Muttertier @N Rabenmutter
dauerte Stunden.
In der nächsten Nacht konfigurierte ich meine Facebook-Fanpage. Der oberste Befehl dazu kam aus Mallorca. Mein Bruder checkte wöchentlich die Effizienz meiner Seite. Laut seiner Analyse war JobsForMums.de inzwischen top. Leider hatte sich das noch nicht bis zu meiner Bank herumgesprochen. Die Analyse meiner Kontoauszüge sprach eher für Flop. Aber das durfte ich nur denken und nicht sagen, denn immer noch hatte ich nicht alle Punkte seiner todsicheren Strategie umgesetzt. Wenn ich mich hin und wieder dennoch traute, leise Zweifel an dem eingeschlagenen Weg vorzubringen, konterte mein Bruder in der für ihn typischen Art:
»Du musst das sehen wie ein Puzzle. Solange du nicht alle Teile zusammengefügt hast, ergibt es kein vollständiges Bild, eben keine runde Sache.« Er hatte ja grundsätzlich recht, aber meine finanziellen Mittel wurden immer knapper und die Angst vor der ARGE saß mir im Nacken. Also gab ich noch mehr Gas und änderte den Plan.
Ich arbeitete jetzt auch am Mittwochvormittag, der eigentlich den Einkäufen vorbehalten war, und verschob alle Erledigungen auf den Samstag. Ich kam mir vor wie eine Katze, die ihrem eigenen Schwanz hinterherjagt. Immer häufiger arbeitete ich länger als nur bis Mitternacht und merkte bald, dass ich an meine Grenzen stieß. Ich war morgens hundemüde und mich plagte zunehmend ein schlechtes Gewissen Franziska gegenüber. Hätte jemand meine Tochter gefragt, ob ich sie vernachlässigen würde, hätte sie das sicherlich verneint. Ich war ja auch immer bei ihr, allerdings nur physisch. Meine Gedanken hingegen drehten sich unablässig wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell um ein-und dasselbe Thema: Geld!
Ich hatte mich in fast allen sozialen Medien, die es im Internet gab, angemeldet. Meine Artikel wurden nun nicht nur täglich auf Twitter und Facebook publiziert, sondern in mindestens 30 weiteren bekannten Netzwerken. Aber immer noch hatte kein Arbeitgeber eine Anzeige auf JobsForMums.de geschaltet. Noch nicht mal eine kostenfreie, die ich jedem neuen Kunden anbot. Hatte ich etwas übersehen? Und wenn ja, was? Wie konnte ich Arbeitgeber auf meine Seite lenken?
Eines Nachts stieß ich bei Recherchen im Internet auf die mögliche Antwort: Familienfreundliche Unternehmen. Klar, das war es! Ich musste ganz gezielt Firmen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichten, auf mich aufmerksam machen. Und es gab, sage und schreibe, mehr als 700 solcher Unternehmen in Deutschland, die sogar mit einem Zertifikat ausgezeichnet worden waren. Sofort machte ich mich an die Arbeit, deren Adressen zu ermitteln und in einer Excel-Datei zu erfassen. Inständig hoffte ich, dass ich endlich den Schlüssel zum Erfolg gefunden hatte.
Von: Hanna
Gesendet: Dienstag, 14. Juli 2009, 10:03
An: Maxi
Betreff: Ein schlechtes Zeichen?
Liebe Maxi,
wie jeden Morgen musste es auch heute schnell gehen. Franziska soll noch vor neun Uhr im Kindergarten sein. Lieschen hat heute Morgen ihre Generaluntersuchung beim Hausarzt. Sonst bringt sie ja Franziska immer hin.
Und da lag sie, direkt vor uns, auf dem Rücken. Franziska sagte nur: »Oh, armes totes Täubchen!«, während ich Gänsehaut bekam.
Kaum aus der Tür, stolpere ich fast über eine tote Taube. Das hat mir gerade noch gefehlt! Tauben fallen vom Himmel! Ist das jetzt ein schlechtes Zeichen?
Dass die Kinder heutzutage nix mehr schockiert, ist doch bedenklich. Ich hätte in ihrem Alter glatt einen Heulkrampf gekriegt, weil mir das arme Tier so leidgetan hätte. Ich habe auch Dauerweinkrämpfe bekommen, als Lassie den ganzen weiten Weg nach Hause laufen musste und dort total erschöpft ankam. Ich hätte als Fünfjährige sicherlich das Täubchen begraben wollen. Als ich sieben war, haben mein Bruder und ich am Bismarckplatz – damals gab es dort noch Bäume, einen Springbrunnen und einen kleinen Park mitten in der Stadt – ein lebendiges Vögelchen mit angebrochenem Flügel gefunden und gleich mit nach Hause genommen und dort gesund gepflegt.
Liebe Grüße,
Hanna
Von: Maxi
Gesendet: Dienstag, 14. Juli 2009, 10:28
An: Hanna
Betreff: Der Tag der toten Taube
Anlage: Einfach mal rauskommen.doc
Hallo liebe Hanna,
sei froh, dass du die Taube liegen lassen durftest. Till und sein Freund Hagen haben im vergangenen Winter bei Minus 5°C einen toten Vogel in unserem Garten gefunden. Den wollten sie unbedingt begraben. Ich war zu Tode erschrocken, als die zwei vor mir
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