Muttertier @N Rabenmutter
hatte?
»Nein, Lennart. Wir essen jetzt Kuchen und danach startet euer Wrestling-Training. Mag noch jemand Kindersekt?« Das Kuchenessen verlief unspektakulär und war erwartungsgemäß nach 15 Minuten beendet. Danach verteilte ich die T-Shirts mit dem Aufdruck ›Let’s get ready to rumble‹ und Stifte an die Kinder. Ich schrieb für die Kinder, die noch nicht schreiben konnten, ausgedachte Namen auf die Shirts, und sie malten dann bunte Masken darauf. Nur Lennart schien von der Idee nicht begeistert zu sein.
»Kinderkacke«, kommentierte er die Aktion, ließ mich dann aber doch Batista auf sein T-Shirt schreiben.
»Die T-Shirts sehen schon echt cool aus«, sagte ich, als alle fertig waren. »Aber damit ihr ausseht wie echte Wrestling-Stars, könnt ihr euch jetzt noch Schweißbänder, Gürtel und Stirnbänder basteln und euch gegenseitig mit der Schminke anmalen wie die echten Profis.« Lennart konnte auch am Schminken keinen Gefallen finden.
»Den Mist mach ich nicht mit. Kommt jetzt endlich Batista?«
»Nein, Lennart. Wenn ihr fertig geschminkt seid, fängt das Training an. Seid ihr alle so weit? Gut. Dann zeige ich euch jetzt mal, wie ihr euch fit macht für den großen Kampf.« Ich sagte den Kindern, was sie bei den einzelnen Trainingsstationen machen mussten.
»Was soll der Mist? Wann kommt endlich Batista?«
»Lennart, Batista kommt nicht. Der ist in Amerika. Aber ich habe mir ganz viel Mühe gegeben, damit du heute einen tollen Geburtstag hast, und ich würde mich sehr freuen, wenn du einfach mitmachst. Okay?« Ich hoffte, Lennart würde sich doch noch auf meine Spiele einlassen.
»Wenn Batista nicht kommt, gehe ich wieder zur PlayStation. Kommt mit. Ich zeig euch, wie Batista dem Undertaker alle Knochen bricht.« Seinem Befehl gehorchend trotteten 15 Kinder wortlos hinter Lennart ins Haus und ließen mich allein auf der Terrasse zurück. Regungslos stand ich da und überlegte, wie ich das Fest noch retten konnte. Plötzlich kam ein etwa vierjähriger Junge aus dem Wohnzimmer gerannt, zupfte an meinem Arm und sagte: »Du, dein Kuchen war lecker.« Gleich darauf verschwand er wieder im Haus. Fassungslos starrte ich auf den noch gedeckten Geburtstagstisch, die Kuchenreste, meine tollen Trainingsstationen. Beim Blick auf das Trampolin stiegen Tränen in meinen Augen hoch. Wie konnte das nur so total in die Hose gehen? Ich hatte mir so viel Mühe gegeben, mich in dieses bescheuerte Thema eingearbeitet, sodass ich selbst schon Lust auf einen Wrestling-Geburtstag hatte. Und da kommt so ein verzogenes Rotzblag, das alles einfach nur scheiße findet. Seine Mutter lässt sich auf der Party ihres Sohnes nicht mal blicken. Genau, wo war Cindy eigentlich? So ging das ja wohl nicht. Sie sollte ihrem Sohn jetzt gefälligst sagen, dass er wieder mitmachen und sich benehmen sollte. Ich wollte gerade ins Haus gehen, um Cindy zu suchen und ihr meine Meinung zu sagen, da trat sie schnellen Schrittes auf die Terrasse.
»Maxi, was ist denn hier los? Warum sitzen alle vor dem Fernseher?«
»Lennart haben meine Spiele nicht gefallen. Er möchte lieber PlayStation spielen. Vielleicht kannst du ihn dazu motivieren, wieder mitzumachen.«
»Das ist ja nun wirklich nicht meine Aufgabe. Wenn dir bei deinem Job die Kinder weglaufen, zeugt das nicht gerade von professioneller Arbeit.« Mit dieser Aussage landete Cindy einen Volltreffer auf mein ohnehin schon stark angeknackstes Selbstbewusstsein.
»Vielleicht wäre Lennart ja nicht weggerannt, wenn seine Mutter auch ein wenig Begeisterung gezeigt hätte.« Ich wusste, dass ich einen Schritt zu weit gegangen war, dass ich so nicht mit einem Kunden reden durfte, aber das musste einfach raus. Ich konnte es nicht fassen, dass jemand so wenig Anteil am Geburtstag des eigenen Kindes nahm.
»Für diese Leistung kann ich dich natürlich nicht bezahlen, Maxi. Das hätte ich wohl noch selbst hinbekommen.« Diese Frau war einfach unglaublich. Absolut kein Unrechtsbewusstsein.
»Aber ich habe Ausgaben gehabt. Ich habe meinen Teil der Vereinbarung erfüllt. Ich kann nichts dafür, dass Lennart alles außer PlayStation scheiße findet.«
»Maxi, bitte nicht so ordinäre Worte vor den Kindern. Die Vereinbarung lautete, dass du Lennart ein tolles Geburtstagsfest machst. Das ist dir offensichtlich nicht gelungen.« Dagegen konnte ich nicht einmal etwas sagen. Sie hatte ja recht. Wenn Lennart lieber PlayStation spielte als meinen Trainingsparcours zu absolvieren, dann hatte ich wohl
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