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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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Windeseile, bevor es sich die Mama noch einmal anders überlegte, hatte Till die Ballermann-Fußball-Hits eingelegt und schmetterte laut:
    »Deutschland ist der geilste Club der Welt, Deutschland ist der geilste Club der Welt. Schalalalalala …!« Die Maßnahme zeigte die gewünschte Wirkung. Missmutig öffnete Jan ein Auge, nur um es sofort wieder zu schließen.
    »Müsst ihr hier immer so einen Lärm machen? Ich will schlafen. Decke! Schnulli!«
    »Guten Morgen, mein Liebling. Schau mal, Mami hat dich schon angezogen. Du darfst gleich in den Kindergarten. Und ich hab auch schon deine Tasche gepackt. Heute gibt es ein leckeres Nutella-Brot, einen Apfel und ein Joghurt. Komm mein Schatz, wir müssen los.«
    »Ich will nicht in den blöden Kindergarten. Immer muss ich in den Kindergarten!«
    Mit schlechtem Gewissen zog ich dem völlig verschlafenen Jan Schuhe und Jacke an, forderte Till auf, die Musik auszumachen und verließ mit beiden Kindern das Haus. Alex war schon einige Minuten zuvor aufgebrochen.
     
    Nachdem ich alle Einkäufe erledigt hatte, kochte ich für die Jungs schnell ein Mittagessen, holte sie vom Kindergarten ab und brachte sie gleich nach dem Essen zu Andrea. Sie hatte sich bereit erklärt, auf die beiden aufzupassen, während ich bei den Hausteins war. Offensichtlich zählten Hagen und Paul nicht zu Lennarts engstem Freundeskreis, denn sie waren nicht zu der Party eingeladen.
    Mit klopfendem Herzen betätigte ich die Hausteinsche Löwenklingel und wartete darauf, dass Henriette mir die Tür öffnete.
    »Hast du ein Geschenk für mich?« Lennart riss die Tür auf und musterte mich fordernd.
    »Hallo Lennart. Ich gratulier dir ganz herzlich zum Geburtstag und ich freu mich schon riesig auf die Party heute mit deinen …« Weiter kam ich nicht.
    »Hast du ein Geschenk für mich?«
    »Natürlich habe ich ein Geschenk für dich. Hier, bitte schön. Ich hoffe, es gefällt dir.« Ohne ein Dankeschön nahm Lennart das Päckchen, riss das Papier auf und sah missbilligend auf das Buch, das ich für ihn gekauft hatte. Ich hatte lange überlegt, was ich Lennart schenken sollte. Sein Hobby Wrestling wollte ich nicht unterstützen. Mit einem Buch macht man nichts falsch, hatte ich mir gedacht und in meiner Lieblingsbuchhandlung nach einem passenden Geschenk gesucht. Die Inhaberin, Frau Frank, war mit Leib und Seele Buchhändlerin. Das Beste aber war, dass sie Kinder mochte. Ihre Buchhandlung war eine der wenigen, in denen sich Till und Jan richtig wohl fühlten, weil sie dort nicht an den obligatorischen Spieltisch mit Motorikschleifen verbannt wurden, sondern von Frau Frank stets dazu ermuntert wurden, die ausgestellten Bücher auch anzuschauen. In dieser Atmosphäre bekam wirklich jeder Lust aufs Lesen. Als ich Frau Frank von meinem speziellen Problem erzählt hatte, empfahl sie mir aus der Reihe ›Was ist Was junior‹ die Ausgabe ›Mein Körper‹. Darin ging es unter anderem um Sport und Muskeln und beim Wrestling spielt ja die Beherrschung des eigenen Körpers eine nicht unerhebliche Rolle.
    »Was’n das für’n Scheiß?« Lennart ließ das Papier samt Buch auf den Boden fallen und rannte ins Wohnzimmer, wo auf einem riesigen Flachbildschirm animierte Wrestling-Figuren, die anscheinend zu einem PlayStation-Spiel gehörten, laut schreiend zu Boden krachten.
    »Lennart, wo ist denn deine Mama?« Keine Antwort. Etwas orientierungslos stand ich im Wohnzimmer und sah zu, wie Lennart begeistert die Knochen brechen ließ.
    »Cindy? Bist du da?« Als sich nichts rührte, ging ich durchs Wohnzimmer auf die Terrasse und beschloss, mit den Vorbereitungen zu beginnen. Zum Glück hielt das Wetter noch. Es sah ganz so aus, als ob das Wrestling-Turnier stattfinden könnte. Nachdem ich den Tisch eingedeckt hatte, baute ich die Trainingsstationen auf und lagerte die Requisiten für die Spiele so, dass ich sie nach dem Kuchenessen griffbereit haben würde. Dann wollte ich die Küche aufsuchen, um die Zutaten für die Hot Dogs in den Kühlschrank zu stellen.
    »Lennart, zeigst du mir mal, wo eure Küche ist?«
    »Henrietteeeee!« Ohne seinen Blick vom Bildschirm abzuwenden rief Lennart nach der Hausangestellten. Kurze Zeit später erschien Henriette in exakt dem gleichen schwarzen Rock und der gleichen weißen Bluse wie bei meinem ersten Besuch. Ich fragte mich, ob es Zufall war, dass sie diese Sachen heute wieder trug, ob sie jeden Tag dieselben Sachen anzog oder aber ob sie sechs-oder siebenmal den gleichen schwarzen

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