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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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standen, den toten Vogel im Fischernetz von der Nordsee. Und das in Zeiten von Vogelgrippe! Ich habe ihnen erklärt, dass der Boden gefroren wäre und wir den Vogel deshalb leider nicht begraben könnten. Als sie wissen wollten, was wir mit dem Tier machen, schlug ich vor, ihm ein weiches Bett aus Grünschnitt in der Biomülltonne zu bereiten. Mein Gott! Wie konnte ich nur? Die Jungs waren außer sich und Hagen schimpfte: »So geht man nicht mit toten Lebewesen um!« Ehrlich, ich wollte nicht respektlos sein, aber was hätte ich denn machen sollen? Der Boden war wirklich steinhart. Da ging keine Schaufel rein! Ich habe den Vogel dann mitsamt dem kontaminierten Fischernetz hinter die Garage gelegt und gesagt, Alex würde sich am Abend darum kümmern. Tja, und bis zum Abend hatte Till den Vogel schon wieder vergessen.
    Du hattest ja schon immer eine besondere Beziehung zu Tauben. Weißt du noch, als du auf der Ponte Vecchio total im Glück warst, weil dich eine Taube angeschissen hatte? Voll erwischt und du hast wie immer halb hysterisch gelacht, während sich deine Augen mit Tränen füllten im Angesicht dieses guten Omens. Derart motiviert hast du dir dann von irgendwem Geld geliehen, um noch vor Ort und Stelle einen goldenen Anker für deine Kette zu kaufen, damit du dich immer an dieses wunderbare, schicksalhafte Ereignis erinnerst. Hast du den Anker noch?
    Ich war heute früh schon fleißig und habe eine Kolumne geschrieben. Mein ehemaliger Personalleiter hat mich dazu inspiriert.
    Gefällt sie dir?
     
    Liebe Grüße und noch einen schönen, taubenfreien Tag,
    Maxi
     
    Anlage:
     
    Einfach mal rauskommen
     
    Einfach mal rauskommen. Diesen Ausspruch hört man gern in Zusammenhang mit Müttern, die wieder in den Beruf drängen. Einfach mal rauskommen. Oft noch ergänzt durch den Zusatz: unter Menschen. Wenn ich das höre, drängen sich mir so viele Fragen auf, dass ich sie nur mit Mühe in meinem Kopf ordnen kann.
    Bedeutet dieser Ausspruch, dass Hausfrauen-Mamis sich, wie der Name schon ahnen lässt, ständig im Haus aufhalten? Wenn ja, wer bringt die Kinder dann zum Kindergarten, zu Kieferorthopäden, Geburtstagsfeiern und anderen sozialen Events? Wer hindert diese armen Geschöpfe daran, das Haus zu verlassen? Und wo kommt dieser blöde Spruch eigentlich her?
    Jetzt mal ehrlich. ›Einfach rauskommen‹ kann die Antwort eines Gefängnisinsassen auf die Frage nach seinen Wünschen und Zielen sein. In Bezug auf arbeitende Mütter ist dieser Satz wie eine Ohrfeige. Eine Frau, die rauskommen möchte, kann spazieren gehen (mit oder ohne Kinder), sich zum Kaffee verabreden, shoppen gehen oder sich sozial engagieren. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
     
    Als ich gegen Ende meiner Elternzeit hoch motiviert dem Personalleiter unserer Firma gegenüber saß um meinen Wiedereinstieg zu besprechen, zeigte sich dieser sehr erfreut, mich zu sehen, plauderte mit mir über den bevorstehenden Sommer und hatte großes Verständnis dafür, dass ich jetzt auch mal wieder rauskommen wollte. Leider musste er mich aber auch auf eine sehr unerfreuliche Wirtschaftskrise aufmerksam machen und forderte nun meinerseits Verständnis dafür, dass ich mit dem Rauskommen noch etwas warten müsse.
    »Nein!«, sagte ich. »Ich möchte nicht rauskommen. Mir gefällt mein Zuhause. Ich habe es selbst eingerichtet. Die Wände schön bunt, die Raumtemperatur sehr angenehm. Langweilig ist mir auch nicht. Ich bin nicht auf der Suche nach einem Hobby. Ich suche Arbeit.«
    Das Schlimme ist, dass so viele Frauen selbst als Motivation für ihren beruflichen Wiedereinstieg angeben: Ich möchte auch einfach mal wieder rauskommen. Was erwarten diese Frauen denn von ihrem Gegenüber? Wäre ich Unternehmer, würde ich ihnen antworten: Herzlich gern. Da vorn ist die Tür. Niemand kann es sich leisten, eine Selbsthilfegruppe für frustrierte Hausfrauen zu unterhalten.
     
    Und das ist doch auch gar nicht der wirkliche Grund. Arbeiten wollen wir aus den gleichen Gründen wie Männer und kinderlose Frauen auch. Wir wollen Geld verdienen mit einer Tätigkeit, die wir als sinnvoll erachten und die uns idealerweise auch noch Spaß macht. Rauskommen müssen wir dafür nicht mal zwangsläufig, denn arbeiten kann man auch zu Hause. Also hören wir doch bitte mit diesem dummen Spruch auf und machen uns selbst nicht kleiner als wir sind.
     
    Von: Hanna
    Gesendet: Dienstag, 14. Juli 2009, 10:45
    An: Maxi
    Betreff: Von Taube angeschissen, und Glück
gehabt
     
    Erstmal,

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