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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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    Solche Glücksmomente waren bislang leider selten gewesen. Aber es waren die Momente, die mir das Gefühl gaben, auf dem richtigen Weg zu sein. Zeit zum Ausruhen hatte ich nicht. Ich musste jeden Tag einen informativen Blog schalten und war außerdem damit beschäftigt, JobsForMums.de in allen möglichen Internet-Verzeichnissen zu registrieren. Überhaupt stellte sich das Internet-Marketing als außerordentlich zeitraubende Angelegenheit heraus. Doch aufgrund meiner finanziellen Unpässlichkeit konnte ich nichts auslagern. Ich musste alles selbst machen. Immerhin konnte ich mich auf meinen Bruder verlassen. Wir chatteten nahezu täglich, und regelmäßig hatte er Verbesserungsvorschläge für mich.
    »Schwester, das neue Zauberwort heißt Inbound Marketing. Diese Strategie ist insofern interessant, da du von genau denjenigen Frauen gefunden wirst, die explizit nach deinen Informationen suchen. Du platzierst dich überall im Internet, schreibst weiterhin deine Artikel, kommunizierst in Foren, hinterlässt deine Kommentare und wirst quasi automatisch gefunden, weil die Leser an allen Ecken und Enden über deine Inhalte stolpern werden. Du hast kein Geld, das du investieren kannst, aber du hast Zeit. Ich werde eine Strategie für dich ausarbeiten, die funktionieren wird. Aber du musst auch wirklich alle Punkte umsetzen«, schrieb er mir eines Tages in einem Befehlston, den ich gar nicht an ihm mochte. So war er eben. Er war bereit zu helfen, aber dann musste auch alles so passieren, wie er sich das vorstellte.
    Nachdem ich seine mehrseitige Analyse samt Strategie, Maßnahmen-und Zeitplan erhalten hatte, hätte ich heulen können. »Ich kann das in dieser Zeit nie im Leben schaffen. Der hat Franziska gar nicht mit eingeplant«, jammerte ich Lieschen die Ohren voll. »Typisch, dieser kinderlose Freak, der nachts bis 3.00 Uhr arbeitet und dann am nächsten Tag bis mittags im Bett liegt!«
    »Resch disch nit op! Du kanns sowieso nur ene Schritt nach de anger donn«, versuchte sie mich zu trösten.
     
    Ich hatte größte Schwierigkeiten, Franziska in meinen Arbeitsalltag einzubinden. Schließlich war sie bislang die Nummer eins in meinem Leben. Obwohl ich das Gefühl hatte, rund um die Uhr zu wirbeln, schaffte ich gerade einmal sechs effektive Arbeitsstunden pro Tag – an Wochenenden arbeitete ich nicht, weil ich wenigstens diese Zeit voll und ganz Franziska widmen und auch mir selbst ein paar Stunden Erholung gönnen wollte. Doch mit den sechs Stunden konnte ich nichts reißen. Was machte ich bloß falsch? Wo verlor ich Zeit? Meine Arbeitstage waren von vorn bis hinten verplant. Okay, wenn ich Franziska nicht jeden Morgen zum Kindergarten bringen müsste, könnte ich mir noch das Duschen sparen. Allerdings schien mir der Gedanke, dass die Vernachlässigung meiner Körperhygiene womöglich die Lösung meines Zeitproblems bedeutete, mehr als absurd.
    Fakt war, die Selbstständigkeit war anstrengend und beanspruchte jede freie Minute meines Lebens. Andererseits war mir bewusst, dass ich Gas geben musste, wenn ich irgendwann einmal mit JobsForMums.de Geld verdienen wollte. Zum Glück gab es einen Menschen, der mir in dieser vertrackten Situation zur Seite stand: Lieschen. Sie war meine persönliche Unternehmensberaterin. Mit allen entscheidenden Fragen ging ich zu ihr. Wenn ich ihr ein Problem schilderte, hörte sie aufmerksam zu, dachte kurz nach und glänzte mit der passenden Lösung. Offenbar wird man im Alter wirklich weise.
    »Du schaffs nur sechs Stond am Daach? Dann is et ja ene Teilzeit-Selbstständischkeit! Dat bedeutet, dat du ooch die doppelte Zit brauchen würst, um erfolgreisch zu sin«, analysierte sie ebenso einleuchtend wie niederschmetternd mein Dilemma. »Du muss disch opschrieve, wann de arbeite kanns. Dabei musst du disch davon lösen, dat dinne Wochenend immer frei ist. Wer sacht denn, dat du dir nisch ooch mal unter der Woche freinehmen kanns? Un wer schreibt dir vor, wann du aufstehen solls? Verjess dinne alde Trott. Dat hann isch in ene Frauezietschriff jelese, die nannten dat Zeitmanagement!« Wow, die Frau referierte im Stil einer Professorin! Und sie hatte recht!
    »Okay, gut, ich schreibe mir das jetzt alles auf«, erwiderte ich und verschwand in Franziskas Zimmer. Mit einer großen bunten Pappe und einem riesigen Becher voller Buntstifte bewaffnet kehrte ich zurück und schaute mich Hilfe suchend nach einem geeigneten Arbeitsplatz um.
    »Da hast du schon so ene jroße Tisch un immer noch

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