Muttertier @N Rabenmutter
der kurzen Anweisung ›Versuch den mal.‹ Mir fiel kein Stein vom Herzen, nein es war ein ganzes Felsmassiv. Wo hatte er wohl den Code hergezogen? Egal, Hauptsache war, dass ich jetzt weitermachen konnte.
Am nächsten Morgen hatte ich es endlich geschafft. JobsForMums.de war fertig. Als mein Bruder die Website online schaltete, konnte ich es kaum glauben, dass ich ganz allein dieses Skript konfiguriert hatte. Wahnsinn! Ich hatte mein erstes Etappenziel erreicht und war so stolz auf mich. Ich hatte so verbissen daran gearbeitet und immer wieder vehement betont, dass ich dies durchziehen wollte, koste es, was es wolle. Mein Bruder schickte mir einen YouTube-Link mit den Worten ›Nie wieder hungern!‹ Ich klickte den Link an, und da erschien ein Auszug des Films ›Vom Winde verweht‹ mit Scarlett O’Hara. Völlig erschöpft von den Strapazen, mit zerzaustem Haar, verdreckt und total abgerissen, stand sie langsam vom Boden Taras auf, dem verbrannten Großgrundbesitz ihrer Eltern, und sagte mit erhobener, geballter Faust, fest entschlossenem Blick und starker Stimme:
›Gott ist mein Zeuge, Gott ist mein Zeuge. Ich lass mich nicht unterkriegen, und wenn es vorüber ist, dann will ich nie wieder hungern, weder ich, noch die Meinen, müsste ich stehlen, lügen und sogar töten. Ich schwöre bei Gott, ich werde nie wieder hungern.‹
Ich musste schlucken. Diese Szene war sehr ergreifend. Nicht, dass ich mich jetzt so sah wie Scarlett, die einiges durchgemacht hatte und keinerlei Skrupel an den Tag legen wollte, aber ich spürte, welche Gefühle sie bewegten. Auch ich hatte den festen Entschluss gefasst, mein Projekt auf jeden Fall mit Erfolg zu krönen.
Als ich das Mittagessen zubereitete, kam Lieschen schon mit Franziska durch die Tür, die laut »Daach« rief. Sie wurde jeden Tag mehr zu einer echten Gladbacherin. Die Zeit, die sie mit Lieschen verbrachte, machte Franziska zur rheinischen Frohnatur, und das Coolste war, dass sie jetzt auch noch anfing, Gladbacher Platt zu reden. Die zwei hatten eine sehr innige Beziehung aufgebaut. Lieschen war wie eine Oma für Franziska, der Ruhepol neben mir, der immer im Dauerstress befindlichen Mutter.
»Isch han kene Jebursdaach, warum is dänn dä Tisch so opjerümt un schön jedeckt?«, fragte Lieschen.
»Wir haben was zu feiern! Mein Online-Baby ist heute auf die Internet-Welt gekommen. Ich könnte ausrasten vor Freude. Vielen Dank, Lieschen, dass Sie mich immer so tatkräftig unterstützt und mir in den letzten Wochen den Rücken freigehalten haben. Komm her, du kleine Nervensäge, ich danke dir auch sehr.« Ich umarmte meine Mädels, und schon verdrückte ich einige Freudentränen.
Stolz führte ich ihnen meine Website vor. »So, das ist sie. Wenn man die Seite anschaut, sieht das nicht kompliziert aus, aber es war schon sehr, sehr viel Arbeit, und ich bin so glücklich, dass sie erstmal fertig ist.”
»Doll, hässe jut jemeckt, han zwar kin Ahnung von so jet, äver isch denk, dat die Lütt, die da onlein jonn, wisse wat se donn müsse«, bemerkte Lieschen.
An diesem Tag feierten wir den Geburtstag von JobsForMums.de. Nach dem Mittagessen lud uns Lieschen zum Eisessen in Eicken bei Marco ein. Es war ein so schöner relaxter Tag, der mir wie Urlaub vorkam. Ich war schon Jahre nicht mehr so entspannt und zufrieden gewesen wie an diesem Tag. Meine Idee wurde Wirklichkeit. Mit meinem festen Willen und von Gott gesandter Hilfe wie Lieschen, meinem am Ende doch noch brauchbaren Bruder und meiner verständnisvollen Tochter hatte ich es geschafft. An diesem Tag machte ich mir gar keine Gedanken, wie es weitergehen sollte. Ich genoss meinen Teilerfolg.
In den Tagen, nachdem die Seite online gegangen war, installierte ich mit Anleitung aus Malle meinen Blog und begann fleißig Artikel zu schreiben. Ideen hatte ich genug. Allein die Gespräche der Mütter, die beim Ballett auf ihre Tanzmäuse warteten, brachten mir Stoff ohne Ende. Ich ging nie ohne Notizheft und Stift aus dem Haus. Der JobsForMums.de-Blog war ein Online-Ratgeber für Frauen und Mütter, die wieder in den Beruf zurückwollten. Tipps für Bewerbungsschreiben, für Vorstellungsgespräche, politische Themen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren die Hauptthemen meiner Blog-Artikel.
»Find isch escht jut, dat wat du da schrifst, Mädsche, lese dat denn viel Lütt?«
»Ja, das lesen wohl schon einige Leute. Mein Artikel wird an sehr viele Netzwerke automatisch geschickt, sobald ich ihn verfasst habe.
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