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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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schmatz) wir verachten das Essen (schmatz, würg). Dieses Erlebnis hatte ich meinem Franz-Prof an der FH erzählt, um meine Französisch-Blockade zu erklären, und er hat mir mit viel Verständnis für dieses traumatisierende Erlebnis eine Drei gegeben, obwohl es gerade mal für eine schlechte Vier gereicht hätte. Und hier zeigt sich mal wieder, woran ich immer fest glaube: Alles im Leben hat einen Sinn, man erfährt ihn oft nur viel später (in diesem Fall sechs Jahre).
    So glaube ich auch jetzt daran, dass ich meinen Platz finden werde.
    JobsForMums ist wirklich eine dringend notwendige Plattform. Vielleicht gibt es Arbeitgeber, die Frauen wollen, aber Mütter sind ein Hochsicherheitsrisiko für jede Firma. Denk doch mal, das Kind ist krank und das hysterische Muttertier bleibt besorgt zu Hause. Die Firma könnte ja quasi zumachen. Das überlebt kein florierender Industriebetrieb. Ich habe eine Freundin, die hat drei Kinder. OK, sie hat studiert, das hat ihr sicher Spaß gemacht, aber die kann doch nicht ernsthaft denken, dass deutsche Unternehmen auch noch die Hobbys von gelangweilten Hausfrauen finanzieren. Soll die Frau doch froh sein, dass sie ihr Hirn nicht mehr anstrengen muss, jetzt, wo sie mit den Kindern so viel um die Ohren hat.
    Wie geht’s Franziska? Schwimmt sie jetzt wie ein Delfin? Wir sind seit dem Urlaub gar nicht mehr schwimmen gewesen. Ich verbringe meine Tage im Internet auf der Suche nach Arbeit.
     
    Viele liebe Grüße
    Maxi

5
    Der Aufbau meiner Website führte mich an den Rand meiner Belastbarkeit. Ich war mehr als einmal kurz davor, das Notebook aus dem Fenster zu werfen. Ich hatte immer gedacht, dass mein Englisch gut sei, aber dieses Computerzeug verstand ich einfach nicht. Oft saß ich stundenlang vor dem PC, nur um herauszufinden, was ich wie und was zuerst machen sollte. Dabei konnte mir mein Bruder auch nicht helfen. Er war Marketingexperte und konnte meine Hauptseite in einem ansehnlichen lila designen, aber das Skript für die Jobbörse war für ihn genauso neu wie für mich. Es waren so viele Kleinigkeiten zu beachten. Unzählige Male musste ich wegen meiner Schusseligkeit doppelte Arbeit leisten, weil ich Zwischenschritte nicht abgespeichert hatte.
     
    Die letzten drei Nächte hatte ich durchgearbeitet und stand nun kurz vor der Fertigstellung der Website, als mir die verfluchte Datenbank ohne ersichtlichen Grund den Zugang verweigerte. Mein Gesicht erstarrte. Völlig aufgelöst rief ich meinen Bruder an. »Wie ist das verdammte Passwort? Ich komme da jetzt nicht mehr rein. Wieso will der plötzlich ein Passwort? Oh Gott, die ganze Arbeit war umsonst. Mir ist schlecht.« In diesem Augenblick verhielt er sich wie ein echtes Arschloch.
    »Du bist auch saublöd«, sagte er abfällig zu mir.
    »Hast du jetzt einen Knall oder hat die mallorquinische Sonne dein Gehirn total verquirlt, du Spinner!«, schrie ich ins Telefon. Es ging ums blanke Überleben. Wenn ich das Passwort nicht finden würde, hätte ich das Skript vergeblich von meinen letzten Moppen gekauft, und die Mühen der letzten Wochen, der Tage und Nächte wäre umsonst gewesen. Mir wurde schwindelig, ich fing an zu zittern. Es war der blanke Horror. Ich hasste ihn. Mit seiner großkotzigen Art hatte er mich schon als Kind regelmäßig zur Weißglut gebracht. Ich hasste ihn jetzt so sehr. Er hatte kein nettes Wort für mich übrig, nein er pulte in meiner Wunde, immer tiefer, schüttete Salz, Chili und Tabasco hinein und ergötzte sich daran, dass die dumme kleine Schwester jetzt so richtig in der Luft hing. Ich musste daran denken, wie meine Großmutter in Kroatien auf ihrem Hof Hühner schlachtete. Am liebsten hätte ich ihn jetzt genauso zwischen meine Knie geklemmt, mit der linken seinen Kopf festgehalten und ihm mit einem großen Messer in der rechten Hand den Hals durchgeschnitten.
    »Du bist undankbar, ich habe dich die ganze Zeit unterstützt. Wo ist denn jetzt deine super Tabelle, in der du alles so toll einträgst, du blöde Kuh?«, brüllte er, während ich bereits dem Nervenzusammenbruch nahe war und heulte wie ein kleines Kind, das seinen Lieblingsteddy auf dem Spielplatz liegen gelassen hatte.
    Wütend und enttäuscht legte ich auf. Er rief bestimmt noch zehn Mal an, aber ich hatte keine Lust, mich noch mal von ihm beschimpfen zu lassen. Ich wühlte in meinen Unterlagen, in meinen Excel-Tabellen, aber das Passwort war unauffindbar. Im Laufe des Tages kam dann eine E-Mail aus Mallorca mit einem Zahlencode und

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