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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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morgen wieder auf der Ritterburg spielen.«
    »Was?« Till wollte sich mit dieser unbefriedigenden Antwort nicht zufrieden geben. »Wieso hast du nichts gekocht? Gehen wir in ein Restaurant?«
    »Wie du weißt, war ich heute Morgen zum Vorlesen in deinem Kindergarten. Danach habe ich am Computer gearbeitet und keine Zeit mehr gehabt zu kochen. Aber das mache ich jetzt gleich … Jan, bei drei fahre ich nach Hause. Eins, …«
    »Da kommt man vom Kindergarten nach Hause und denkt, man bekommt ein leckeres Mittagessen und was ist? Nichts ist!«
    »Till, ich koche, sobald wir zu Hause sind, okay? … Jan, bei drei bin ich weg. Zwei, …«
    »Nee, gar nichts ist okay. Ich habe Hunger!« Till war aufgebracht über diese offensichtliche Verfehlung seiner Mutter.
    »… und die allerallerallerallerallerletzte Zahl ist die Nummer – bei drei fahr ich! – ist die Nummer drei. Tschüss Jan. Ich hol dich morgen, Liebling. Till komm, wir fahren nach Hause und kochen unser Mittagessen.«
    »Neeeiiiin! Nicht ohne mich gehen! Du bist so gemein! Gemeine Mama!« Jan kam weinend angerannt.
    »Ich hab aber jetzt Hunger«, regte Till sich weiter über die häuslichen Missstände auf. Mit leicht eingezogenem Kopf sah ich mich um, ob eine der anderen Mütter unseren Zwischenfall beobachtete. Als ich sah, dass sich noch keine Menschentraube gebildet hatte und uns niemand mit offenem Mund anstarrte, atmete ich erleichtert auf. Hektisch schob ich die Jungs ins Auto und fuhr nach Hause. Beide waren beleidigt. Ich fragte mich, was eigentlich passiert war. Gut gelaunt war ich am Kindergarten angekommen, um meine beiden Sonnenscheine abzuholen, und jetzt saßen stattdessen zwei Gewitterziegen hinter mir im Wagen. Und das war kein Einzelfall. Ständig gab es Theater beim Abholen. Entweder ich kam zu früh oder ich kam zu spät. Oder ich hatte das falsche Mittagessen gekocht. Es gab immer einen Grund, mit mir zu motzen. Im Allgemeinen schob ich es auf die Unterzuckerung zur Mittagszeit, aber an diesem Tag regte ich mich furchtbar auf. Ich war nicht bereit, mich weiter so behandeln zu lassen.
    »Ist euch eigentlich aufgefallen«, fragte ich die beiden zu Hause, »dass wir die einzige Familie sind, bei der es ständig Streit beim Abholen gibt? Die anderen Mamas kommen, ihre Kinder laufen ihnen freudestrahlend in die Arme, begrüßen sie und gehen heim. Könnt ihr mir erklären, warum das bei uns anders ist?« Betretenes Schweigen bei Till. Sein kleiner Bruder hingegen fühlte sich völlig zu Unrecht angegriffen.
    »Ja, weil du ja immer so gemein bist.«
    »Jetzt reicht es. Ihr geht beide in eure Zimmer, bis ich euch rufe.«
    »Gemeine Mama!« Jan sah sich in seiner Sicht der Dinge vollkommen bestätigt, folgte seinem Bruder aber doch gehorsam in die obere Etage.
    Was war hier nur los? Warum war ich in letzter Zeit immer so schnell gereizt? Ich kam mir schon vor wie eine frustrierte Hausfrau. Aber vielleicht war ich das ja auch? Vielleicht spürte ich jetzt, da auch Jan den Kindergarten besuchte, ich also wieder ein Stück losgelassen hatte, dass es an der Zeit war, wieder eigene Ziele zu verfolgen? Ich wusste, wie wichtig es war, dass ich bald wieder für meine Arbeit bezahlt werden würde. An diesem Abend schrieb ich meine erste Kolumne.
     
    Von: Maxi
    Gesendet: Montag, 13. Juli 2009, 21:48
    An: Hanna
    Betreff: Das Muttertier
    Anlage: Das Muttertier.doc
     
    Liebe Hanna,
     
    hier meine erste Kolumne. Ist sie zu lang? Zu unwitzig? Ich finde es immer blöd, wenn es so gewollt lustig ist. Muss schon irgendwie authentisch sein, oder? Ach, ich weiß nicht. Schreib einfach, was du denkst. Soll ich dir die Texte lieber als PDF schicken?
     
    Liebe Grüße,
    Maxi
     
    Anlage:
     
    Das Muttertier
    oder
    Warum Arbeit für Frauen so wichtig ist
     
    Nein, wie eine Hausfrau wollte ich wirklich nie aussehen. Als ich noch mit beiden Beinen fest im Berufsleben stand, hatte ich klare Vorstellungen davon, wie eine Hausfrau aussieht: Rot getönter, modischer Kurzhaarschnitt und eine gewagt gezickzackte Brille waren für mich von jeher Synonym einer schwäbischen Hausfrau. Und das wollte ich nun wirklich nie werden. Warum nicht? Kann ich nicht sagen. Diese Frauen wirkten auf mich wie der armselige Versuch, an einer Welt teilzuhaben, die sie längst ausgeschlossen hat.
    »Schaut her! Ich bin Hausfrau, aber ich putze mich trotzdem noch raus. Und mein modischer Kurzhaarschnitt mitsamt der gewagt gezickzackten Brille zeigen, dass mein Selbstbewusstsein überhaupt

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