nicht für die Familie aufopfern, sondern selbstbewusst auch eigene Interessen und Wünsche durchsetzen sollten.

    Man muss es diesen Männern lassen: In ihrem Kosmos sind sie logisch. Sie wollen doch auch nur das Beste für ihr Kind, und dafür sind sie bereit, das Beste ihrer Frauen zu opfern. Wie sollen Mütter auch Zeit haben für ihre Interessen, wenn sie »Haushalt und Kinder« sorgfältig »erledigen«? Denn »Haushalt und Kinder« ist großzügig definiert: Es ist nicht nur Waschen, Putzen, Bügeln, Staubsaugen, Einkaufen und Kochen, Kinderpflege, -einkleidung,

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